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Goldene Buchstaben Neue Zier am Synagogenzugang

Die Torflügel sind bereits an Ort und Stelle. Doch fertig ist das Tor am Zugang zum Synagogengelände in der Bakenstraße noch nicht.

Von Sabine Scholz 12.04.2016, 07:05

Halberstadt l Es duftet nach Holz und Leim. Mitten in der Werkstadt liegt ein riesiger hölzerner Rahmen. Helles Eichenholz, exakt verarbeitet. Zierelemente finden sich darauf und am Kopf des Rahmens leuchten goldene Buchstaben auf einem weißen Untergrund.

Die Vergoldung hat Ralph Klingenberg bereits beendet. Nachdem die Buchstaben ausgeschnitten, das Holz mehrfach geschliffen und mit Kreidegrundierung versehen wurde, erfolgte die Blattgoldauflage. Arbeitsschritte, die Ralph Klingenberg ebenso perfekt beherrscht wie das Drechseln und Schnitzen. Weshalb er auch von der Mendelssohn-Stiftung mit der Anfertigung des neuen Tores für den Zugang zum einstigen Synagogengelände in der Bakenstraße beauftragt wurde.

Wie das Tor einst aussah, ist auf einem alten Schwarzweiß-Foto zu erkennen, das den Zugang in den 1930er Jahren zeigt. In Klingenbergs Werkstatt kann das große Tor nach historischen Vorlagen originalgetreu wieder entstehen. Mitsamt der aufwendigen Zier – Akathus-Blätter, Rollen, konische Formen.

Schließlich war auch der Zugang zur prachtvollen Barocksynagoge von Halberstadt kein schmuckloses Holztor, sondern reich geschmückt. Zur Zierde gehörte neben der aufwendig gearbeiteten „Bekleidung“ – wie man den schmucken Rahmen des Tores in der Fachsprache nennt – auch ein schmiedeeisernes Gitter vor den Glaselementen des Tores. Die Metallarbeiten macht Klingenberg nicht selbst, er ist der Holzfachmann. Die verschnörkelten Eisenstäbe fertigt die Firma Aschenbrenner in Badersleben, berichtet Klingenberg.

Der Tischlermeister beherrscht viele unterschiedliche Arbeitstechniken. Vieles wird sorgfältig per Hand gearbeitet, bei anderem, wie den großen Schlitzen für die formschlüssige Verbindung der Holztore mit Schlitz und Zapfen, helfen Maschinen. Sorgfältig sind die Arbeitsschritte dokumentiert, auch das gehört dazu, wenn man für denkmalgeschützte Gebäude arbeitet.

Noch ist die Bekleidung hell, doch nach dem Räuchern wird es das gleiche dunkle Braun aufweisen wie die Torflügel. Eine Räucherkammer aber sieht man in der Werkstatt nicht. Klingenberg schmunzelt. Nein, das Räuchern ist ein chemischer Vorgang, das Holz wird eingehüllt und in die Hüllen wird eine Schale mit Ammoniak gestellt. Gut eine Woche lang reagieren Ammoniak und Holz, das sich dadurch dunkel färbt. „So bleibt die natürliche Maserung erkennbar. Beim Beizen würde das weichere, helllere Holz mehr Farbe aufnehmen und somit dunkler als die harten Jahresringe, die im naturbelassenen Holz dunkel erscheinen“, erklärt der 59-Jährige. Und ein Farbanstrich würde irgendwann abblättern.