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Notruf Moderne Bedingungen für Ersthelfer

Acht Männer und zwei Frauen arbeiten in der neuen Rettungswache in Badersleben.

Von Ramona Adelsberger 24.07.2017, 01:01

Badersleben l Im ganzen Gebäude riecht nach frischer Farbe, einige Kisten sind noch nicht ausgepackt, ansonsten ist die Rettungswache in Badersleben direkt an der B 244 betriebsbereit. Rund um die Uhr sind hier zwei Mitarbeiter in Zwölf-Stunden-Schichten im Dienst, um bei einem eingehenden Notruf so schnell wie möglich dort zu sein, wo Hilfe benötigt wird.

„Insgesamt gehören zu unserer Mannschaft zehn Mitarbeiter, darunter sind auch zwei Frauen“, berichtet der Leiter der Wache, Maik Löwenberg. Dass auch weibliche Mitglieder im Rettungsteam willkommen sind, beweist die räumliche Trennung der Sozialräume wie Toiletten, Duschen, Umkleiden und Ruheräume.

Im Gebäude herrscht eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Die Wände sind in einem freundlichen Gelb gehalten, im Aufenthaltsraum läuft der Fernseher. Eine Kaffeemaschine blubbert in der Küche und die Ruheräume sind mit bequemen Betten ausgestattet.

Doch wenn der Alarm losgeht, muss alles ganz schnell gehen. „Dann geht es um Sekunden“, berichten Stephan Blume aus Dingelstedt und Thomas Meyer aus Schlanstedt, die gerade Dienst haben.

Stolz präsentieren die Notfallassistenten das Herzstück der Rettungswache, das sich hinter dem Rolltor der Garage verbirgt. Ein neuer und moderner Rettungswagen wartet hier auf seinen Einsatz. Bestückt ist das Fahrzeug mit allem, was die Ersthelfer benötigen: Notfallrucksack, Vakuummatratze, Sauerstoffgerät, EKG-Schreiber und Defibrillator. „Alles Hightech“, betonen die Retter.

Speziell für die Versorgung junger Patienten steht ein Kindernotfall-Rucksack bereit. Dazu gibt es eine Geschichte zu berichten, die kürzlich passiert ist. Eine Mutter hatte den Notruf gewählt, weil es „ihrem Kind“ schlecht gehe. „Also hatten wir den Kindernotfall-Rucksack mitgenommen“, erzählt Stephan Blume. In der Wohnung stellte sich dann allerdings heraus, dass das „Kind“ bereits 60 Jahre alt war. „Genaue Angaben über den Patienten sind schon beim Notruf sehr hilfreich.“

Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Arbeit der Rettungskräfte spielt auch das Gewicht der Patienten. „Mit dem elektrischen Tragetisch, der zum Rettungswagen gehört, können wir Patienten mit einem Gewicht bis zu 320 Kilogramm transportieren“, demonstrieren Stephan Blume und Thomas Meyer. Diese Trage entspreche den neuesten Erkenntnissen und erleichtere die Arbeit der Retter enorm. „Die Leute werden immer schwerer und das bedeutet Schwerstarbeit für uns.“ Doch selbst 320 Kilogramm Höchstgewicht werden nicht selten überschritten. In solchen Fällen kann nur noch die Feuerwehr helfen.

Die Diensthabenden äußern sich lobend über die Bedingungen, die nun in der neuen Rettungswache Badersleben herrschen. Das war nicht immer so. „Seit 2015 hatten wir im Hof vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Badersleben einen Container aufgestellt“, berichtet Michael Werner, Leiter des Eigenbetriebes Rettungswesen des Landkreises. Dem Fahrzeug sei es in der Feuerwehrgarage besser gegangen, als den Kollegen im Container.

„Diese Rettungswache am Standort Badersleben war notwendig geworden, weil die gesetzlichen Hilfsfristen in der Region nicht mehr gewährleistet werden konnten“, erklärt Michael Werner weiter. Nach einem Notruf muss der Rettungswagen innerhalb von 12 Minuten und der Notarzt spätestens nach 20 Minuten vor Ort sein.

Weil im Notfall jede Minute zählt, muss der Wagen nach erfolgtem Einsatz umgehend wieder bereit sein. Diese Nachbereitung ist ein wichtiger Teil der Arbeit. Alles muss sorgfältig gesäubert und desinfiziert werden, alle verbrauchten Materialien werden ersetzt. Jederzeit kann sich der Pieper wieder melden und dann muss es erneut sofort losgehen können. „Auch die Dokumentation jedes Einsatzes muss unmittelbar danach erfolgen, daher kann es gut sein, dass eine Schicht auch mal 13 Stunden oder noch länger dauert“, erklärt Thomas Meyer.

Die gesamte Koordination der Einsätze erfolgt über die Leitstelle in Halberstadt. Dort geht auch der Notruf ein. Auf dem Pieper, den jeder Retter am Gürtel trägt, wird der jeweilige Notfall kurz geschildert. Ist der Rettungswagen unterwegs, und ein weiterer Notfall kommt an, muss die Einsatzstelle andernorts Ersatz finden.

Stephan Blume und Thomas Meyer scheinen ihren Traumberuf gefunden zu haben. Es sei ein schönes Gefühl, helfen zu können. Einig sind sich beide auch über das bisher schönste Erlebnis ihrer Arbeit, beide haben schon mehrfach Babys auf die Welt geholfen.