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Umbauplan Leben zieht in Kirche ein

Die Idee einer Winterkirche im Zillyer Gotteshaus gibt es schon seit langem. Jetzt ist sie wirklich spruchreif.

Von Mario Heinicke 12.05.2017, 07:00

Zilly l Es dürfte am gestrigen Donnerstag eines der letzten Male gewesen sein, dass der kirchliche Frauenkreis im Pfarrhaus zusammensaß. Ein Pfarrer wohnt hier schon seit Jahren nicht mehr. Das Gebäude ist verkauft, die Kirchengemeinde durfte ihren Raum aber noch nutzen. Nun möchte der neue Eigentümer an seiner Immobilie Hand anlegen. „Bis zum Sommer müssen wir raus“, sagte Küsterin Elga Knopf.

Die kirchliche Kindergruppe, immerhin zwölf bis 15 Mädchen und Jungen, trifft sich bereits in Privaträumen. Gottesdienste in der 179 Jahre alten Stephanuskirche sind nur in der warmen Jahreszeit möglich. Hinzu kommt, dass Zilly über kein Dorfgemeinschaftshaus verfügt.

Mit dem Einbau einer Winterkirche in das Gotteshaus könnte die Kirchengemeinde sozusagen mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Gottesdienste im Winter, Frauenkreis, Kinderkirche, Konfirmandenunterricht, aber auch Trauercafé nach einer Trauerfeier oder Übungsstätte für einen Chor. „Die Kirche soll im Dorf bleiben. Und sie kann nur im Dorf bleiben, wenn hier Leben einzieht“, betonte Kirchenratsvorsitzende Petra König. Immerhin jeder vierte Zillyer ist auch Mitglied der Kirchengemeinde.

Gitta Lüdicke, Bauingenieurin beim Planungsring Wernigerode, stellte die Planungen für die Winterkirche vor. Eine Lösung, die aus mehreren Varianten favorisiert wird und schon mit dem Kirchenkreis und der Denkmalschutzbehörde vorabgestimmt worden ist.

Demnach sollen Altar und Kanzelwand um eine Achse nach vorn in den Kirchenraum versetzt werden. Dahinter entstünde zweigeschossig Platz für die Winterkirche. Unten mit einem Raum für 20 bis 40 Personen, Sanitärräumen und kleiner Küche, oben mit einem Raum zum Beispiel für die Kindergruppe sowie Platz für Büro oder Archiv. Das große, bunte Kirchenfenster des Ostgiebels soll in den Raum gerückt werden und am Giebel ein neues Fenster eingesetzt werden, das dem Raum Tageslicht gibt.

Wieviel Geld für das Vorhaben benötigt wird, konnte Lüdicke noch nicht sagen. Die Kosten sollen bis Juni ermittelt werden. Dann wird der Leadermanager für die Region rund um den Huy in Zilly erwartet. Die Kirchengemeinde erhofft sich für das Vorhaben europäische Fördermittel aus dem Leaderprogramm.

„Es muss alles durchdacht sein. Das braucht seine Zeit“, sagte Petra König. Das Vorhaben wird sich wohl nur über mehrere Jahre umsetzen lassen. Gitta Lüdicke rechnet mit drei Jahren Bauzeit. „Das hängt von der Finanzierung ab.“ Die Kirche könne in der Zeit aber dennoch genutzt werden. Dafür kann man eine Staubschutzwand einziehen.

Zahlreiche Einwohner nahmen an der Vorstellung des Vorhabens teil. Ebenso der Ortschaftsrat um Ortsbürgermeisterin Sandra König (Bürgerinitiative Zilly) sowie Detlef Schönfeld als Vertreter der Osterwiecker Stadtverwaltung. Er wohnt ebenfalls in Zilly, war hier nach der Wende Bürgermeister und wertete das Vorhaben als „eine super Sache“. Die Stadt werde es „unterstützen, wo wir können“. Das werde zwar kein städtisches Geld sein können, aber Vertreter der Stadt sitzen in der Leader-Aktionsgruppe „Rund um den Huy“, die über die Verteilung der Fördermittel mitentscheidet.

Petra König unterstrich zum Abschluss, dass es nicht darum gehe, eine Kirche möglicherweise für Touristen herzurichten. „In allererster Linie geht es um unsere Gemeinde.“