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Großalarm im Harz Evakuierung nach Explosion in Halberstadt

Nach der Explosion mit einem Schwerverletzten in Halberstadt bleibt die Evakuierung auch über Nacht bis mindestens Montag, 8 Uhr, bestehen.

Von Dennis Lotzmann 26.05.2019, 12:33

Halberstadt l Drogenküche oder Bombenwerkstatt? Unter anderem diese Frage stellt sich nach der schweren Explosion, die den gestrigen Wahlsonntag in Halberstadt überschattet hat. In einem Privathaus in der Minslebener Straße hatte es gegen 0.30 Uhr eine Detonation gegeben. Dabei erlitt ein 43 Jahre alter Mann schwere Verletzungen. Im Zuge des Rettungseinsatzes wurde in dem bungalowartig gebauten Haus eine Vielzahl von offenbar explosiven Stoffen und Chemikalien gefunden. Hinweise auf einen konkreten Terror-Hintergrund gibt es bislang nicht.

Da die Polizei eine akute Explosionsgefahr und Gefährdung nicht ausschloss, wurde das Areal am Ortseingang von Halberstadt wenig später großräumig evakuiert. Im Umkreis von 300 Metern um die Explosionsstelle mussten rund 670 Anwohner ihre Häuser verlassen. Da auch die nahe Bundesstraße 81 in Richtung Blankenburg/Autobahn 36 (bis 3.30 Uhr) voll gesperrt war, gab es den gesamten Tag über und bis in die Nacht zum Montag hinein erhebliche Verkehrsbehinderungen. Am Abend zeichnete sich ab, dass die Evakuierten frühestens Montagfrüh nach 8 Uhr zurück in ihre Häuser können.

 

Bei dem schwerverletzen Mann handelt es sich laut Polizei um einen 43 Jahre alten Deutschen bulgarischer Herkunft, der schon länger in Deutschland lebte. Das Haus in der Minslebener Straße bewohnte er nach Informationen der Volksstimme allein. Er soll sich nach einer Notoperation im künstlichen Koma auf der Intensivstation des Halberstädter Ameos-Klinikums befinden. Er hat bei der Detonation eine Hand verloren und weitere Verletzungen erlitten. Ob er in Lebensgefahr schwebt, ist unklar.

Die Polizei zog nach dem Fund der Chemikalien ihre Sprengstoff- und Bombenexperten aus dem Landeskriminalamt hinzu. Die Fachleute für Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV) sind für das Analysieren und Entschärfen von Sprengstoff und Bomben zuständig. Sie begannen nach Abschluss der Evakuierung am Nachmittag damit, vor Ort die Substanzen zu analysieren und deren Gefährlichkeit einzuschätzen. Auch ABC-Experten des Katastrophenschutz-Stabes aus dem Harzkreis waren vor Ort in die Untersuchung der Substanzen eingebunden.

Bis in die Abendstunden blieb unklar, was mit den Chemikalien geplant war. Dem Vernehmen nach wurden in den Nachmittagsstunden tatsächlich Sprengstoff oder zumindest Substanzen für den Bau von Sprengmitteln nachgewiesen. Eine heimliche Werkstatt zum Bau von Sprengstoff und Bomben sei ebenso denkbar wie eine Drogenküche, hieß es aus Polizeikreisen. Unklar war zunächst auch, ob – und wenn ja, womit – der Verletzte in der Vergangenheit bereits polizeilich in Erscheinung getreten ist. Nach Informationen der Volksstimme soll dies nicht der Fall sein. Da der 43-Jährige nicht vernehmungsfähig war, konnten sich die Ermittler nur auf den Explosionsort und Analysen konzentrieren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 43-Jährigen wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.

Die Polizei ließ das Areal rund um die Minslebener Straße im Radius von 300 Metern absperren. Die Feuerwehr, die seit 4.15 Uhr im Einsatz ist, sicherte das Areal und half bei der Evakuierung der rund 670 betroffenen Anwohner. Evakuiert wurden Häuser rund um die Minslebener Straße, aber auch im nahen Wohngebiet Kuckucksfeld. Auch die Bundesstraße 81 ist in Richtung Heimburg/Blankenburg/ A 36 aktuell voll gesperrt. Im Halberstädter Rathaus ist zur Koordination eine Stabsstelle eingerichtet worden. Für betroffene Anwohner ist unter der Rufnummer (03941) 55-2255 ein Bürgertelefon eingerichtet worden. Das Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) ist Anlaufstelle für die Evakuierten. Die Evakuierung bleibe über Nacht aufrechterhalten, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntagabend. Die B 81 bleibe bis mindestens Montag, 8 Uhr, zwischen Halberstadt und Langenstein gesperrt.

Die Evakuierung umfasst laut Stadtverwaltung folgende Straßen: Dernburger Straße, Silstedter Straße, Minslebener Staße, Vor dem Johannes-To, Langensteiner Straße, Böhnhausener Weg, Harzstraße vom Otsausgang bis Einmündung Silstedter Str., Birkenweg, Alte Blankenburger Heerstraß3 von B 81 bis Einmündung Brockenblick, Brockenblick, Hinter dem Sportplatz bis Einmündung im Kuckucksfeld, Fußballplatz in der Harzstraße.

Weitere Personen sind bei der Detonation nicht zu Schaden gekommen. Das betroffene Haus wird offenbar nur von dem verletzten Mann bewohnt. Erst im Februar vergangenen Jahres hatte es in Halberstadt eine schwere Hausexplosion gegeben. Damals wurden zwei Doppelhaushälften komplett zerstört. Der Bewohner des Hauses, in dem laut Polizei die Gasleitung geöffnet worden war, hatte bei der Explosion den Tod gefunden.