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Verdienstmedaille Stadt ehrt engagierte Grundschulleiterin

Große Überraschung für Bettina Oelmann. Kurz vor dem Abschied in den Ruhestand erhält sie die Verdienstmedaille der Stadt Halberstadt.

Von Sabine Scholz 24.06.2017, 12:53

Halberstadt l Damit hat sie nicht gerechnet. Dr. Bettina Oelmann, langjährige Leiterin der Grundschule „Miriam Lundner“, wollte sich gestern Mittag eigentlich nur in netter Runde von ihrem Kollegium verabschieden, denn sie geht in den Ruhestand. Doch die Stadt hat ihr da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie verlieh der engagierten und beliebten Pädagogin die Verdienstmedaille der Stadt Halberstadt. Die Auszeichnung nahm Thomas Rimpler vor. Der Fachbereichsleiter Stadtentwicklung/Wirtschaft/Kultur vertrat Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke).

Bettina Oelmann war seit 1991 Schulleiterin der Grundschule, gleich als diese sich von der POS „Carl Friedrich Gauß“ abspaltete, übernahm sie die Verantwortung. Die Schule trägt seit 2001 den Namen „Miriam Lundner“. Hintergrund für diese Namenswahl war der einstige Standort der Unterstufe der Gauß-Schule, also Klasse 1 bis 4, die noch vor der Wende im Westendorf angesiedelt worden war, im Gebäude der einstigen jüdischen Schule Halberstadts. deren Schulleiter war Jakob Lundner, der Vater Miriams. Das Mädchen war an seinem 4. Geburtstag, am 12. April 1942, mit rund 159 anderen Halberstädter Juden in die Vernichtungslager deportiert worden.

Bettina Oelmann setzte nicht nur auf die Profilierung der Schule als eine, in der die Schüler lernen, ohne Aggressivität miteinander umzugehen, sondern engagierte sich auch dafür, die Geschichte der Halberstädter Juden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bereits vor der Namenswahl bestanden Beziehungen zur Moses-Mendelssohn-Akademie und über diese suchte Oelmann den Kontakt zu Judith Biran, die wiederum Beate Papenheim als Überlebende der Familie Lundner die Bitte um Zustimmung übermittelte. Die mittlerweile verstorbene Beate Papenheim stimmt zu, und ihr Sohn Benjamin Papenheim besucht ebenso wie Judith Biran regelmäßig die Schule.

Zum Schulallttag gehören Besuche der Moses-Mendelssohn-Akdemie, des Wohnhauses der Familie Lundner, der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge und der Steine der Erinnerung. Jedes Kind führt zudem von der 1. bis zur 4. Klasse einen Hefter zur Thematik.

Bettina Oelmann habe die Lundnerschule mit viel Engagement und Empathie geleitet, lobte Rimpler. Es sei ihr gelungen, ein gutes Miteinander zu verwirklichen und alle – Schüler, Lehrer, Eltern und Förderverein - einzubeziehen. „Sie haben immer die Werteerziehung in den Vordergrund gestellt“, sagte Rimpler. Wer das tue, der habe nicht nur seinen job gemacht. „Der lebt seinen Beruf.“