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Theaterpreise Mit Nebenrolle beeindruckt

Festlicher Konzertabend im Großen Haus Halberstadt des Nordharzer Städtebundtheaters. Die Theaterpreise werden verliehen.

Von Renate Petrahn 16.11.2015, 05:00

Halberstadt l Das zweite Sinfoniekonzert der Saison 2015/2016 des Nordharzer Städtebundtheaters bot interessante Überraschungen von der ersten bis zur letzten Minute. Eine Uraufführung, ein großartiger Auftritt für ein selten gehörtes Instrument aus der Feder eines Filmmusik-Komponisten, die „Harzer Erstaufführung“ einer einstigen Schülerarbeit, zwei Preisverleihungen mit launigen Laudationes und ein Publikum, das nicht an Applaus sparte.

„Sie entwickelte sich zu einer Sängerin, die auf der Bühne stimmlich und darstellerisch traumhaft sicher wirkt.“

Klaus Rupprich, Vorsitzender des Theaterfördervereins Halberstadt

Da störte es auch nicht, dass die Preisträger seit Längerem öffentlich bekannt waren. Die Sopranistin Runette Botha als beste Solistin und die Inszenierung „Der Freischütz“ als „Inszenierung der Saison 2014/2015“ wurden mit dem Theaterpreis geehrt. Vergeben wurde die Auszeichnung bereits zum neunten Mal durch die beiden Fördervereine des Städtebundtheaters: den Musik- und Theaterverein Quedlinburg und den Theaterförderverein Halberstadt.

Klaus Rupprich und Jörgen Kohl, erster und zweiter Vorsitzender des Halberstädter Vereins, würdigten im Namen der siebenköpfigen Jury die Preisträger. In seiner Laudatio auf Runette Botha sagte Klaus Rupprich: „Die Jury hat sich davon überzeugen lassen, dass ihr Repertoire in den Jahren ihres Wirkens an diesem Theater zunehmend umfangreicher und beeindruckender wurde. Sie entwickelte sich zu einer Sängerin, die auf der Bühne stimmlich und darstellerisch traumhaft sicher wirkt.“ Letztlich waren es nicht die großen Rollen, die ausschlaggebend für die Wahl von Botha waren, „sondern eine überaus beeindruckende Nebenrolle“ als Sängerin im Ballett „Peer Gynt“ mit Musik von Edvard Grieg. „Sie verband die Tanzbilder und wurde somit zu einer unverzichtbaren Akteurin.“ Nicht ganz so einfach hatte es Jörgen Kohl in seiner Laudatio, das einstimmige Votum der Jury für „Der Freischütz“ zu begründen. Angesichts des Widerstreits der Meinungen über die Inszenierung fand er eine elegante Lösung. Zum einen verwies er darauf, dass es in den letzten fünf Jahren an die 80 Produktionen der deutschen Nationaloper gegeben habe. Zum anderen zitierte er Heinrich Heine, der trotz der triumphalen Uraufführung von „Der Freischütz“ im Jahr 1821 eine eher skeptisch-kritische Meinung zu der Oper hatte. Ob pro, ob contra „die Inszenierung befindet sich in bester Gesellschaft“, so der Laudator.

Intendant Johannes Rieger würdigte neben der schönen Tradition, den Theaterpreis alle zwei Jahre zu vergeben, ebenfalls die Leistungen der diesjährigen Preisträger. Mit Blick auf Runette Botha, die 2013 als „Erziehungsurlaubsvertretung“ nach Halberstadt gekommen war, sagte Rieger, „unser Haus sei zwar arm, doch wie ich finde, ist das Beste gerade gut genug für uns“. Und schloss in diese Anerkennung auch Regisseur Christian Poewe ein, der den Tipp gegeben habe, dass Runette Bothe nach Halberstadt gekommen sei. Beim Regie-Team Christian Poewe / Wiebke Horn, dessen Arbeiten in regelmäßigen Abständen in Halberstadt zu sehen seien, weckte der Intendant die Aufmerksamkeit für deren neue Produktion „Fra Diavolo“ und versicherte dem Publikum „er kann auch komisch“.

Als letzte Rednerin vor der Fortsetzung des Sinfoniekonzertes dankte Preisträgerin Runette Botha in sehr persönlicher Weise für ihre Auszeichnung. Neben den künstlerischen Herausforderungen betonte sie die herzliche, nahezu familiäre Zusammenarbeit am Theater „ohne Gehässigkeit, die oft damit assoziiert ist“.