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Handwerk Firma bei Neustart geholfen

Werkzeugmacher Horst Kurz aus Wernigerode ist mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt worden.

Von Andreas Fischer 19.07.2017, 12:00

Wernigerode l Obwohl Horst Kurz längst in einem Alter ist, in dem viele Menschen „von Ferne“ auf ihr Berufsleben zurückblicken, fühlt er sich noch sehr mit dem Handwerk verbunden. Besonders mit jenen jungen Leuten, die sich für eine solche Lehre interessieren. Er rät ihnen dann oft, die Mühen und finanziellen Belastungen einer Meisterschule auf sich zu nehmen.

Der jetzt 74-Jährige hatte 1961 in Halberstadt seine Lehre als Werkzeugmacher begonnen. Es folgte der Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR. Danach arbeitete Kurz in der Handwerker-Produktionsgenossenschaft „Mechanische Werkstätten Badersleben“. Dieses Unternehmen ermöglichte ihm alsbald, mit der Ausbildung zum Werkzeugmachermeister zu beginnen, die er am 31. März 1967 mit Erfolg abschloss. Sein Meisterstück, ein Schnittwerkzeug zur Herstellung von ovalen Unterlegscheiben, ziert noch immer sein Haus am Wernigeröder Horstberg.

Bereits vier Jahre nach Abschluss seiner Lehre übernahm Horst Kurz berufliche Verantwortung. Als 1970 der damalige PGH-Vorsitzende Hans Heinsohn verstarb, wurde er dessen Nachfolger. Es kam zu einem schweren Einschnitt in die Entwicklung des Handwerksbetriebes. Am 20. April 1970 wurde die PGH enteignet und in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt, Horst Kunz zunächst Betriebsleiter.

Es folgte die Angliederung an den VEB Stahlbau. Da Kurz sich weigerte, SED-Mitglied zu werden, hatte er in der größeren Firma kein berufliches Fortkommen mehr. Ihm wurde sogar nahegelegt, das Unternehmen zu verlassen. Der 74-Jährige: „Es folgten Intrigen und rufmordartige Attacken. Nach einem Jahr gab ich auf.“

Er wechselte zum VEB Industriebau Wernigerode. Dort wurde Kurz Sonderbeauftragter für Produktion und persönlicher Mitarbeiter des Betriebsdirektors. Diese Stelle hatte er bis zur politischen Wende in der DDR inne.

Er sagt: „Danach habe ich aktiv an der Privatisierung dieses Betriebes gearbeitet.“ Und: „Es gelang, mit elf Leistungsträgern die Industriebau GmbH Wernigerode zu kaufen, daraus zwölf Firmen in die Privatisierung zu entflechten und stabil in den Markt zu entsenden.“ Im Rahmen dieser Veränderungen seien auch Handwerksbetriebe entstanden

Selbst war er seit der Wende Prokurist der Industriebau Wernigerode und Geschäftsführer. Zugleich baute er mit seiner Frau Heidelind und Sohn Mario ein Autohaus der Marke Honda in Wernigerode auf. 2009 kaufte er ein gleichgelagertes Autohaus mit den Marken Honda und Mitsubishi, dass durch den zweiten Sohn Ivo als Geschäftsführer geführt wird.

Horst Kurz wünscht dem Handwerk weiter „einen goldenen Boden“. Gern erinnert er sich bis heute an den Satz des Obermeisters Maiersen, der ihm während der Übergabe der Meisterurkunde 1967 mit auf den Weg gab: „Arbeiter ist jeder Mann. Facharbeiter ist, der was kann. Meister ist der, der was ersann.“ Vor wenigen Tagen wurde er selbst „vergoldet“. Zum 50. Jahrestag seiner bestandenen Prüfung.