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Tiergarten Kritik an Kinderwagen-Gebühr

Besucher des Tiergartens Halberstadt beklagen, dass Babys Eintritt zahlen müssen. Andere Einrichtungen der Region verzichten darauf.

Von Nicole Schulze 05.08.2016, 23:01

Halberstadt l Das Tiergehege Spiegelsberge mit seinen rund 250 Tieren wirbt für sich mit seiner Familienfreundlichkeit: „Erkennen und Begreifen lässt auch für die Jüngsten den Tiergarten zum Erlebnis werden“, heißt es in der Werbebroschüre des Parks. Es gibt jedoch Gäste, die denken schon vor dem Betreten des Geländes wieder daran, umzukehren – denn im Tiergarten müssen sogar Neugeborene Eintritt zahlen.

Bereits zum Januar 2012 hat der Tierpark auf Beschluss der Stadt Halberstadt die Eintrittsgelder erhoben und zugleich auch eine Gebühr für „Kinder 0 bis 5 Jahre“ eingeführt. Ein Euro pro Näschen. „Sowas haben wir noch nie erlebt“, ärgern sich Claudia und Guido Schnepp aus Köln. Das Paar ist mit seinen beiden Söhnen Lukas (acht Wochen) und Simon (1,5 Jahre) zu Besuch in der Heimat, wollte einen entspannten Nachmittag im Tiergehege verbringen. Doch schon beim Eintritt verging beiden ein wenig die gute Laune. „Die Kleinen kriegen doch von den Tieren ohnehin nichts mit“, klagt die Mutter. Und Papa Guido ergänzt: „Es ist ja hier auch nicht gerade Kinderwagenfreundlich und so hügelig. Ich musste den Wagen mehrmals tragen.“ Insofern bleibt ein schaler Beigeschmack, wenn man Eintritt für Kleinkinder im Buggy zahlt, so der Gast.

Ein anderes Elternpaar, das seinen Namen nicht nennen möchte, findet die Baby-Gebühr hingegen sinnvoll: „Das kommt ja den Tieren zugute...“, glauben die Halberstädter. Wirklich?

„Die Einnahmen dienen dazu, den Zuschussbedarf zu decken, da sie nicht die jährlichen Kosten für die Gesamtbewirtschaftung des Tiergartens decken“, teilt Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt, auf Anfrage mit. Heißt: Es werden laufende Kosten finanziert. Und: „Darüber hinaus konnte mit der Einführung der Eintrittsgebühr für Kinder der Service im Tiergarten erweitert werden: Es wurde ein Wickeltisch installiert.“ Der ist aber am Eingang zum Tiergarten, nicht im Park selbst, wo Eltern beispielsweise am Imbiss eine Pause machen und auch die Babys wickeln möchten, lautet die Kritik von Betroffenen.

Pro Jahr nimmt die Stadt rund 7 000 Euro durch die Kinderwagen-Gebühr ein. Doch der Sanierungsbedarf im Tiergarten ist unverkennbar. Die Singvogel-Volieren sind nach wie vor klein und düster, eine Glasscheibe am Stachelschwein-Gehege milchig und gesprungen, viele Gehwege nicht barrierefrei.

Auch im Tiergarten selbst ist man unglücklich über die Gebühr. Angestellte berichten von Stammgästen, die seltener kommen – was auch Zooinspektor Michael Bussenius bestätigt: „Gerade die Muttis mit Kinderwagen waren unglücklich über die Preiserhöhung, kamen fortan seltener.“ Das spiegelt sich auch in den Besucherzahlen wider: Waren es im Jahr 2012 noch 80 400 Gäste, kamen vergangenes Jahr nur 72 000 Besucher. Auch die Einnahmen sind insgesamt rückläufig. 2012 nahm das Tiergehege 139 373 Euro an Eintrittsgeldern ein, 2015 waren es nur 128 770 Euro.

Im vergangenen Jahr gab es zehn Beschwerden über das Baby-Eintrittsgeld. Verständlich, wenn man bedenkt, dass andere Tierparks wie etwa der in Thale sowie die Zoos Aschersleben und Magdeburg erst für ältere Kinder (ab zwei bis vier Jahren) Eintritt verlangen. Im Christianental Wernigerode ist der Eintritt gänzlich umsonst – man setzt auf eine Kasse des Vertrauens, schon seit Jahrzehnten.