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Luchse Kaffeegenuss für die Pinselohren

Kaffeefreunde können in Bad Lauterberg eine Tasse genießen und obendrein das Luchs-Projekt der Harzer Nationalparkverwaltung unterstützen.

Von Dennis Lotzmann 08.01.2017, 09:11

Bad Lauterberg l Dezent-nussig, auch ein wenig schokoladig im Geschmack, vor allem aber kräftig-herb – so kommen die drei neuen Kaffeesorten daher, die Mark Schnibbe seinen Kunden offeriert. Kommt bei den Genießern auch noch das Gefühl von uriger Freiheit in Harzer Wäldern auf, ist die Sache mit dem „Luchskaffee“ rundum perfekt. Mit Luchskaffee in den Richtungen Espresso, Crema und Koffeinfrei hat der Bad Lauterberger Kaffeeröster seine Palette jüngst komplettiert. Um einerseits den Kunden eine spezielle Offerte mit regionalem Anstrich zu unterbreiten. Und um andererseits die Wiederansiedlung des Luchses im Harz zu unterstützen. Pro verkauftem Kilo Kaffee gehen 50 Cent an das Luchsprojekt der Nationalparkverwaltung.

„Die Idee dafür“, erzählt der 48-Jährige, „kam mir schon vor längerer Zeit“. Der Trend hin zu regionalen Angeboten und Direktvermarktung sei ungebrochen. Das sei gut so und habe ihn mit Blick auf seine Kaffeerösterei ebenfalls motiviert. „Dabei den Harz, den Nationalpark und den nun hier wieder heimischen Luchs mit einem speziellen Produkt aus meiner Kaffeerösterei zu verbinden, lag auf der Hand.“

Schließlich ist Mark Schnibbe Kaffeefan durch und durch. 2007 erfüllte sich der Bad Lauterberger, dessen Wurzeln in einer gastromisch geprägten Familie liegen, den Traum von einer eigenen Rösterei. Zuvor hatte der ausgebildete Konditor nicht nur im elterlichen Betrieb Erfahrungen gesammelt, sondern auch international reingeschnuppert. „Ich war unter anderem in der Schweiz, bin dann aber wieder in den Harz zurückgekehrt.“

Das Rösten edler Kaffeebohnen war schon 2005 ins Blickfeld des Harzers gerückt. Ausschlaggebend sei der bundesweite Trend hin zu kleinen Röstereien gewesen. „Das hat mich fasziniert und inspiriert“, erinnert sich Schnibbe.

Soll heißen: Die Idee von der eigenen Rösterei im Harz war geboren und alles andere als ein Strohfeuer. „Ich habe einfach damit angefangen, experimentell für mich Kaffee zu rösten und war vom Ergebnis überzeugt.“ Einige Experimente und mehrere Visiten in kleinen Firmen später war es dann soweit: Mark Schnibbe machte seinen Traum mit der Bestellung einer eigenen Röstmaschine perfekt.

Seither sei es seine Philosophie, den Kaffee fair zu handeln. „Dafür reisen meine Mitarbeiter und ich bis in die Herkunftsländer der Bohnen, um immer ein Auge auf die Anbaumethoden und die sozialen Arbeitsbedingungen vor Ort zu haben.“ Dies , so der Unternehmer, der je nach Jahreszeit zwei bis drei Mitarbeiter beschäftigt, sei die Basis für fairen Handel mit Kleinbauern und Plantagenbesitzern.

Zurück zu Schnibbes Luchskaffee: Der Entschluss, mithilfe der – oder besser: für die – Pinselohren ein regionales Produkt auf den Markt zu bringen, sei ihm mit Blick auf das Engagement rund um die Wiederansiedlung der Großkatzen gekommen. Seit dem Jahr 2000 sind die Niedersachsen dabei aktiv. Heute leben die scheuen Großkatzen nicht nur im Luchsgehege in Bad Harzburg, sondern längst auch wieder in den Wäldern des Mittelgebirges und sind zu einem Aushängeschild der Region geworden.

„Mitunter streift nachts sogar ein mit GPS-Sender bestückter Luchs ziemlich nah um unsere Rösterei, die im ehemaligen Sägewerk Haltenhoff untergebracht ist“, verrät der 48-Jährige. Gut möglich, dass die Raubkatze dabei vom verführerischen Duft der frischen Röstbohnen angelockt wird. Das hat bei Mark Schnibbe letztlich den Ausschlag für jenen Luchskaffee als Verbindung zur Harzer Heimat gegeben.

Ein Schritt, den die Nationalparkverwaltung erfreut registriert, wie Sprecher Friedhart Knolle betont. „Das Projekt passt sehr gut zum Nationalpark Harz. Deshalb ziehen wir es gemeinsam durch.“ Dass ein Luchskopf die Kaffeetüten ziert, ist nur logische Konsequenz.

Für jedes verkaufte Kilo Kaffee fließen 50 Cent an das Luchsprojekt des Nationalparks. „Damit werden Forschung und Öffentlichkeitarbeit für die größte europäische Katzenart unterstützt“, so Knolle. Angeboten wird der Harzer Röstkaffee in diversen Märkten und Restaurants sowie Hotels und Nationalparkhäusern der Region.

Mark Schnibbe setzt bei seinem Luchskaffee, den er mit Arabica-Bohnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika kreiert, übrigens weniger auf Gewinn als vielmehr auf bundesweites und internationales Marketing für die Harzregion. „Ich habe ziemlich viel in das Projekt investiert, aber das war es mir wert.“ Gewinn wolle er mit den anderen 35 Sorten machen, mit denen er ebenfalls international unterwegs sei.