1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Freude am Lernen vermitteln

Frühförderung  Freude am Lernen vermitteln

Eines von vier Hörfrühförderzentren im Land ist in Halberstadt ansässig. Silke Lüttge hilft dort Kindern beim Erleben von Geräuschen.

Von Jörg Endries 28.12.2016, 00:01

Halberstadt l Kinder stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Silke Lüttge und ihrem fünfköpfigen Team der Frühförderung und Beratung des Cecilien­stifts Halberstadt. 1994 aus der Taufe gehoben und seit 2010 im Marie-Hauptmann-Stift Am Burcharditor in Halberstadt ansässig, wird Mädchen und Jungen im Alter von bis zu sechs Jahren, die in ihrer Entwicklung verzögert, von Behinderung bedroht oder behindert sind, eine umfangreiche Hilfe geboten. Insgesamt 82 Mädchen und Jungen werden derzeit in der Einrichtung gefördert, informiert Silke Lüttge.

Im Focus der Arbeit steht die früh einsetzende Betreuung zur Förderung der individuellen und optimalen ­Entwicklung der betroffenen Kinder, sagt Silke Lüttge. Dabei setze man auf die enge Zusammenarbeit mit Eltern und Ärzten. Neben den ambulanten Angeboten in den Räumen der Frühförderung und Beratung im Marie-Hauptmann-Stift sind die Mitarbeiter auf Wunsch mobil in der familiären Umgebung oder in den Kindertagesstätten unterwegs. Frühförderung ist eine Leistung der Sozialhilfe und damit für die Eltern, die sie für ihre Kinder in Anspruch nehmen, kostenfrei, betont Silke Lüttge.

Einzigartig ist die Einrichtung im Harzkreis im Fachbereich der hörspezifischen Förderung, berichtet Silke Lüttge. In Sachsen-Anhalt gebe es derzeit insgesamt vier Hörfrühförderzentren. Die Leistungen sind sehr komplex. Das Hörtraining sei wichtig sowie die Sprachanbahnung und -förderung oder die Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit. „Die Kinder lernen, das Hören und Erleben von Geräuschen sowie Lautsprache miteinander zu verbinden“, erklärt die Chefin der Frühförderung. Die Mädchen und Jungen lernen, sich im Geräusch-Alltag zurechtzufinden.

Die Förderung orientiere sich dabei immer an der individuellen Situation des Kindes unter Einbeziehung der Familie. Das trifft auch auf die heilpädagogische Frühförderung zu, ein weiteres Angebot der Einrichtung im Gebiet des Altlandkreises Halberstadt. Inhalte sind unter anderem senso- und psychomotorische Übungen und heilpädagogisches Spiel. „Die Frühförderung vermittelt Freude am Lernen, sodass die Kinder Lust bekommen, sich anzustrengen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen.“ Wichtig sei aber auch zu lernen, mit Misserfolgen umzugehen.

Der Förderbedarf muss rechtzeitig erkannt werden, betont Silke Lüttge. Im Idealfall kommt der erste Kontakt über die Kindertagesstätten zustande, so die Heilpädagogin. „Erzieherinnen in den ­Kitas sind dafür sensibilisiert worden. Fallen ihnen Defizite bei den Kindern auf, sprechen sie die Eltern da­raufhin an und empfehlen den Kontakt zur Frühförderung.“

Ein Muss ist das nicht, die Entscheidung liegt bei den Eltern. Leider sei es so, dass dieser Schritt im frühen Kindesalter eher kaum erfolgt. Werden die Auffälligkeiten erst bei der Einschulungsuntersuchung entdeckt, ist es aber meistens zu spät. Darum empfiehlt ­Silke Lüttge, im Bedarfsfall so früh als möglich in Verbindung mit der Frühförderung zu treten. Eltern sollten dies tun, wenn ihr Kind zum Beispiel zu früh geboren wurde, zu wenig Interesse an seiner Umwelt zeigt, keinen Blickkontakt aufnimmt, nicht altersgemäß krabbelt, spricht und spielt, auffällig ruhig oder unruhig ist oder Träger eines Hörgerätes beziehungsweise eines Cochlear-Implantates ist.

Während eines ersten Beratungsgespräches wird mit den Eltern geklärt, wo ihr Kind Probleme hat und ein Förderplan erstellt. „Erfolgt die Bewilligung der Betreuung durch die Sozialhilfe, wird das Kind von uns für einen Zeitraum von sechs Monaten bis zu einem Jahr gefördert. Danach fällt die Entscheidung, wie es weiter geht.“ Spätestens mit der Schulpflicht endet die Frühförderung im Cecilienstift Halberstadt.