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Hilfswerk THW-Helfer sind gefragte Engel

Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, DLRG, Bergwacht - die Liste der Retter wird im Harz von zwei Ortsgruppen des THW komplettiert.

Von Dennis Lotzmann 03.01.2018, 13:02

Halberstadt/Thale/Rieder l Die Kameraden der THW-Ortsgruppe Quedlinburg haben kurz vor dem Jahreswechsel ihr fachliches Können noch einmal unter Beweis stellen müssen. Nachdem im Ballenstedter Ortsteil Rieder eine Scheune teilweise eingestürzt war, wurden die auf Gebäudesicherung spezialisierten THW-Helfer zur Stabilisierung gerufen.

Vor Ort habe sich die ganze Tragweite gezeigt, so Ortsgruppenchef Lars Deuter. Das Dach der langgezogenen Scheune war teilweise eingebrochen und hatte die darunter liegende Decke durchbrochen. Möglicherweise seien mehrere Stürme mit Orkanpotenzial ursächlich gewesen. „Unsere Kameraden mussten die instabile Struktur des Gebäudes im Rahmen der Gefahrenabwehr soweit sichern, dass ein Einsturz weiterer Teile nicht mehr drohte und von den beschädigten Bereichen keine akute Gefahr ausging“, skizziert der 46-Jährige die Aufgabenstellung.

Nach der Begutachtung durch den Baufachberater des Ortsverbandes seien im Inneren des Gebäudes Stützen und das Einsatzgerüstsystem (EGS) des THW zur Aussteifung eingesetzt worden. Während der gesamten Arbeiten wurde die Statik des Gebäudes mithilfe des ESS (Einsatzstellen-Sicherungs-System) überwacht. Dank ESS könne auf maximale Sicherheit gesetzt werden. „Das System erkennt kleinste Bewegungen im Mauerwerk – so lassen sich Gefahren frühzeitig erkennen“, erklärt Deuter das Prinzip.

Der Ortsverband Quedlinburg war mit 18 Kameraden, zwei Baufachberatern und einem Helfer aus dem Ortsverband Haldensleben, der den ESS-Einsatz unterstützte, vor Ort.

Der Einsatz in Rieder markierte den Schlusspunkt im Einsatzjahr 2017. Höhepunkte waren nach Deuters Worten insbesondere die Einsätze rund um das Hochwasser im Sommer. „Beim Harzhochwasser sind wir mit der Flutwelle an den Flüssen und Bächen entlang gewandert“, so der Ortsverbandschef. Zuerst an Ilse und Holtemme in Ilsenburg und Derenburg und anschließend in Langenstein und Harsleben am Goldbach.

Ein weiteres Einsatz-Highlight war 2017 das Luther-Jubiläum für die 80 Aktiven der Quedlinburger Truppe. Beim großen Kirchentreffen in Wittenberg wurde zusammen mit der Bundeswehr eine Behelfsbrücke als zusätzlicher Fluchtweg über die Elbe gebaut.

Hinzu kamen nach Deuters Worten die Hilfe bei einem Wohnungsbrand mit anschließendem Gebäudeabriss kurz vor Weihnachten in der Reichenstraße in Quedlinburg sowie mehrere Sucheinsätze mit der Rettungshundestaffel des THW – unter anderem in Stendal und im Oberharz. „Alles in allem absolvierten wir mit unseren 80 Aktiven rund 12 000 Einsatzstunden“, zieht Deuter eine erste Bilanz. Dritter Einsatzschwerpunkt der Quedlinburger ist neben Gebäudesicherung und Personensuche mit Hunden die Personenrettung bei Unglücken mit Gefahrstoffen. „Hier sind wir Bestandteil der bundesweit aktiven technischen Task-Force.“ Hier seien die Quedlinburger im vorigen Jahr aber nicht gerufen worden.

Oft arbeiten die Quedlinburger Hand in Hand mit den Aktiven des THW-Ortsverbands Halberstadt. Dort sind nach Angaben von Sprecherin Sandra Pampus gegenwärtig 65 Aktive registriert, die 2017 auf gut und gern 4500 Einsatzstunden gekommen sind.

„In Harsleben mussten wir gleich zweimal nach Unfällen ein Gebäude an der B 79 sichern. Hinzu kommt auch bei uns ein dreitägiger Hochwasser-Einsatz im Sommer und schließlich im Dezember das Fachwerkhaus in Quedlinburg, das nach einem Feuer abgerissen werden musste“, berichtet die 39-Jährige.

Jeder Helfer habe zudem umgerechnet mehr als einen ganzen „Arbeitsmonat“ (180 Stunden) für die Fortbildung seiner Befähigungen investiert, um im Katastrophenfall fachgerecht helfen zu können. „Unser Dank gilt deshalb auch den Familien unserer Helfer, die mindestens einmal im Monat auf ihre(n) Liebste(n) verzichten und natürlich auch unseren 25 aktiven Nachwuchshelfern. Außerdem danken wir unseren politischen Unterstützern sowie den Förderern und Sponsoren und wünschen allen ein erfolgreiches Jahr 2018.“

Beide THW-Ortsverbände sind ständig offen für weitere Helfer, die sich direkt melden können: Beim OV Quedlinburg, freitags ab 19 Uhr in der Maasmühle (Quedlinburger Straße 1) im Thalenser Ortsteil Weddersleben. Die Halberstädter treffen sich stets am dritten Samstag im Monat von 8 bis 18 Uhr in ihrem Stützpunkt in der Friedrich-List-Straße 16 in Halberstadt.