Heineanum Museum in der Pappkiste

Ganz viel Wissen in einer kleinen Box: Sechs Wochen lang haben Kinder an ihren eigenen Vogelkundemuseen gebastelt.

Von Renate Petrahn 29.06.2016, 08:23

Halberstadt l 40 Zentimeter hoch, breit und lang ist das Minimuseum, das jeder der Sechsjährigen im Rahmen des Projekts „Feder, Schnabel – ein Vogel“ gebaut hat. Die Boxen werden jetzt in einer kleinen Ausstellung im Heineanum in den nächsten zwei bis drei Wochen gezeigt. Doch zuvor wurden am Sonnabend zum Projektabschluss die Ergebnisse vorgestellt.

Geschwister, Eltern oder Großeltern wurden mit dem Projektlied „Wie ein Vogel zu fliegen“ und einem Rundtanz begrüßt, dann wurden die Mini-Museen vorgestellt und im Anschluss nach dem obligatorischen Gruppenfoto bei Kaffee und Kuchen das Ergebnis gemeinsam gefeiert. Seitens des Museums Heineanum nahmen alle daran teil, die zum Erfolg beigetragen haben – Evelyn Winkelmann, seit 22 Jahren Museumspädagogin am Heineanum, Berit Lacher und Jekaterina Spohrleder sowie Brigitte Fügner und Helga Schütze vom Verein Freunde fürs Leben. Auch Museumsdirektor Rüdiger Becker und Sabine Moczko, Abteilungsleiterin Kultur bei der Stadt Halberstadt, waren mit dabei.

Für Rüdiger Becker ist wichtig, dass die museumspädagogische Arbeit des Hauses generell unterstützt und im Rahmen dieses Projektes mit ca. 5000 Euro pro Projekt gezielt gefördert wird. Mittel, die dafür genutzt werden können, Honorare für freie Mitarbeiter zu zahlen, Bastelmaterial und Soundmodule – denn schließlich hat jeder Vogel eine Stimme – zu erwerben.

An zwei bis drei Tagen während des Projektzeitraums haben sich die Kinder altersgerecht mit der vor allem heimischen Vogelwelt beschäftigt, theoretisch im Museum (Besuch der Ausstellung, erklären von Präparaten, zeichnen und malen) und praktisch bei ihren Ausflügen (Domplatz, Umgebung ihrer Tagesstätte) die Vogelwelt beobachtet. Nicht nur, dass sie lernten, was alle Vögel gemeinsam haben – Federn und Schnabel – und wozu diese dienen. Sie lernten ebenfalls, was die Vögel voneinander unterscheidet und was jedes Tier so einzigartig macht. Mit Blick auf ihr eigenes Museum – die MuseobilBOX – war jedes Kind völlig frei in der Auswahl des Vogels, den es vorstellen wollte.

Auch wenn das Projekt für Jason, Philipp, Leonie, Nasla und Bahar sowie für die anderen teilnehmenden Kinder jetzt zu Ende ist, die Erinnerung an diese Zeit besteht weiter. Zum einen erhält die Kindertagesstätte „Am Ententeich“ eine Diashow als Dokumentation aller Projekttage und als Anregung für die Zukunft. Zum anderen können die Kinder „ihr Museum“ nach Abschluss der Ausstellung mit nach Hause nehmen. So wie den Button, der sie als Projektteilnehmer ausweist und eine Mappe, in der weitere Arbeiten – wie Zeichnungen – gesammelt wurden.

Die nächste Generation ist übrigens schon bereit für ein Projekt dieser Art. Für Diana Sonnenfeld ist klar: „Sidney hat so von allem geschwärmt, sodass – mit einem Blick auf den neben ihr stehenden Kinderwagen – in fünf Jahren Stacey dabei sein wird.“

Annette Fischer, Museums­pädagogin bei der Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg, sammelte vor Ort Erfahrungen über das Projekt MuseobilBOX zum Selbermachen. Denn unabhängig vom spezifischen Charakter eines jeden Museums, die Teilnehmer lernten über das Projekt den Wert und die Aufgaben eines Museums generell kennen.

Das Heineanum wird noch zwei weitere Projekte im Rahmen von MuseobilBOX – Museum zum Selbermachen in der zweiten Jahreshälfte veranstalten. Das beeindruckende Projekt wurde vom Bundesverband Museumspädagogik e.V. entwickelt. Es ist Teil des Förderprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“.