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Hans Steinhoff Trauer um einen Brückenbauer im Harz

Der langjährige Brockenwirt Hans Steinhoff ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Nicht nur im Harz ist die Trauer groß.

Von Burkhard Falkner 03.06.2016, 20:17

Schierke/Magdeburg/Berlin l Mit Trauer und großer Bestürzung haben Freunde, Weggefährten und Politiker auf den überraschenden Tod von Brockenwirt Hans Steinhoff reagiert. „Ich habe einen Freund verloren“, sagte der frühere Harzer Landrat Michael Ermrich (CDU), der ausdrücklich Steinhoffs Engagement für den gesamten Harz würdigte. Darin erinnerte auch Ministerpräsident Reiner Haseloff. „Hans Steinhoff hat nach der Wiedervereinigung viel dafür getan, den Brocken als ‚Berg der Deutschen‘ ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Mit zahlreichen Veranstaltungen auf dem Brockengipfel hat er sich für die Entwicklung des gesamten Harzes engagiert und war ein verbindendes Element zwischen Ost- und Westharz“, so der Christdemokrat, der Steinhoffs Familie seine tiefe Anteilnahme aussprach.

Hans Steinhoff war am Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben. „Mein Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagte Peter Gaffert. „Wir kannten uns fast 30 Jahre und waren persönlich befreundet“, so der parteilose Oberbürgermeister von Wernigerode. Gaffert hob insbesondere das wirtschaftliche und lokalpolitische Engagement von Steinhoff hervor. Gleich nach der Wende habe der Christdemokrat mit seinen Brocken-Stammtischen damit begonnen, den Harz als Ganzes zusammenzuführen. „Deshalb kann man durchaus sagen, Hans Steinhoff hat den Grundstein für die noch junge Ein-Harz-Initiative gelegt.“

Auch in Schierke habe sich der Hotelier engagiert. „Er gehörte zu jenen, die immer mitgezogen haben“, so Gaffert. Um so bedauerlicher sei es, dass Hans Steinhoff die Erfüllung eines großen Wunsches nun nicht mehr erleben könne: „Er hätte sehr gern gesehen, wie sich Schierke weiter entwickelt.“

Der im März 1944 geborene Hans Steinhoff hat wie kein anderer den Brocken seit der Wende mitgestaltet. Als im Dezember 1989 die Mauer auf dem Gipfel gefallen war, diskutierte der gelernte Konditor nicht lange, sondern packte an. Zunächst offerierte er Skiwasser, Würstchen und Gulaschsuppe, später eröffnete er im Brockenbahnhof eine Gaststätte. Auf „seinem“ Brocken verstand sich Steinhoff als Moderator und Brückenbauer zwischen Ost und West. Er initiierte die längst legendären Brocken-Stammtische und lud viele prominente Gesprächspartner ein.

„Anfangs ging es meist um Probleme rund um den Brocken, dessen Umgestaltung und touristische Nutzung. Später wurden am Stammtisch grenzübergreifend Themen der Region aufgegriffen“, erinnert Michael Ermrich. „Hans Steinhoff lebte für den Brocken - er  war ein zuverlässiger Gastgeber auf dem und ein einmaliger Botschafter für den Berg. Sein Credo war: Wir kriegen das hin.“

Damit lockte Steinhoff, der mit seinem Team später auch das Brockenhotel übernahm, viel Prominenz an. Unvergessen sind neben den Stammtischen Besuche von Bundespräsidenten oder Tagungen der Innenministerkonferenz. Daran erinnert Innenminister Holger Stahlknecht (CDU): „Hans Steinhoff war eine Institution, er hat die Region geprägt. Brockenwirt und Brocken sind in einem Atemzug zu nennen.“

Hans Steinhoff hinterlässt neben seiner Frau Ursula zwei Kinder. Tochter Christiane Hopstock ist Bürgermeisterin in Schierke und betreibt ein Hotel. Sohn Daniel ist als Brockenwirt schon vor einigen Jahren in Vaters Fußstapfen getreten.

Seine letzte Hauptrolle verkörpert Hans Steinhoff im Film „Vergessen im Harz II“. Wie stark er mit „seinem“ Berg verwurzelt ist, macht auch sein letzter Wunsch deutlich: Er bittet statt Blumen um eine Spende für die Bergwacht am Brocken. Die Trauerfeier findet am Dienstag, 14. Juni, um 14 Uhr in der Kirche Schierke statt.