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Saurier als Leihgabe Knochen für „Jurassic Harz“

Halberstadt gehört zu den bedeutenden Saurier-Fundorten auf der Welt. Skelett-Teile bereichern nun die neue Ausstellung „Jurassic Harz“.

Von Jörg Endries 10.02.2017, 00:01

Halberstadt l Eine Kostbarkeit aus Halberstadt ist am gestrigen Donnerstag auf Reise gegangen – 220 Millionen Jahre alte fossile Skelett-Teile eines Plateosaurus. Das Heineanum Halberstadt stellt sie als Leihgabe für das Staatliche Naturhistorische Museum Braunschweig zur Verfügung. Die Fossilien aus der Domstadt bereichern die neue Ausstellung „Jurassic Harz“, die am 1. April in Braunschweig eröffnet wird und bis zum 23. Juli zu sehen ist.

Rüdiger Becker, Direktor des Heineanums, freut sich über das Interesse an den Halberstadt-Sauriern. „Ich habe den Eindruck, dass Halberstadt in der Paläontologie eine Grauzone ist. Dabei gehört die Stadt zu den spektakulären Saurierfundorten“, betont der Fachmann. Mit der Ausstellung in Braunschweig erhofft er sich, dass Halberstadt wieder bekannter in der Welt der Saurier­forschung wird.

Dr. Ralf Kosma, Paläontologe des Naturhistorischen Museums Braunschweig, ist begeistert von den Exponaten. „Halberstadt gehört zu den bedeutenden Saurier-Fundorten und ist von internationaler Bedeutung“, widerlegt der Wissenschaftler die Befürchtung von Rüdiger Becker. Für den Heineanum-Direktor sind diese Worte wie Balsam auf die Direktoren-Seele.

Vor 108 Jahren wurden die ersten Fossilien in einer Ziegelei-Tongrube in Halberstadt gefunden, berichtet Rüdiger Becker. Ungefähr dort, wo sich heute an der B 79 zwischen Halberstadt und Harsleben die Shell-Tankstelle befindet. Reste von fast 50 Exemplaren, die sich auf zwei, drei Arten verteilen, seien dort geborgen worden. Der Berliner Paläontologe Professor Otto Jaeckel erkannte damals die Bedeutung des Fundes und setzte sich dafür ein, dass sie fachmännisch geborgen und wissenschaftlich sichergestellt wurden. 1914 veröffentlichte Jaeckel eine umfangreiche wissenschaftliche Dokumentation über den Fund in Halberstadt. Das Skelett eines sogenannten Rudersauriers (Plesiosaurus) ist bereits 1899 am Kanonenberg (Wernigeröder Straße) gefunden worden – ebenfalls in einer Tongrube. Das Original ist ebenfalls heute im Heineanum zu sehen.

In der Ausstellung des einzigartigen Vogelkundemuseums wird ein fünfeinhalb Meter großes zusammengebautes Plateosaurus-Skelett präsentiert – seit 1959. Dieses sollte eigentlich die neue Ausstellung in Niedersachsen bereichern. Aus zwei Gründen sei das Vorhaben leider gescheitert, berichtet Rüdiger Becker.

„Die Zeit ist für den aufwendigen Ab- und Aufbau zu knapp gewesen. Außerdem wäre das Vorhaben zu teuer.“ Der Heineanum-Chef bedauert das. Eigentlich war beabsichtigt, das fehlerhaft aufgebaute Plateosaurus-Skelett von den Fachleuten in Braunschweig richtig zusammensetzen zu lassen. „Wir sprechen hier von Kosten von deutlich mehr als 10 000 Euro“, bestätigt Ralf Kosma. Rüdiger Becker und Ralf Kosma haben aber die Hoffnung, dass das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt doch noch umgesetzt wird.

Wie es sich für einen Schatz gehört, haben die Heineanum-Mitarbeiter die versteinerten Saurierknochen sicher in styroporausgeschlagene Holzkisten verpackt – insgesamt 20 Objekte. Darunter befinden sich Rippen-, Krallen- und Zahnfragmente sowie ein Schienbein, ein Schulterblatt, eine Hand und andere Teile der Riesenechse. Im Landesmuseum Braunschweig werden sie unter anderem gemeinsam mit einem 27 Meter langen Originalskelett des Diplodocus „Arapahoe“ zu sehen sein, das vor einigen Jahren in Wyoming in den USA geborgen wurde.