1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Aus drei Modellen wird eins

Rettungsdienst Harz Aus drei Modellen wird eins

Am 1. Juli ist der Landkreis Harz zehn Jahre alt geworden. Den Eigenbetrieb Rettungsdienst gibt es schon ein Jahr länger.

09.07.2017, 06:13

Wernigerode l „Es war eine Riesenaufgabe“, sagt Michael Werner. Obgleich die Fusion der drei Rettungsdienste bereits zum 1. Juli 2006 und somit ein Jahr früher erfolgt war. Als Grund nannte der Betriebsleiter, dass zu dieser Zeit leitende Mitarbeiter ausgeschieden waren. Werner: „Da haben die drei Landräte gesagt, lasst uns das schon vollziehen.“

Wobei die Voraussetzungen wohl unterschiedlicher nicht hätten sein können. In Halberstadt war bis dahin der Weg gewählt worden, 80 Prozent der Leistungen an Hilfsorganisationen auszuschreiben. Die Quedlinburger verzichteten generell auf den kommunalen Part. Sie beauftragten Arbeitersamariterbund (ASB) und Deutsches Rotes Kreuz (DRK). In Wernigerode hingegen war es Tradition, 95 Prozent des Rettungsdienstes unter Regie der Kreisverwaltung zu fahren. Michael Werner: „Es gab nur einen ganz kleinen Teil qualifizierten Krankentransports durch das DRK.“

Eine weitere Besonderheit: Die Stadt Falkenstein/Harz befand sich in der Hand des ASB Aschersleben. Erst zum 1. Januar 2008 wurde die Wache in Ermsleben übergeben.

Stand also die Frage, ob die Modelle so übernommen werden sollen, wie sie bis dahin existierten. Der Betriebsleiter: „Es gab von Anfang an die klare Linie, langjährige Partner nicht vor den Kopf zu stoßen.“ Deshalb blieb zunächst alles weitgehend unverändert. Um nicht gleich „den großen Umschwung“ bewältigen zu müssen, wurde die Ausschreibungsfrist verlängert. Die Neuvergabe erfolgte schließlich 2009. Werner: „Es gab ein langwieriges Verfahren.“

 

In dessen Ergebnis veränderte sich einiges. So musste sich der ASB aus Halberstadt zurückziehen. Die Malteser übernahmen. Verschiebungen gab es beim DRK in Halberstadt und Quedlinburg sowie beim ASB in Thale. Beide Organisationen konnten aber ihre Marktanteile behalten.

„Wir haben gemerkt, dass wir nicht optimal aufgestellt sind“, sagt der Betriebschef. Es gab „weiße Flecken“ im Oberharz und im Huy. Deshalb wurde 2014 ein neuer Rettungsdienstbereichsplan erarbeitet und zum 1. Januar 2015 in Kraft gesetzt. Auf dieser Grundlage ist die Entscheidung gefallen, die Zahl der Rettungswachen auf sieben zu erhöhen.

Die Neubauten in Badersleben und Elend sind so gut wie fertiggestellt. Deren offizielle Einweihung ist laut Werner wegen der Urlaubszeit für Ende August vorgesehen. Die Erweiterung der Wache in Hasselfelde um einen Stützpunkt für den Notarzt soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein.

Ein Kapitel für sich ist die Leitstelle. Die Zentrale in Quedlinburg war technisch und baulich so desolat, dass sie 2006 mit Halberstadt zusammengelegt wurde. Damit entstand allerdings eine territoriale Konkurrenz zu Wernigerode. Durch die Fusion fiel die Entscheidung für den alleinigen Standort in der Kreisstadt. Zunächst wurde die Leitstelle beim Eigenbetrieb aus- und bei der Kreisverwaltung angegliedert. Michael Werner: „Die ersten drei Jahre wurde sie so weitergeführt.“ Die Folge: Der Investitionsstau vergrößerte sich immer mehr.

Zum 1. Januar 2010 erfolgte die Rolle rückwärts. Der Betriebsleiter: „Wir haben damals sofort angefangen, das komplett neu zu gestalten.“ Das Gebäude auf dem Gelände an der Friedrich-Ebert-Straße wurde komplett entkernt. Die Kollegen verrichteten ihren Dienst anderthalb Jahre lang in Containern.

Die gesamte Technik wurde modernisiert, inklusive der Erweiterung auf vier Einsatztische und einen Administrator-Tisch. Werner: „Was es vorher gar nicht gab, waren die Küche und Aufenthaltsräume.“ Zu Beginn des Jahres 2012 konnte Einweihung gefeiert werden.

Auch elf Jahre nach der Fusion der drei Rettungsdienste, sieht es nicht so aus, als würde Ruhe einkehren. 2018 wird die nächste Ausschreibung fällig. Offen ist die Frage, wie es mit den Leitstellen im Land weitergehen soll. Hier gibt es Überlegungen, die jetzige Struktur zu verändern. Der Betriebsleiter: „Es sind viele Dinge im Fluss.“ Unter anderem in punkto künftigem Berufsbild der Mitarbeiter. Aber das ist schon wieder eine weitere Geschichte.