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Stadtwerke Hohe Netzgebühr, höherer Strompreis

Viele Faktoren beeinflussen den Strompreis. Ein wesentlicher sind bundespolitische Entscheidungen. Das merken auch die Halberstädter.

Von Sabine Scholz 15.01.2017, 00:01

Halberstadt l Bundespolitik wirkt sich immer vor Ort aus. Vor allem, wenn es um Kosten für die Bürger geht. Das weiß auch Rainer Gerloff, Geschäftsführer der Halberstadtwerke. „Aber wir müssen uns an die Gesetze und rechtlichen Rahmen halten, die die Politik vorgibt.“ Selbst aktiv werden auf diesem Gebiet können die Versorger nur mittelbar, über ihre Verbände. Deshalb hofft Gerloff, dass der Protest der ostdeutschen Länderchefs bei der Bundeskanzlerin Wirkung zeigt und die versprochene Angleichung der Entgelte für die vorgelagerten Stromnetze doch noch beschlossen wird.

Weil zwei der vier Betreiber der deutschen „Stromautobahnen“ wegen küstennaher Windkraftanlagen deutlich höhere Kosten haben, sind deren Netzentgelte, die auf die Verbraucher umgelegt werden, ebenfalls deutlich höher. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer und Niedersachsen sind von dieser höheren „Maut“ für die großen 360 000-Volt-Überlandleitungen betroffen.

Die erneut vom Bund angehobene Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien hatten die Halberstadtwerke noch durch Optimierungen beim Stromeinkauf abfangen können, die Steigerung um 36 Prozent bei den vorgelagerten Netzentgelten jedoch nicht. „Deshalb haben wir zum 1. Januar die Strompreise für unsere Kunden anheben müssen“, sagt Gerloff (Volksstimme berichtete).

Der Grundpreis pro Jahr verteuert sich um 4,76 Euro brutto, der Arbeitspreis um 0,36 Cent brutto pro Kilowattstunde. Das bedeute bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden 1,15 Euro mehr im Monat und aufs Jahr gerechnet 13,76 Euro.

Bei Gas und Fernwärme haben die Stadtwerke die Preise senken können. Beim Gasverbrauch bedeute das bei einem Durchschnittsverbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr eine Ersparnis von 72 Euro brutto. „Noch besser ist nur unser Festpreis-Produkt, der Joker Erdgas fix“, so Gerloff. Mit Bekanntgabe der neuen Preise war dieses Angebot im Dezember noch einmal den Kunden vorgestellt worden. „1000 Kunden haben daraufhin von diesem Angebot zusätzlich Gebrauch gemacht“, sagt Unternehmenssprecher Frank Neumann auf Volksstimme-Nachfrage. Damit nutzten zurzeit rund 4500 Erdgaskunden dieses Festpreisangebot.

„Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen unverändert bleiben, bleiben die Preise für Strom und Erdgas für unsere Gewerbe- und Tarifkunden stabil“, sagt Stadtwerkechef Gerloff. Wenn.

Bei der Fernwärme wurde der Arbeitspreis um 0,40 Cent pro Kilowattstunde gesenkt.

Die Politik hat aber nicht nur erheblichen Einfluss auf die Preisgestaltung, sie schreibt auch vor, welche Stromzähler bei den Kunden den Verbrauch registrieren. Mit dem 1. Januar sind das „moderne Mess-Einrichtungen“ und „intelligente Mess-Systeme“.

Letztere werden auf die moderne Mess-Einrichtung gesteckt und senden die Verbrauchsdaten aufs eigene Smartphone, an den eigenen Computer, aber auch an die Firma, die die Zähler eingebaut hat. Denn das neue Gesetz erlaube das jetzt auch Anbietern wie Google, Telekom und Co. „Und die müssen weder die für uns als Energieversorger vorgeschriebenen Preise nehmen noch die per Gesetz festgelegten Sicherheitsanforderungen erfüllen“, erklärt Gerloff auf Nachfrage. Mit diesen „Smart-Metern“ gehe die Digitalisierung der Energiewende weiter.

Die neuen Zähler müssen bei Neubauten und Grundsanierungen ab sofort eingebaut werden, ansonsten erfolgt das beim turnusmäßigen Zählerwechsel. Fristen zur Umrüstung gelten für Kunden mit sehr hohen Stromverbräuchen. Bis 2024 werde der größte Teil der Stadtwerke-Kunden über die neue Technik verfügen, so Gerloff. Der Gesetzgeber schreibt eine hundertprozentige Umrüstung bis 2032 vor.