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Ortsumgehung Spatenstich für Millionen-Projekt

Politprominenz aus Berlin, Magdeburg und Halberstadt gab den Startschuss für den Bau der Ortsumgehung Halberstadt/Harsleben B 79.

Von Jörg Endries 04.07.2017, 13:00

Halberstadt/Harsleben l Gebuddelt wird an der neuen Ortsumleitung Halberstadt/Harsleben B 79 schon seit Monaten. Am gestrigen Montag griffen auch Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel, sowie Landrat Martin Skiebe (alle CDU), Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) und Vertreter aus Harsleben zum Spaten.

Anlass war der offizielle Startschuss für den 37,5 Millionen Euro teuren Bau der 7,3 Kilometer langen neuen B 79 ab der B 81 zwischen Halberstadt und Emersleben und der B 79 an der Abfahrt Richtung Westerhausen. Im Strecken­verlauf müssen insgesamt elf Brücken errichtet werden. Darunter ein großes Bauwerk über die Bahnlinie Halberstadt-Halle. Die Ortsumgehung soll nach ihrer Fertigstellung im November 2019 den Durchgangsverkehr um Harsleben und Halberstadt vorbeileiten.

„Mit der Ortsumgehung sorgen wir gleich für doppelte Entlastung. Die Anwohner sind vom Durchgangsverkehr entlastet und die Autofahrer profitieren von einer verbesserten Anbindung an die künftige Bundesautobahn“, betonte Rainer Bomba und meinte damit die B 6. Das sei ein Erfolg auf ganzer Linie. Weniger Staus, Unfälle, Lärm und Abgase, dafür mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität für die Re­gion, so der Staatssekretär. Eine Prognose gehe davon aus, dass bis 2030 im Vergleich zu heute etwa 40 Prozent mehr Lkw und 11 Prozent mehr Individualverkehr auf den Straßen in Deutschland unterwegs sein wird. Für die B 79 sind 16.000 Fahrzeuge pro tag anvisiert, mit hohem Lkw-Anteil. „Insofern ist das Geld hier gut investiert“, so Rainer Bomba.

Die neue Verkehrstrasse werde auch einen wichtigen Beitrag zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Region leisten, sagte Thomas Webel. Der Verkehrsminister des Landes unterstrich: „Das Straßenbauvorhaben ist eines der wichtigsten im Lande und von großer Bedeutung für die bessere Anbindung an die Industrie-Standorte Mitteldeutschlands.“

Eine leichte Geburt war das Bauvorhaben nicht. Von der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan 2003 bis zum Spatenstich sind immerhin 14 Jahre ins Land gezogen. In Harsleben hat es Bürgerini­tiativen gegeben, die für die jetzt im Bau befindliche Variante beziehungsweise für die sogenannte Ostumfahrung gekämpft haben. Mehrere Privatklagen richteten sich gegen Themen wie Lärmschutz- und Luftschadstoffermittlung sowie die getroffene Variantenabwägung. Sie waren allesamt nicht erfolgreich.

Eine große Rolle spielt der Umweltschutz bei der Umsetzung des Bauprojekts. „Die Zeiten, da Straßen gebaut und untern wurden, ohne dabei umfassend auf Naturschutz und Landschaftspflege Rücksicht zu nehmen, sind längst vorbei“, informierte Thomas Webel.

So hätten nach Angaben der Landesstraßenbaubehörde die unter Schutz stehenden Feldhamster im Rahmen einer aufwendigen Umsiedlungsaktion eine neue Heimat bekommen.

Ein Biologe hat Bäume untersucht, die im Verdacht standen, dass dort der unter strengem Schutz stehende Eremit lebt. Die Käferart konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

In den zurückliegenden Monaten haben Archäologen die Arbeiten in der geschichtsträchtigen Region begleitet. In der Nähe von Harsleben sind sie 2016 vor dem Beginn von Arbeiten zur Umverlegung einer Wasserleitung fündig geworden. Experten vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege haben dort eine etwa 3000 Jahre alte Kreisgrabenanlage – eine Grab- und vermutlich Kultstätte – freigelegt. Vor Kurzem entdeckte das Team um Projektleiterin Dr. Susanne Friedrich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle nur knapp einen Meter tief im Erdreich verborgen eine Siedlung aus der Jungsteinzeit. Umrisse von Häusern, Keramik, Werkzeuge und ein besonderes Grab. Das Skelett ist der nördlichste Fundort aus dieser Zeit, in der aufgrund von Grabbeigaben Beziehungen der Jungsteinzeit-Menschen in den Mittelmeerraum belegt werden können. Im mitteldeutschen Raum sei das erst das zweite Grab aus dieser Zeit und mit diesem Bezug, betonte Susanne Friedrich im Volksstimme-Gespräch.