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Platzwächter Den Schmierfinken keine Chance

Stadtputz in Halberstadt: 15 fleißige Platzwächter sorgen am Domhang für saubere Bänke.

Von Carolin Ostrowski 21.06.2016, 23:01

Halberstadt l Der Generator summt, er versorgt die Bandschleifer mit Strom. Das Geräusch von Schleifpapier auf Holz dominiert den Domhang. „Wo sind denn die Farbeimer und die Pinsel?“, „Schaffen wir wohl alle sechs Bänke?“ Es ist unschwer zu erkennen: Die Platzwächter sind wieder am Werk. Dieses Mal rücken sie den mit schwarzer Farbe beschmierten Bänken am Domhang zu Leibe.

„Der Domhang ist ein kultureller Ort. Touristen und Einheimische gehen hier jeden Tag entlang. Die gute Stube der Stadt sollte nicht so verschandelt aussehen“, sagt Bianca Groß, Initiatorin der Platzwächter. Deshalb ist sie gemeinsam mit den anderen Platzwächtern hier im Einsatz. Zuerst werden die Bänke abgeschliffen, danach bekommen sie einen neuen Anstrich.

Auch zwei Mitarbeiter und der Geschäftsführer der Firma Schmidgunst und Herrmann sind mit dabei. „Beim Altstadtgespräch habe ich Bianca Groß und Enrico Simon kennengelernt, sie haben mir erklärt, was sie machen und ich habe meine Hilfe angeboten“, erinnert sich Michael Herrmann. Er spendiert Schleifpapier und Farbe für die Aktion.

Als Halberstädter sei er der Stadt verbunden und wo man helfen könne, da helfe man halt, so der Geschäftsführer des Malereifachbetriebes. Ähnlich sieht es auch Initiator Enrico Simon: „Viele Leute beschweren sich über Vandalismus und Randale, aber niemand legt selbst Hand an.“

Dass die Platzwächter nicht nur reden, sondern auch machen, haben sie schon bei zahlreichen Aktionen unter Beweis gestellt. Sei es die Grünanlage am Ententeich, der Frühjahrsputz am Halberstädter See oder die Beseitigung von Müll in der Nähe des Domschatzes. Überall hinterlassen die Platzwächter ihre Spuren – aber nicht etwa Müll und Grafitti, sondern Ordnung und Sauberkeit.

„Wir zeigen Flagge gegen die Schmutzfinken, wir stören sie. Mit unseren Aktionen setzen wir ein Zeichen und sagen: Hey so geht das nicht“, ist Enrico Simon überzeugt. Wenn er heute an den ehemaligen Einsatzorten der Platzwächter vorbeikommt und sieht, dass diese nicht erneut beschmiert wurden, ist er zufrieden.

Gestartet ist die Initiative vor zwei Jahren. Damals waren die Bänke vor der Sparda Bank im Breiten Weg beschädigt und die Sitzflächen heruntergerissen. „Ich habe das auf dem Weg zum Auto bemerkt und es hat mir keine Ruhe gelassen“, erinnert sich Bianca Groß. Über Facebook hätten sich die Teilnehmer der Bürgerinitiative dann schnell zusammengefunden. Die meisten seien persönlich genervt von den Schandflecken in ihrer Heimatstadt. Frei nach dem Motto „Wir geben keine Ruhe, wir machen weiter“ engagieren sich die unermüdlichen Platzwächter.

„Noch sind wir eine kleine Initiative. Wir freuen uns über jeden Helfer, über Firmen, die uns unterstützen und natürlich über Spenden“, sagt Bianca Groß. Auch Hinweise von Halberstädter Bürgern zu weiteren möglichen Einsatzorten würden helfen.

Am Ende ist es dann geschafft: Alle sechs Bänke am Domhang erstrahlen im neuen Glanz. „Es ist ein ungewohnter Anblick, dass die Bänke so ordentlich aussehen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen“, resümiert Bianca Groß. „Wir überlassen die schönen Plätze in Halberstadt nicht den Menschen, die an Zerstörungswut leiden.“