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Schädlingsbekämpfung Kirchhof ist die Stube der Fledermäuse

Rund um die Kirche in Wegeleben ist nach Fledermäusen gesucht worden. Die Tiere leben nicht im Gotteshaus. Dort werden Holzwürmer bekämpft.

Von Christian Besecke 16.07.2016, 11:52

Wegeleben l Die Wegelebener Kirche St. Peter und Paul kann heute wie geplant vom Holzwurm befreit werden. „Wir haben eine Lokalisierung vorgenommen und die Tiere auch in der Umgebung der Kirche nachgewiesen“, sagt Doris Buthut von der Unteren Naturschutzbehörde. „An zwei Tagen sind wir dabei bis in die späten Abendstunden aktiv gewesen.“

Zuletzt rückten die Naturschützer dazu am Donnerstagabend nach Wegeleben aus. Gemeinsam mit der für die Holzwurmbekämpfung in der Kirche beauftragten Firma und dem Dachdecker Olaf Lippoldt gingen sie dabei in der Kirche auf die Suche nach den Tieren.

„Wir wurden im Vorfeld von Pfarrer Arnulf Kaus über Beobachtungen von Anwohnern informiert“, erklärt Doris Buthut. „Es war zu vermuten, dass die Fledermäuse in dem historischen Gemäuer wohnen. So ungewöhnlich ist das nicht. Dafür gibt es klare Belege aus anderen Orten.“ Hätten die Experten eine Wochenstube der putzigen Tiere vorgefunden, dann wäre die geplante Begasung des Kirchenschiffs zumindest schwierig geworden.

„Fledermäuse stehen national und europaweit auf der roten Liste der bedrohten Arten“, sagt die Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde. „Bereits bei unserem ersten Termin haben wir Zwergfledermäuse und Breitflügelfledermäuse im Umfeld des Bauwerks nachgewiesen.“

Dieses Mal begaben sich die Naturschützer auf die Suche an und in der Kirche. Dabei wurde ein großer Kran der Firma Groli eingesetzt und die Experten schwebten schon bald in luftiger Höhe. Zunächst wurden Ziegel vom Kirchenschiff abgenommen. Andreas Fritsch vom Arbeitskreis Fledermäuse in Sachsen-Anhalt ging mit einem Endoskop auf die Pirsch. „Man konnte von oben aus ganz wunderbar die Dachfläche überblicken und auch in entfernte Ecken sehen“, schildert er seine Arbeit. „Von den Tieren habe ich aber keine Spur entdeckt.“ So war es auch am Anbau auf der Nordseite. Hier spähte er hinter Dachrinnen und Dachkästen aus Holz. Die Nachforschung verlief zumindest hier ergebnislos.

Ralph Rainer Wenske vom Gemeindekirchenrat nahm die Nachricht mit Erleichterung zur Kenntnis. „Wir können also dem Holzwurm in der Kirche wie geplant zu Leibe rücken“, äußert er sich. Die Naturschützer beendeten ihre Arbeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie beobachteten die Umgebung des Gemäuers und wurden fündig. „Die Tiere haben eindeutig im Umfeld Quartier bezogen“, versichert Doris Buthut. „Sie nutzen Linden auf dem Kirchhof, um dort ihre Geschäfte zu verrichten und dort auf die Jagd nach Insekten zu gehen.“ Vor einem leerstehenden Haus seien die Tiere in der Luft beobachtet worden. „Unterschlupf finden sie aber auch in bewohnten Häusern“, sagt Doris Buthut.

Die flatternden Gesellen sind übrigens sehr nützlich. Eine Fledermaus vertilgt an guten Tagen schon einmal 1000 Insekten in einer Nacht. Die Blutsaugergeschichte um den Grafen Dracula ist weit hergeholt und eher an die Tatsache angelehnt, dass das Männchen das Weibchen nach dem Winterschlaf mit einem Biss aufweckt.