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Neujahrsempfang Energiekommune des Jahres

Der Dardesheimer Neujahrsempfang ist auch bei seiner elften Auflage eine Ausnahmeveranstaltung. Denn es kann jedermann kommen.

Von Mario Heinicke 18.01.2016, 00:01

Dardesheim l Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) musste sich die Einwohnerzahl von Dardesheim nochmal nennen lassen. Es sind wirklich nur 800. Und dann präsentiert die kleine Stadt auf dem Neujahrsempfang live ein riesiges Stadtorchester und eine Voltigiergruppe, es wird berichtet über die vielen engagierten Vereine und natürlich über den großen Windpark, der 40-mal mehr Strom erzeugt, als der Ort selbst benötigt. Dafür zollte der Minister seinen Respekt.

Möllring schloss den Reigen der Neujahrsredner, nachdem zuvor weitere Gäste ebenfalls die außerordentlichen Aktivitäten der Dardesheimer gewürdigt hatten. Auf den Windpark bezogen, stellte Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) vor allem heraus, „dass sie es geschafft haben, die Menschen mitzunehmen“. Denn Proteste wie anderenorts gab und gibt es hier nicht. Der Windpark ist zusammen mit dem Dardesheimer Förderverein auch Gastgeber des Neujahrsempfangs. Wagenführ zeigte sich „außerordentlich beeindruckt“ vom Kirchplatzfest im vorigen Jahr. Ein großes Fest, das erstmals gemeinsam von allen Vereinen organisiert worden war.

Vizelandrätin Heike Schäffer registrierte mit Freude die vielen aktiven Vereine und Organisationen in Dardesheim und zog den Bogen auf ihre Verantwortungsebene. „Auch ein Landkreis existiert durch seine Kommunen und seine Bürger.“ Zum Abschluss bat sie um Unterstützung für den Landkreis bei der bevorstehenden Aufgabe, Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren.

Ortsbürgermeister Ralf Voigt (Förderverein Stadt Dardesheim) hielt keine klassische Neujahrsrede, sondern bot einen bebilderten Vortrag mit Rückblicken und Ausblicken. So von den drei neuen Windrädern, die derzeit auf dem Drui­berg entstehen. Dardesheim ist im Mai auf Bundesebene als Energiekommune des Monats und unter den Monatssiegern am Ende sogar als Energie­kommune des Jahres 2015 ausgezeichnet worden. Dass die Ehrungen ihren Grund nicht nur im Vorhandensein von Windrädern haben, ließ Voigt erkennen. So wurde eine Studie zur Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik erstellt – und deren Umsetzung begonnen. „123 der 210 Lichtpunkte sind umgerüstet“, sagte Voigt. Am Beispiel des Gewerbegebietes nannte er Stromverbräuche, die etwa auf ein Sechstel gesunken sind. Damit verbunden die Einsparung von Kohlendioxid.

Dardesheim und sein Windpark hatten 2015 wieder viele Besucher aus aller Welt. „Die erste Gratulation zur Energiekommune erhielten wir aus Japan“, sagte Voigt mit einem Schmunzeln. Fachbesucher, Landespolitiker und auch Filmteams gehörten zu den Gästen in der Stadt.

Über Windpark-Gelder finanziert wird in Dardesheim eine kleine Handwerksbrigade, die kleinere bauliche Arbeiten im öffentlichen Raum übernimmt. Dadurch entstand ein barrierefreier Fußweg vom Rathaus zum Parkplatz, auch der Fußweg vor der Sekundarschule wurde barrierefrei gestaltet. Die Handwerker halfen ebenso beim Aufbau der großen Spielkombination in der Kindertagesstätte, die über verschiedene Geldquellen beschafft werden konnte. Ferner wurde ein Stallgebäude vom Landgasthaus „Zum Adler“ baulich gesichert.

Auf kulturellem Gebiet hob Ralf Voigt die neue Konzertreihe „Klangkultur“ des Vereins Rock im Mai hervor. „Ich kann nur ermuntern, hier weiterzumachen.“

Der Männerchor feierte letztes Jahr sein 110-jähriges Bestehen. Allerdings am selben Tag wie die Feuerwehr ihren 120. Geburtstag. „Das hätte man sicher besser abstimmen können“, so Voigt. Der Feuerwehr dankte er ausdrücklich für ihren Einsatz, der angesichts der Bundesstraße 79 vor der Tür häufig gefragt ist.

„Nicht alles ist optimal in Dardesheim“, stellte der Ortsbürgermeister schließlich fest. Eine der beiden Verkaufsstellen schloss 2015. Voigt kritisierte Hundedreck, Müllablagerungen und Vandalismus. Und er sprach über Einbrüche, die die Einwohner verunsichern. „Das ist ein heikles Thema. Das es null Aufklärung gab, ist noch viel schlimmer. Ich hoffe, dass wir mit der Polizeidienststelle in Osterwieck weiterkommen.“

Als Ziele nannte Ralf Voigt einige Projekte, so die Revitalisierung des Ortskerns mit dem inzwischen leer stehenden Agrarhof, die weitere LED-Umrüstung des Straßenlichts sowie den Fortgang bei der Entwicklung eines Informations- und Erlebniszentrums auf dem Druiberg.

Das Kirchplatzfest der Vereine wird am letzten Juni-Wochenende stattfinden. Dann unter wenig Schatten spendenden Linden. Die Bäume sind stark zurückgeschnitten worden, um das Gefahrenpotenzial zu minimieren und letztendlich die platzprägenden Linden zu erhalten.