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Spektakel Adebare bekommen „Ausweise“

Hoch hinaus muss Georg Fiedler für seinen Job. Der Weißstorchbeauftragte im Landkreis Harz hat die Jungstörche in Veltensmühle beringt.

Von Jörg Endries 15.07.2016, 09:00

Halberstadt l Ein Spektakel ist das Beringen von Jungstörchen. In Veltensmühle, vor den Toren Halberstadts, wird die Aktion fast wie ein Familienfest gefeiert. Auf dem Hof von Familie Rümpler trifft sich Jung und Alt. Uta Rümpler führt seit über zwei Jahrzehnten peinlich genau Buch über das Brutgeschäft ihrer gefiederten Nachbarn. Am Mittwochnachmittag rollte die Halberstädter Feuerwehr mit einem Leiterwagen an, um bei der diesjährigen Beringungsaktion zu helfen. Ohne Georg Fiedler geht jedoch nichts. Er ist Weißstorchbeauftragter im Landkreis Harz und bringt die „Ausweise“ der Jungstörche mit.

Den Job bekommt nur, wer schwindelfrei ist. ­Georg Fiedler aus Rohrsheim kümmert sich seit Jahren intensiv um den Adebar-Nachwuchs – ehrenamtlich. Bekanntlich gehören die eindrucksvollen Vögel nicht zu den Bodenbrütern. Also geht es hoch hinaus, wenn Georg Fiedler einen Blick in die Kinderstube werfen möchte, um die Tiere zu beringen. Am Dienstag tat er dies im kleinen Veltensmühle. „Es ist höchste Zeit, dass sie ihre Ringe bekommen“, drängt der Fachmann. Das Anbringen funktioniert nur bis zur fünften Woche, später seien die Vögel zu groß dafür. In Veltensmühle bewege man sich bereits an der Grenze – denn die Tiere werden bald flügge.

In etwa 17 Metern Höhe thront das stolze Nest der Storchen-Familie auf dem sehr alten Schornstein einer ehemaligen Schmiede. Mithilfe einer Drehleiter befördert die Halberstädter Feuerwehr den Experten zum Nest – kostenlos.Zwei Junge ziehen die Altvögel in diesem Jahr auf.

„Seit 1989 brüten Störche auf unserem alten Schornstein“, berichtet Uta Rümpler. Seit 1990 führt sie Buch über den Nachwuchs. „Insgesamt 49 Jung­störche sind in den zurückliegenden 26 Jahren in Veltensmühle aufgezogen worden“, erzählt sie voller Stolz.

Die Nachwuchsbilanz im Altlandkreis Halberstadt sieht 2016 hingegen nicht gut aus, stellt Georg Fiedler fest. Neben den zwei Jungvögeln in Veltensmühle zählte er jeweils zwei auf zwei Nestern in Emersleben und in Aderstedt vier. In Harsleben und Dedeleben haben die Altvögel die Brut abgebrochen, in Adersleben sind drei Junge unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen.

Erstmals habe ein Storchenpaar in Emersleben 2015 nicht die Koffer für die Reise ins warme Winterquartier gepackt, sagt Georg Fiedler. Sie haben die kalte Jahreszeit hier verbracht. Ob das Paar ­dauerhaft auf die lange Reise in den Süden verzichtet, sei allerdings unklar.