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Sommerhöfe Romantisch bis ausgelassen

Urlaubsstimmung in Halberstadt: Die ersten Sommerhöfe locken Besucher in den Abendstunden zu Plätzen in der Altstadt.

Von Sandra Reulecke 22.08.2016, 01:01

Halberstadt l Musik liegt in der Luft. Hoch über den Dächern der Stadt, in dem Zwischengang der Martini-Türme, erzeugt Denise Reimann die Töne mit ihrem Dudelsack. Die 129 Stufen zu der Musikerin aus Wolfenbüttel nehmen die Besucher in Scharen auf sich – gar nicht so einfach, wenn sich Auf- und Absteiger in der schmalen Wendeltreppe begegnen. Doch es lohnt sich: Auf dem Plateau gibt es Sekt, Selters – und den Blick auf Halberstadt im Sonnenuntergang.

Was den Gästen noch ins Auge fällt, sind die vielen Fußgänger, die durch die Stadt spazieren. Sie sind auf dem Weg zu elf Plätzen und einer Straßenbahn, wo ihnen Kultur geboten wird. Es ist die Premiere der Sommerhöfe in der Domstadt. Musik, Lesungen, Austtellungen, Filmvorführungen, stimmungsvolle Beleuchtungen zur späteren Stunde und gut gelaunte Menschen, die durch die Straßen ziehen – die Szenerie erinnert an Urlaubsorte in Südfrankreich. Dort, wo auch nach Einbruch der Dunkelheit das Leben pulsiert.

„Es gibt sie also doch, die Nachtschwärmer in Halberstadt“, sagt Ute Huch zufrieden. Es ist etwa 22.30 Uhr und während sich die Halberstadt-Sprecherin Krakauer mit Sauerkraut in den Bürgergärten schmecken lässt, herrscht in der Kultur-Straßenbahn ausgelassene Stimmung.

Die Musiker Torsten Höher und Thomas Röder animieren die Mitfahrer zum Tanzen und Klatschen. Die Mitglieder des Vereins Halberstädter Zeitenreise winken derweil kostümiert den Passanten beim Vorbeifahren zu. Und sammeln Spenden. Wer Geld gib, bekommt dafür einen Pin mit der Aufschrift „Kultur gefährdet die Dummheit“. „Die Einnahmen sind für die nächsten Sommerhöfe geplant“, verrät Katrin Kraus alias „Frau Halberstadt“.

Dass es bei den Sommerhöfen nicht bei einer einmaligen Sache bleiben wird, hofft auch Margit Trübe. Sie flaniert mit ihrer Tochter Heike Meier und deren Tochter Julia Meier – ausgestattet mit einem Regenschirm. Aber von den gelegentlichen Schauern am ansonsten milden Abend lässt sich das Trio nicht die Laune verderben bei der Premiere der Sommerhöfe. „Es ist neu, spannend und richtig gut“, bewertet Heike Meier das Konzept. „Die Innenstadt ist wieder belebt“, ergänzt ihre Mutter. „Endlich hat sich jemand etwas einfallen lassen.“

Dieser „jemand“ ist der Verein Kuratorium Stadtkultur. In Zusammenarbeit mit der Stadt und IdeenGut haben die Mitglieder die Idee der Weihnachtshöfe, die seit Jahren einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Domstadt haben, in den Sommer gezogen.

Museen beteiligten sich ebenso an der Premiere wie gastronomische Einrichtungen, die Bibliothek und sogar ein Brautmodengeschäft hatte zum nächtlichen Stöbern geöffnet. Den Besuchern hat es offensichtlich gefallen. „Man hat die Halberstädter aus ihren Häusern gelockt“, sagt Bärbel Emer bei einer Fahrt in der gut gefüllten Kultur-Straßenbahn. „Es gehört einiges dazu, so etwas auf die Beine zu stellen. Ein großes Lob an die Organisatoren.“