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FeuerwehrRücksichtslose Autofahrer gefährden Wehrleute

Während Feuerwehrleute in Halberstadt eine Ölspur beseitigen, ignorieren Fahrer die Absperrung. Die Kameraden bitten um Rücksicht.

Von Dennis Lotzmann 10.05.2017, 01:01

Halberstadt l Eine mehr als vier Kilometer lange Ölspur zwischen Halberstadt und Athenstedt hat am Montagmorgen mehr als 21 Feuerwehrleute ins Schwitzen gebracht. Nicht nur beim Verteilen und Auffegen des Ölbindemittels hatten die Kameraden mächtig zu tun. Im Stadtgebiet gerieten sie nach Angaben von Wehrsprecher Chris Buchold obendrein mit einigen Autofahrern aneinander, die Absperrungen einfach ignoriert und so Wehrmitglieder gefährdet hätten.

„Wir mussten die Fahrspur im Kreuzungsbereich von Spiegel-, Friedens- und Harmoniestraße für wenige Minuten sperren und schon fuhren mehrere Autofahrer trotz des Blaulichts einfach um unser als Schutz aufgestelltes Einsatzfahrzeug herum, sodass die davor arbeitenden Kameraden rasch zu Seite springen mussten, um nicht in Gefahr zu geraten“, berichtet der 22-Jährige.

Das sei völlig inakzeptabel, betont Buchold und erinnert daran, dass die Wehrmitglieder im Einsatz waren, um von der Ölspur gerade für Motorradfahrer ausgehende Gefahren rasch zu beseitigen. „Hinter mir stand beispielsweise ein älterer Autofahrer und ließ mehrmals den Motor hochtouren, um Druck zu machen“, berichtet Buchold. Das sei einfach eine höchst unschöne Geste und lasse jeden Respekt und jede Rücksichtnahme für die Wehrmitglieder vermissen.

Auslöser der gefährlich-glatten Ölspur war am Montag gegen 5.35 Uhr ein defekter Ford Transit, der von der Klusstraße ausgehend quer durch die Stadt und anschließend bis fast nach Dardesheim Öl verloren hatte. Die Leitstelle beorderte die hauptberufliche Wachbereitschaft sowie Freiwillige mehrerer Ortswehren bis etwa 10.20 Uhr zum Einsatz, um die 4,3 Kilometer lange Lache zu entfernen.

Dabei, so Chris Buchold, sei vor allem Handarbeit gefragt. „Zwei Kameraden verteilen das Bindemittel. Zwei weitere arbeiten es mit den Stiefeln und Besen ein, um das Öl rasch aufzunehmen. Weitere zwei Kameraden fegen es anschließend wieder zusammen, weil das Mittel mehrfach verwendet wird“, beschreibt er die körperlich anstrengende Tätigkeit.

Dabei von Autofahrern noch beschimpft oder gar gefährdet zu werden, sei schlicht das Allerletzte. „Wissen die eigentlich, was das für ein Gefühl ist? Man ist bei der freiwilligen Feuerwehr, möchte ehrenamtlich und in der Freizeit helfen und Gutes tun, und dann wird man von anderen Bürgern behindert und gefährdet“, sagt der 22-Jährige. „Und nach diesem anstrengenden morgendlichen Einsatz mussten wir teilweise noch acht Stunden regulär arbeiten.“

Insgesamt sei der Ton gegenüber Einsatzkräften deutlich rauer geworden und Respekt und Akzeptanz gesunken, sagt Buchold und bestätigt damit die Erfahrungen von Wehrleuten, Polizeibeamten und Rettungskräften. Der bisherige traurige Höhepunkt im Harz beschäftigte sogar das Oberlandesgericht. Ein Autofahrer, der 2014 einen Blankenburger Feuerwehrmann am Rande eines tödlichen Unfalls angefahren und verletzt hatte, kassierte sieben Monate auf Bewährung, drei Monate Fahrverbot und 100 Stunden gemeinnützige Arbeit.