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Schultheater Schüler übernehmen die Bühne

Sechs Theaterstücke sind beim 17. regionalen Schülertheatertreffen im Großen Haus des Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt zu sehen.

Von Carolin Ostrowski 14.06.2016, 08:00

Halberstadt l „Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück; es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt.“ Das wusste schon der Philosoph Seneca. Sechs Theaterstücke sind am Montag und Dienstag im Rahmen des 17. regionalen Schülertheatertreffens im Großen Haus des Nordharzer Städtebundtheaters zu sehen. Sie beweisen, dass das Zitat von Seneca stimmt – denn die Darbietungen sind alle bunt und lebendig.

„Wer sich heutzutage für Kunst interessiert, braucht nur zwei Klicks im Internet machen und schon kommen Theaterstücke, Konzerte und Ausstellungen bequem auf Laptop oder Smartphone zu uns auf die Couch“, sagt Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). Dass das dann aber kein richtiges Theater ist, wissen alle im Saal. Denn für Theater, so Henke weiter, brauche es das Zusammenwirken von Zuschauern und Akteuren an ein und demselben Ort – so wie beim Schülertheatertreffen.

„Ich freue mich, dass Ihr Schüler das Theater in Halberstadt lebendig macht und aufzeigt, dass das auf keinen Fall nur etwas für alte Leute ist“, betont Henke.

Am Montag richtet sich das Programm an Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren. Der Theaterjugendclub Halberstadt zeigt das Stück „Die Wunschliste“ nach dem Roman von Eoin Colfer. Die Gruppe „InTakt“ des Gymnasiums „Am Thie“ in Blankenburg spielt die Eigenproduktion „Hotel Meerblick“, und das Gymnasium Martineum befragt in „Goethe im Examen“ den Dichter zu seinen Werken. Am heutigen Dienstag werden Schülerinnen und Schüler ab sieben Jahren im Großen Haus erwartet. Es stehen die Stücke „Coolkids - Achterbahnfahrt“ der Grundschule „Ludwig Gleim“ in Ermsleben, „Eine Reise um die Welt“ der Grundschule „Anne Frank“ in Halberstadt und „Der verhexte erste Schultag“ der Grundschule „Paul Ernst“ in Elbingerode auf dem Aufführungsplan.

Die Zuschauer im großen Saal des Nordharzer Städtebundtheaters bekommen am Montag Theater dargeboten, das sich nicht vor größeren Produktionen verstecken muss. Mimik, Gestik, Emotion, musikalische Untermalung, Beleuchtung – all diese Faktoren sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das zieht die Schülerinnen und Schüler so in ihren Bann, dass die vorher von Andreas Henke angesprochenen Smartphones während der Vorführung nicht ein einziges Mal aus der Tasche geholt werden. Und getuschelt wird nicht etwa über den neuesten Tratsch, sondern über das Stück. „Wow, der kann ja super spielen“, sind Worte der Anerkennung für die Leistung Gleichaltriger zu hören.

„Viele Schüler kennen Theater als steife Veranstaltung, die nur von Erwachsenen besucht wird. Dass sie hier ihre Mitschüler in Aktion erleben können, macht es für sie interessant“, sagt Sebastian Clar, Pressesprecher des Nordharzer Städtebundtheaters. Die Erfahrungen seien auf beiden Seiten, sowohl im Zuschauerraum, als auch auf der Bühne, durchweg positiv. „Die Akteure auf der Bühne erleben, wie viel Freude es bereitet, Theater zu spielen und dafür mit Begeisterung honoriert zu werden“, so Clar. Und: „Die Schüler im Zuschaurraum merken das und finden dadurch häufig auch Zugang zum Theater.“

Es sind Konflikte aus der Lebenswelt der Schüler, die in den Stücken aufgegriffen werden. In „Die Wunschliste“ schwebt die vierzehnjährige Meg Finn nach einem tödlichen Unfall zwischen Himmel und Hölle. Sünden und gute Taten halten sich die Waage. So muss sie noch einmal auf die Erde und während sie dem alten Mann Lowrie dabei hilft, sich seine letzten drei Wünsche zu erfüllen, lernt sie einige Lektionen – unter anderem das Vergebung glücklicher macht als Rache.

Dass das die Zuschauer bewegt und zum Nachdenken bringt, macht sich in den Reaktionen des Publikums bemerkbar. Es wird viel gelacht. Als Meg jedoch von ihrem Stiefvater geschlagen wird, blickt man in erschreckte Gesichter. Es ist offensichtlich: Das Zusammenwirken von Zuschauern und Akteuren funktioniert und wird zu dem lebendigen Theater, dass Henke in seinen Begrüßungsworten angesprochen hat.

Als der Vorhang zugeht und donnernder Applaus einsetzt, stehen den Darstellern Erleichterung und Stolz ins Gesicht geschrieben – und den Zuschauern Freude und Begeisterung.