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Verfüllung Gefährlicher Weltkriegs-Stollen

Gefahr geht von einem ehemaligen Luftschutz­stollen in den Halberstädter Bergen aus. Die 1944 errichtete Anlage wird derzeit verfüllt.

Von Jörg Endries 17.07.2016, 09:58

Halberstadt l Geheimnisvolle Höhlen gibt es einige in den Halberstädter Bergen. In den dort vorherrschenden Sandstein sind die Stollen meist in den Jahren des Zweiten Weltkriegs getrieben worden. Entweder als Luftschutzstollen oder um dort unterirdisch kriegswichtige Produktionsanlagen zu errichten. Zugänglich sind die meisten Bauwerke nach mehr als 70 Jahren heute nicht mehr. Trotzdem werden sie von Fachleuten, die sie kontrollieren, als gefährlich eingestuft. So wie die ehemalige Luftschutzanlage „Lange ­Höhle“ in den Spiegelsbergen.

Seit Anfang Mai wird der Stollen von einer Spezialfirma aus Thüringen verfüllt, informiert auf Volksstimme-Anfrage Thorsten Grützner, Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Bonn. Eigentümerin des Stollens sei zwar die Stadt Halberstadt, die BImA werde aber im Zusammenhang mit alten Luftschutzanlagen aus dem Dritten Reich immer dann tätig, wenn von diesen Gefahren für das Leben und die Gesundheit von Menschen ausgehen, erklärt Thorsten Grützner. Ein Glücksfall für die hochverschuldete und stets klamme Stadt Halberstadt, die damit die Sicherungskosten von immerhin 300 000 Euro nicht tragen muss. Laut Kriegsfolgengesetz übernimmt die der Bund.

„Im konkreten Fall wurden bei der letzten Kontrollbefahrung erhebliche Gefahren festgestellt“, betont Thorsten Grützner. Das Verfüllen erfolgt insbesondere wegen der fortschreitenden Verwitterung des Gesteins innerhalb des Stollens. „Der Sachverständige hat daher empfohlen, diese Risiken durch die endgültige Verfüllung zu beseitigen“, sagt der ­BImA-Sprecher. Die Anlage wird abschnittsweise mit einem sogenannten Dämmer verfüllt. Dabei handelt es sich um einen hydraulischen Baustoff, der sich durch besonders gute Fließeigenschaft auszeichnet, aber dennoch schnell aushärtet. Mithilfe einer Pumpstation, die sich an der Straße in Richtung Lindenberg befindet, und über Schläuche wird das Gemisch in den verschlossenen Stollen gepumpt. Bis voraussichtlich 5. August sollen die Arbeiten beendet sein.

Die Gesamtlänge der Anlage betrug ursprünglich 120 Meter. Bereits 2003 wurden einsturzgefährdete Hohlräume gesichert und 2010 verfüllt. 1500 Kubikmeter Dämmer sind vor sechs Jahren in den Berg gepumpt worden. Die Kosten beliefen sich damals auf etwa 200 000 Euro.

Bei der „Langen Höhle“ handelt es sich um ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Höhle wurde im Juli 1944 vermessen und zum Luftschutzstollen ausgebaut. 1945 bot sie Tausenden Halberstädtern Schutz vor den Bombenangriffen.