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Zu wenig Besucher Halberstädter Altstadtfest auf der Kippe

Hat das Altstadtfest eine Zukunft? In Halberstadt wird kontrovers diskutiert.

Von Sabine Scholz 28.10.2016, 01:01

Halberstadt l Die Zahlen sprechen für sich. Nur 4831 Eintrittskarten sind für das Altstadtfest im September verkauft worden. Das sind – geschätzt – nur ein Drittel der sonst üblichen Besucherzahlen für das dreitägige Fest gewesen.

Rein wirtschaftlich gesehen ist die Antwort auf die Frage, ob das Fest eine Zukunft hat, klar mit Nein zu beantworten. „Wir haben einen Verlust in fünfstelliger Höhe aufzufangen“, sagte Derk Bartel, Geschäftsführer des Freizeit- und Sportzentrums (FSZ) Halberstadt. Sein Team hat im Auftrag des Mutterkonzerns Nosa in den vergangenen Jahren das Fest organisiert. „Es ist uns nicht gelungen, Akzeptanz in der Bevölkerung zu bekommen für das neue Konzept mit Kulturbeitrag und höherwertigem Abendprogramm am Fest-Sonnabend“, sagte Derk Bartel. Der nach vielen Jahren erstmals wieder erhobene Eintritt von drei Euro sei aus seiner Sicht moderat gewesen, doch schon im Vorfeld des Festes habe es Boykottaufrufe gegeben. Jens Ganso, der als Veranstaltungsprofi das FSZ in diesem Jahr unterstützte, berichtete am Mittwochabend im Kulturausschuss ebenso wie Derk Bartel von persönlichen Beleidigungen und Diffamierungen, die es in diesem Jahr massiv gegeben habe.

Am Eintritt allein könne diese extreme Ablehnung nicht gelegen haben, sagte Ganso. „Auch in der Altstadt scheint das Fest, das ja mal entstanden war, um den Halberstädtern bewusst zu machen, was für einen Schatz sie in ihrer Altstadt haben, nicht mehr gewollt zu sein.“ Eine Erfahrung, die Derk Bartel ebenfalls machen musste. Viele Anlieger hätten sich aufgeregt, weil Zufahrten gesperrt sind. „Vielleicht hat sich das Fest in dieser Form und an diesem Standort einfach überlebt.“

Ein Eindruck, den auch Christian Mokosch als Geschäftsführer der Nosa formulierte und der den Kulturausschussvorsitzenden Jürgen Jüling (Die Linke) dazu brachte, daran zu erinnern, dass das Altstadtfest bereits einmal „ins Trudeln“ geraten war. Deshalb war die Organisation vor 15 Jahren aus privater Hand in die der Nosa gegeben worden. „Nun stehen die Festorganisatoren wieder mit dem Rücken zur Wand.“

Marco Weiß von der Emerslebener Wählergemeinschaft bekräftigte in der Diskussion, dass es wohl nicht allein am Eintritt gelegen habe. „Die Leute haben Bock auf was anderes, das haben die Sommerhöfe gezeigt. Wenn man wie in Ströbeck die Vereine mit einbindet, entlastet man die Mitarbeiter im FSZ.“ Denn die haben eigentlich andere Aufgaben zu erledigen, wie Derk Bartel zuvor erläutert hatte.

Detlef Eckert (Die Linke) betonte, dass der Misserfolg des Festes nicht gleichzusetzen sei mit schlechter Arbeit der Organisatoren. Vielleicht sollte man sich auf einen Festtag konzentrieren oder auf einen anderen Standort, so Eckert. Jens Müller (SPD) berichtete, dass man sich auch in Ströbeck beim Fest der Vereine auf ein Minimum im öffentlichen Raum zurückgezogen habe. „Einen kompletten Straßenzug zu sperren, den Nahverkehr fast lahmzulegen, all das kostet viel Geld. Man sollte das Fest nicht sterben lassen, aber vielleicht gelingt es, einen neuen Ansatz zu finden“, sagte der Ströbecker und brachte die Idee eines Rathausfestes ins Spiel. „Rund ums Rathaus ist Fußgängerzone, da muss man keine teure Sperrung beantragen.“

Denis Schmid (Buko) ermunterte dazu, nach neuen Wegen zu suchen: „So ein Fest steht der Stadt gut zu Gesicht, das sollte man nicht einfach wegfallen lassen“.

Ob sich die Stadtverwaltung damit denn schon beschäftigt habe, wollte Frauke Weiß (CDU) wissen. „Soweit mir bekannt ist, wurde eine Arbeitsgruppe berufen, die sich mit dem Thema Altstadtfest befasst“, sagte daraufhin Kulturamtsleiterin Sabine Moczko. Vertreter vom Kulturrat, vom Runden Tisch Halberstadt und der Nosa sollen Ideen entwickeln, wie das Fest zu retten sei.

Die Tochtergesellschaften der Nosa zählen zu den Hauptsponsoren des Altstadtfestes. „Die Stadt hat kein Geld, da wäre es mehr als sinnvoll, diese Unterstützung in ein Fest zu geben, das die Halberstädter auch annehmen“, sagte Derk Bartel.

Im Dezember will sich der Kulturausschuss über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe informieren lassen.