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Grabungen Schatzkiste Sonntagsfeld

Das Sonntagsfeld in Halberstadt war bereits vor tausenden Jahren begehrter Siedlungsort. Archäologen stoßen dort immer wieder auf Funde.

Von Jörg Endreis 15.07.2017, 09:02

Halberstadt l Als Schatzkiste hat sich in den zurückliegenden Jahren für Archäologen das Sonntagsfeld zu Füßen der Spiegelsberge in Halberstadt entpuppt. Bei Grabungen stoßen sie immer wieder auf interessante Funde. Hintergrund der intensiven Suche ist die Besiedlung des Areals – dort entstehen Eigenheime. Im Vorfeld untersuchen die Archäologen den Baugrund. Der Bereich war bereits vor tausenden Jahren ein beliebter Siedlungsort.

In den vergangenen 17 Jahren sind 40 Häuser im Wohngebiet „Sonntagsfeld“ am südlichen Stadtrand entstanden. Für zehn weitere Grundstücke werden derzeit im zweiten und dritten Bauabschnitt Erschließungsarbeiten durchgeführt. Im Vorfeld der Arbeiten ist immer auch das Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie im Einsatz. Die Wissenschaftler sind kürzlich auf interessante Funde gestoßen, berichtet ­Grabungsleiter Dr. Matthias Sopp.

„Bei den aktuellen archäologischen Ausgrabungen im Sonntagsfeld wurden neben zahlreichen jungsteinzeitlichen und früheisenzeitlichen Grab- und Siedlungsbefunden in einer der Baugruben auch ein frühbronzezeitlicher Friedhof angeschnitten“, berichtet der Grabungsleiter. Dabei konnten zwei unterschiedlich gut erhaltene Skelette von zwei Erwachsenen und Knochenreste eines Kleinkindes, das in einer kleinen Steinkiste beigesetzt worden war, geborgen werden. Die beiden ­Erwachsenen ruhten in Hockstellung auf der rechten Körperseite, wobei der Kopf im Süden lag, die Beine nach Norden wiesen und der Blick gegen Osten gerichtet war, informiert Matthias Sopp.

Auf Grund der Ausrichtung der beiden Skelette im Grab sowie der Steinkiste und den jeweils zwei Gefäßen, sogenannte Aunjetitzer Tassen, die den erwachsenen Toten „im Blickfeld“ mit in die Grabgrube gestellt worden waren, sind die Gräber eindeutig der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (2300 bis 1600 vor Christus) ­zuzuweisen. ­Benannt wurde diese Kultur nach einem Fundort nordwestlich von Prag. Diese frühbronzezeitliche Kultur erstreckte sich von Böhmen und Schlesien im Osten bis nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Westen, erklärt der Archäologe. In einer jüngeren Stufe wurden diese Gebietsgrenzen noch überschritten.

„In Mitteldeutschland waren die Menschen dieser Kulturstufe im Vergleich mit den zeitlich vorhergehenden jungsteinzeitlichen ­Bauernkulturen relativ hochwüchsig. Dies bestätigt auch das gut erhaltene Skelett des Mannes, der um die 1,80 Meter groß gewesen sein dürfte.“ Das Skelett war deshalb so gut erhalten, weil es luftdicht im anstehenden Lößboden eingebettet lag. Das zweite Skelett, ein Mann oder eine Frau, dass nur 1,50 Meter westlich des Männergrabes gefunden wurde, war wesentlich schlechter erhalten. „Dies rührt von der Zerstörung der Grabkammer, die aus Holz und Steinen bestand, her, in der die oder der Tote gelegt worden war.“ Eine zeitnahe Beraubung des Grabes kann dabei nicht ausgeschlossen werden. Luft und feuchte Erde konnten so in den Hohlraum geraten. Nur etwa einen Meter südlich des zweiten Grabes lag eine kleine „Kiste“ aus unterschiedlich großen Feldsteinen, aus deren Verfüllung nur einige wenige Knochenreste ausgesiebt werden konnten. „Die drei beschriebenen Gräber wurden in der Nordwestecke einer Baugrube im Sonntagsfeld entdeckt. Möglicherweise folgen hier außerhalb der Baugrube weitere frühbronzezeitliche Körpergräber“, vermutet Matthias Sopp.