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Kreisjubiläum Ex-Landrat: „Es hat gut geklappt“

Am 1. Juli besteht der Harzkreis zehn Jahre. Das dürfte Anlass genug sein für Rückschau und Ausblick.

Von Ingmar Mehlhose 06.05.2017, 01:10

Halberstadt l „Es hat ganz gut geklappt“, ist Michael Ermrich überzeugt. Er war seit 1994 zunächst Landrat (CDU) des Landkreises Wernigerode und von 2007 bis 2013 des Landkreises Harz.

Bei der Fusion mit Quedlinburg und Halberstadt seien überschaubare und bürgernahe Strukturen entstanden. Befürchtungen, das Gegenteil könnte eintreten, hätten sich nicht erfüllt. Ermrich: „Ich glaube, alle notwendigen Schritte wurden konsequent vollzogen.“ Sicher habe es jedem der Beteiligten viel abverlangt, zum Beispiel den Öffentlichen Nahverkehr und die drei Kreisvolkshochschulen zusammenzuführen. Der 63-Jährige: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“

Auch die Konzentration der Verwaltung halte er im Wesentlichen für gelungen. Für manchen Mitarbeiter sei dies wegen der dadurch entstehenden Fahrwege sicher schmerzhaft gewesen, aber notwendig.

Michael Ermrich: „Wir hätten uns damals eine bessere Finanzausstattung durch das Land gewünscht.“ Mit der jetzigen Regierung sei die Situation zwar besser geworden, aber das Budget nach wie vor unzureichend. Ob durch die Verschmelzung der drei Altkreise Einsparungen gelungen seien, lasse sich nicht generell sagen, weil sich das Arbeitsspektrum gewandelt hat.

Der Wernigeröder: „Die besondere Aufgabe wird jetzt sein, Gebiete zu stärken, die sich abgehängt fühlen.“ Bereits damals sei die demografische Entwicklung ein Grund für die Kreisgebietsreform gewesen. Daran habe sich nichts geändert. Besonders wichtig sei es daher, das bürgerschaftliche Engagement im Ehrenamt mit aller Kraft zu unterstützen.

Mit am Verhandlungstisch saß seinerzeit Henning Rühe, seit 1994 Chef im Halberstädter Landratsamt. Der parteilose Politiker hatte 2007 nicht wieder kandidiert. Sein Fazit: „Ich würde sagen, das war eine vernünftige Lösung.“ Aber: „Das Problem durch Reformen ist, alles wird anonymer, die Distanz größer.“ Die Devise, keinen benachteiligen zu wollen, halte er für „politisch blind“. Der 71-Jährige nennt als Beispiel die Abwanderung des Finanzamtes nach Quedlinburg. Der Halberstädter: „Es hätte hierher gehört, weil eine Landesliegenschaft da war.“

Im Zusammenwachsen hake es bis heute. Das merke er an Kleinigkeiten. Rühe: „Es gibt noch ein Altkreisdenken.“ Dies sei allerdings keine Mentalitätssache von Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode, „sondern ist allgemein so“.

Insgesamt sieht es der derzeitige Chef der Bürgerfraktion/FDP im Kreistag aber positiv. Er sagt: „Was auf den Weg gebracht worden ist, kann man schon würdigen.“ Nun müsse der Landkreis in den nächsten zehn Jahren gedanklich als Einheit begriffen werden. Es gehe darum, „das Gesamtwohl zu sehen“.

Das findet auch Uwe-Friedrich Albrecht (61). Er ist seit 2004 Präsident des Wernigeröder Stadtrates. Damals war der Christdemokrat federführend daran beteiligt, den Kreissitz für Wernigerode zu sichern. Rund 24 000 Unterschriften seien bei der Aktion gesammelt worden. Umsonst sei sie nicht gewesen, auch wenn schließlich Halberstadt den Zuschlag erhielt. Albrecht: „Es hat gezeigt, wie verbunden die Menschen mit ihrer Stadt sind.“

Zehn Jahre Harzkreis: Offiziell gewürdigt wird dies durch zwei Veranstaltungen. Zunächst ist ab 1. Juli eine gemeinsam mit der Volksstimme als Medienpartner entwickelte Fotoausstellung im Landrats-amt, Friedrich-Ebert-Straße 42, zu sehen. Am 2. September präsentiert sich an gleicher Stelle die Kreisverwaltung bei einem Tag der offenen Tür.