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Harztheater Große Ehre für Halberstädter Solistin

Große Ehre für Gerlind Schröder: Der Solistin des Nordharzer Städtebundtheaters ist der Titel der Kammersängerin verliehen worden.

Von Dennis Lotzmann 15.05.2017, 12:03

Halberstadt l Es waren gleich mehrere herausragende Höhepunkte, die am Freitagabend im großen Saal des Halberstädter Theaters begangen werden konnten. Zum einen das 25-jährige Bestehen des Nordharzer Städtebundtheaters. Das große Sinfonie-Festkonzert, das aus Anlass dieses Jubiläums gegeben wurde, bot zum anderen den würdigen Rahmen, um eine ganz besondere Künstlerin zu ehren. Der Solistin Gerlind Schröder, die der Konzert- und Theaterlandschaft im Nordharz seit gut drei Jahrzehnten die Treue hält, wurde der Titel der Kammersängerin verliehen.

Der Halberstädter Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke), der die Laudatio hielt, würdigte Gerlind Schröders langjähriges und herausragendes Wirken als Künstlerin im Harz. Zugleich schlug der Geschäftsführer des Theaterzweckverbandes den Bogen zum Vorschlag, die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft auf die Liste des immateriellen Unesco-Weltkulturerbes aufzunehmen. „Kunst“, so Henke, „wird erst durch die meisterhafte Leistung der Künstler zur Kunst“. Im Harz, und auch darüber hinaus, stehe Gerlind Schröder gewissermaßen exemplarisch dafür.

Deshalb, so Andreas Henke zur Volksstimme, sei die Mezzosopranistin bei der Frage, wer aus Anlass des Jubiläums mit dem Titel des Kammersängers geehrt werden sollte, sofort in die engste Wahl gerückt. Die Sängerin habe in den vergangenen Jahren viele Rollen ausgefüllt und dabei begeistert. Nicht nur am Harzer Städtebundtheater, sondern auch bei Gastspielen in Pforzheim, Braunschweig sowie Lübeck und Dresden.

Dass Gerlind Schröder seit mittlerweile 31 Jahren mit ihrer Stimme im Harz begeistert, ist eine Mischung aus Zufall und bewusster Entscheidung. 1962 in Pritzwalk in der Prignitz geboren, studierte sie ab 1980 an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin klassischen Gesang. Anschließend sei sie 1986 mit 24 Jahren von den damals Verantwortlichen in den Harz gelenkt worden.

„Ich bin ein Kind der DDR. Das war damals so, und ich habe den Schritt in den Harz auch nie bereut“, betont die Kammersängerin, die Wanderungen im Harz besonders schätzt.

Mit der Wende habe sich auch für sie die Chance ergeben, auswärtige Engagements anzunehmen. „Letztlich stand damals die Frage Karriere oder Familie.“ Als junge Mutter habe sie „auf eine Familie nicht verzichten wollen“, sich ganz bewusst dafür entschieden und dies auch nie bereut. „Hinzu kam, dass ich in einem herausragenden und tollem Ensemble arbeiten durfte und bis heute arbeiten darf“, betont sie.

Im Umkehrschluss habe sie eine berufliche Entwicklung genommen, die heutzutage alles andere als üblich sei. Dass eine Solistin quasi ihre gesamte künstlerische Laufbahn an einem Haus bestreiten darf, sei mittlerweile sehr ungewöhnlich. „Da falle ich schon ein wenig aus dem Rahmen und bin ein bisschen so was wie ein Auslaufmodell“, verrät sie schmunzelnd.

Jene Bodenständigkeit und der bewusste Verzicht auf internationale Engagements habe ihr jene berufliche Kontinuität beschert. „Ich war über all die Jahre stets fest angestellt. Von denen, die damals mit mir studiert haben, arbeitet heute niemand mehr als Solistin“, sagt sie nicht ohne gewissen Stolz und fügt hinzu: „Die finanziellen Rahmenbedingungen an den Häusern sind heute katastrophal.“

Dank ihrer Bodenständigkeit ist sie heute fest im Harz verwurzelt. Familie Schröder lebt im Halberstädter Ortsteil Langenstein, dort frönt die 55-Jährige in der Freizeit unter anderem der Gartenarbeit, einem ihrer Hobbys. Zudem lese sie gern, probiere in der Küche neue kulinarische Kreationen aus oder besuche Museen. Fit hält sich die Sängerin nicht nur mit Wanderungen, sondern auch mit Besuchen im Fitness-Studio.

Und die Langensteinerin bringt sich auch ins dörfliche Leben ein. Als vor Jahren das örtliche Sommerbad auf der Kippe stand, war es für sie und ihren Mann keine Frage, sich im Förderverein zu engagieren. „Wir sind aufgrund der beruflichen Verpflichtungen eher passive Mitglieder, unterstützen den Erhalt des Freibades aber ganz bewusst finanziell“, betont die Sängerin.

Im Moment laufen neben den Auftritten auch schon wieder Proben für die nächste Premiere. Am 18. Juni ist Gerlind Schröder als Palmatica und Gräfin Nowalska bei der Premiere von „Der Bettelstudent“ am Thalenser Bergtheater zu erleben. Zuvor ist sie in der kommenden Woche zweimal auf der Bühne in Halberstadt zu sehen und zu hören. Am Donnerstag, 18. Mai, in „Anatevka“ und am Sonntag, 21. Mai, in „Tannhäuser“.

Und – wie bewertet die Mezzosopranistin selbst die Ehre, in die Fußstapfen von Marie-Luise Lorenz, der zuletzt vor 36 Jahren in Halberstadt der Titel Kammersängerin verliehen wurde, treten zu dürfen? „Es ist für mich eine ganz große Wertschätzung, auf die ich sehr stolz bin.“ Am meisten, verrät die Sängerin, habe sie sich aber noch über etwas anderes gefreut: „Darüber, dass sich so viele Kollegen mit mir gefreut haben.“