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Nahverkehr Bordmittel contra Verkehrsprobleme

Es klemmt im öffentlichen Nahverkehr im Harz aktuell an mehreren Stellen. Jetzt gab es ein Spitzentreffen.

Von Dennis Lotzmann 10.08.2016, 01:01

Halberstadt l Michael Wendt ist Teamleiter für Belange des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bei der Kreisverwaltung Harz. In dieser Funktion ist Wendt immer wieder als Moderator und Brückenbauer gefragt. Am Dienstag hatte er eine besondere Runde zu moderieren: Vertreter der im Harz agierenden Nahverkehrsanbieter kamen auf Einladung der Kreisverwaltung zusammen. Die Einladung war keineswegs zufällig: Nachdem Wendt in den vergangenen Wochen erhebliche Probleme im Harzer Nahverkehr ausgemacht hatte, sollte gemeinsam nach Lösungs- und Therapieansätzen gesucht werden.

Anlass waren nicht nur die jüngsten Schwierigkeiten des Bahnanbieters Harz-Elbe-Express (HEX), der die Linie Halberstadt-Blankenburg aktuell nur mittels Schienenersatzverkehr bedienen kann (die Volksstimme berichtete mehrfach). Wendt hat generell überdurchschnittlich viel Kritik von ÖPNV-Nutzern registriert. „Deshalb unsere Runde, in der wir keineswegs im Zorn zurückgeschaut haben, sondern versucht haben, die aktuelle Situation mit Bordmitteln zu verbessern“, so Wendt nach dem Treffen, das letztlich Auftaktcharakter bekam.

Neben der Kreisverwaltung saßen Gesandte der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB/Busbetreiber im Harz), der Halberstädter Verkehrsgesellschaft (HVG/Betreiber von Straßenbahn- und Buslinien in Halberstadt) und vom HEX am Tisch. Hinzu kamen die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa/Auftraggeber für den schienengebundenen Nahverkehr im Land) und die Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Und: Wendt hatte, um eine direkte Rückkoppelung zwischen Anbietern und Fahrgästen herzustellen und Probleme im Detail zu beleuchten, auch ÖPNV-Nutzer eingeladen. Jene, die sich zuvor bei der Kreisverwaltung über Probleme beklagt hatten.

Ein Ergebnis der Runde: Die aktuellen Probleme beim HEX, die personelle Ursachen haben, sollen bis zum Monatsende „möglichst ausgeräumt sein“, so Wendt. Was Nasa-Sprecher Wolfgang Ball bestätigt: „Wir haben Grund zur Annahme, dass ab 27. August die Züge zwischen Halberstadt und Blankenburg wieder rollen.“ Die HEX-Vertreter hätten das nachvollziehbar dargelegt.

Was HEX-Sprecher Thomas Kleinrensing bekräftigt: „Wir streben ab 27. August wieder einen Regelbetrieb an.“ Bis dahin rolle der Schienenersatzverkehr – nunmehr auch ins Dorf Börnecke. Und: HEX-Betreiber Transdev hat nun eine Lösung für Sabine Göricke, die direkt am Bahnhof Börnecke lebt und nicht mehr Auto fährt. Weil der Bahnhof rund drei Kilometer außerhalb von Börnecke liegt und dazwischen nur ein Feldweg existiert, könne sich die Seniorin ab sofort bei Bedarf auf HEX-Kosten ein Ruftaxi bestellen, um zum Ersatzbus im Dorf zu gelangen, so Kleinrensing.

In der Runde sei natürlich auch klargeworden, dass viele Probleme zunächst nur seitens der jeweiligen Anbietern gelöst werden könnten, so HVG-Geschäftsführer Axel Wöhlbier. „Wenn – wie am Montag geschehen – der Bügel einer Straßenbahn defekt ist und die Bahn liegenbleibt, ist das allein unser Thema.“ Aber: Einig, so bestätigten mehrere Teilnehmer der Runde, sei man sich gewesen, dass der Informationsfluss zwischen den Anbietern noch optimiert werden könne.

„Die Informationsketten sind tatsächlich ein Knackpunkt“, bestätigt Wendt. Ziel müsse es sei, die Fahrgäste schnell über etwaige Probleme zu informieren. Und da komme an Bahnhöfen mit der Deutschen Bahn ein weiterer Partner ins Spiel. Oder die vorhandenen Systeme: Vieles sei dank der modernen Technik möglich, manches aber eben nicht. Konsequenz: Die Verantwortlichen bei den Betreibern wollen einen heißen Draht knüpfen.

Zudem sei interessant gewesen, dass der HEX in Halberstadt auch innerstädtischen Charakter habe. „Manche fahren damit vom Spiegelsbergenweg zum Bahnhof“, so Wendt. Und noch ein Resultat gebe es nach dem Treffen: „Das war nicht das Ende, sondern der Anfang.“ Soll heißen: Fortsetzung folgt.