Hochwasser Aufräumen in Harsleben

Nach den dramatischen Tagen und Nächten in Harsleben ist Aufatmen angesagt. Die Schadensbeseitigung wird allerdings noch dauern.

28.07.2017, 23:01

Harsleben l In nur 24 Stunden hat sich die Stimmung in Harsleben merklich verändert. Dominierten am Donnerstag noch dramatische Bilder von Menschen, die vor lauter Wasser kein Land mehr sahen, hat sich die Lage am Freitag deutlich entspannt. Mittlerweile ist der Pegelstand des Goldbachs gesunken. An dessen Ufern liegen noch Sandsäcke. Menschen beginnen jedoch aufzuräumen. In kleinen Schritten versuchen sie, zur Normalität zurückzukehren. Lieselotte Jerosch, die bereits am Mittwoch ihren Keller auspumpen lassen musste, ist nun dabei, Schlamm vom Uferweg zu entfernen. So können sie und andere Anwohner den schmalen Durchgang am Goldbach wieder nutzen.

Frank Bruchmann, dessen Eltern direkt gegenüber dem Harslebener Rathaus wohnen, verlädt zusammen mit Freunden Sandsäcke in Schubkarren. Sie versuchen, den Innenhof vom Wasser zu befreien und klar Schiff zu machen. „Es war wirklich schlimm, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich verstehe nicht, warum nicht rechtzeitig etwas getan wurde“, sagt er schulterzuckend. Mit Blick auf seine Helfer – darunter Anwohner und Nachbarn – ergänzt er: „Was man jedoch wirklich loben muss, ist die sehr große Hilfsbereitschaft im Ort.“

Diesen Tenor schlägt auch die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde, Ute Pesselt (parteilos/Buko), bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag an. Sie dankt allen ehrenamtlichen Helfern und den Feuerwehren, findet mit Blick auf den Hochwasserschutz aber auch klare Worte: „Für uns heißt es jetzt zu analysieren. Es ist deutlich geworden, dass sich unsere Gewässer, auch der Goldbach, zu einem Problem entwickeln können.“

Über die finanziellen Schäden, die das Hochwasser in Harsleben in den vergangenen Tagen angerichtet hat, habe die Verbandsgemeinde noch keinen Überblick. Der Vize-Chef der Verbandsgemeinde-Feuerwehr, Jens Kappe, präsentiert jedoch erste Fakten: 18 Hektar von Harsleben waren betroffen, davon 50 bis 60 Wohnhäuser, Nebengebäude eingeschlossen. Das seien 20 Prozent der Fläche von Harsleben. Drei Menschen mussten aus ihren Häusern evakuiert werden. Zwischen 70 und etwa 90 Personen verblieben auf eigenen Wunsch in ihrem Zuhause.

Insgesamt rund 170 Einsatzkräfte von Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr waren im Dienst. Darunter sieben Ortswehren, die außerdem Unterstützung von der Feuerwehr aus der westlichen Börde erhielten. Ferner half die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) beim Retten von Menschen und Tieren. Hinzu kommen viele Freiwillige.

Normalität ist jedoch längst noch nicht eingekehrt. Der Pegelstand sei noch zu hoch, um mit dem Auspumpen der Keller zu beginnen, betont Verbandsgemeindewehrleiter Jürgen Kamm bei der Pressekonferenz. Dies müsse zunächst noch verschoben werden. Auch Lars Deuter vom THW rät den Betroffenen davon ab, jetzt selbst schon ihre Keller auszupumpen. Außerhalb der Gebäude stehe das Wasser noch viel zu hoch. Aufgrund des daraus resultierenden Wasserdrucks könnten beim zu frühen Abpumpen enorme Schäden an den Fundamenten entstehen.