Tasse Kaffee Harzer feiern stilecht wie in Bayern
Trachten passen gut zum Harz - auch bayerische. Das zeigt sich Jahr für Jahr auf der Wernigeröder Wiesngaudi.
Wernigerode l Handwerker hämmern in allen Ecken, Bohrer dröhnen. Das 30 mal 80 Meter große Festzelt auf dem Ochsenteichgelände wird für die Wernigeröder Wiesngaudi hergerichtet. Mittendrin Michael Wiecker. Längst hat sich der Konditormeister daran gewöhnt, dass man ihn den Wernigeröder Wiesnwirt nennt und sagt schmunzelnd: „Ist doch nichts Schlechtes und das Oktoberfest eine schöne Veranstaltung.“ Dann baut er fix eine provisorische Sitzecke auf.
Seit 2008 richtet der über 50-Jährige in Wernigerode das Oktoberfest nach bayerischem Vorbild aus. Es gilt nach wie vor als eines der größten nördlich des Mains.
Die Idee entstand bei einem verregneten Stadtfest, sagt Michael Wiecker. Damals waren sich die Mitglieder des Altstadtfestvereins einig, ein Partyzelt hätte verhindert, dass die Band zum Abschlussabend vor nur noch 50 Zuschauern auf dem Marktplatz spielte. Gesagt, getan. Letztendlich ergriff Michael Wiecker mit Unterstützung der Hasseröder Brauerei die Initiative und sprach mit dem Konzept beim damaligen Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann (SPD) vor. „Er war sofort dafür, nur den Großparkplatz Anger als Austragungsstätte lehnte er ab.“ Dafür fand sich auf der Brache Ochsenteich eine gute Alternative. Als langjähriger Stammgast beim Münchner Original und mit Hasseröder im Ort, hatte Wiecker von Beginn an konkrete Vorstellungen und einen starken Partner, zumal der Bierkonzern gerade bayerische Sorten aufgekauft hatte.
Die Premiere 2008 war ein Erfolg, obwohl es am Eröffnungsfreitag nicht so aussah. „70 Gäste kamen, ich begrüßte jeden einzelnen per Handschlag“, erinnert sich Wiecker. Auch daran, wie rasant sich die Wiesngaudi zum echten Partykracher entwickelte. Um die 3000 Gäste kamen und kommen zu jeder Veranstaltung. Die Wahl der Livebands und Stargäste wie Hermes House Band, Allgäu Power, DJ Ötzi, Michael Wendler, Jürgen Drews, Beatrice Egli, Mickie Krause und viele andere erwiesen sich stets als Zugpferd.
„Gut finde ich, dass sich die Oktoberfeste so ausgeweitet haben, auf fast jedem Dorf im Harz wird es mittlerweile gefeiert.“ Warum? Dafür hat der Gastronom eine Erklärung: „Die Leute haben im Herbst einfach Lust zu feiern, die Frauen Spaß, sich dafür auch schick zu kleiden.“ Die holde Männlichkeit zog prompt nach und Lederhosen an, sodass es „absolut in ist, in Tracht auf die Harzer Wiesn zu gehen“. Es sei nicht das Bier, auch keine Sauferei, wie allgemein behauptet wird, was die Leute lockt, sagt Michael Wiecker. Vielmehr sei das Oktoberfest ein beliebter Partytreff für Freunde, Kollegen und ganze Familien geworden. Und dafür sei der Wiesnwirt bereit, weiter am Oktoberfest in Wernigerode festzuhalten. Die 9. Wiesngaudi wurde am heutigen Freitag um 18 Uhr eröffnet.
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