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Bürgerversammlung Kaufen und Wohnen im Stadtkern

Das Entwicklungskonzept für Haldenslebens Altstadt war Thema einer Bürgerversammlung. Vorschläge können noch eingereicht werden.

Von Marita Bullmann 17.10.2015, 01:01

Haldensleben l Es sei viel erreicht worden in der Stadt, um sie lebens- und liebenswerter zu machen, resümierte Bürgermeisterin Regina Blenkle zu Beginn der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Kulturfabrik. Seit 1991 werde der Stadtkern von Haldensleben aufgewertet, Straßen und Plätze wurden erneuert. Die Bürgermeisterin sprach von einer Sanierungsquote von fast 90 Prozent. Fördermittel von Bund und Land halfen bei dieser Entwicklung.

Seit 2008 ist Haldensleben im Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Das bisherige Konzept läuft in diesem Jahr aus und muss jetzt für die nächsten Jahre ausgerichtet werden. Bürger können noch bis zum 23. Oktober Vorschläge bei Petra Albrecht, Abteilungsleiterin Stadtplanung und Umwelt in der Stadtverwaltung, einreichen. Im November wird das Konzept in den Ausschüssen diskutiert, am 3. Dezember wird der Stadtrat entscheiden.

Man müsse sich auch die Frage stellen, wie die Quadratur des Kreises gelingen könne, erklärte die Bürgermeisterin. Die B245n wird gebraucht wie auch die Umgehung für die B71 für Wedringen. Ob der „Tunnel ohne Schaden für die Innenstadt“ möglich sei, ließ sie offen. Gerade aber nach dem Tunnel, nach dem gesamten Bereich Bahnübergang Hagenstraße wurde in der späteren Diskussion mehrfach gefragt. Das sei nicht Thema des Abends, entgegnete Regina Blenkle und lud die Fragenden zu sich zu einem Gespräch ins Büro ein. Das Thema sei ein großer Unruheherd, erklärte eine Bürgerin. Sie bitte deshalb die Bürgermeisterin darum, zeitnah eine Bürgerversammlung zum Thema Tunnel anzusetzen.

Wie die Bürgermeisterin sprach auch Horst Müller, Projektbearbeiter bei der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft (Saleg) für Haldensleben, von einer durchaus positiven Entwicklung für Haldensleben. „Die Straßen und Häuser sehen alle ordentlich aus.“ Er sei seit 15 Jahren hier und es sei zwar vieles geschafft, aber noch nicht alles. Der Saleg-Mitarbeiter erläuterte, dass das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) fortgeschrieben werde müsse mit Blick auf die demografische Entwicklung. Die großen Städte und Ballungsräume verzeichnen Bevölkerungswachstum. Für die Stadt Haldensleben aber meinte er: „Wir werden relativ unter uns bleiben.“ Welche Auswirkungen die gegenwärtigen Flüchtlingsströme haben werden, sei nicht abzusehen.

Mittel aus dem Förderprogramm sollen zur Stärkung von Bereichen eingesetzt werden, die insbesondere von gewerblichem Leerstand bedroht sind. In Erhaltung und Entwicklung dieser Bereiche als Standorte für Wirtschaft und Kultur sowie als Orte zum Wohnen, Arbeiten und Leben soll investiert werden. Das betrifft unter anderem die Aufwertung öffentlicher Räume, Instandsetzung und Modernisierung von Gebäuden, die das Stadtbild prägen, Bau- und Ordnungsmaßnahmen für die Wiedernutzung von Grundstücken wie auch Citymanagement.

Zur Entwicklung in der Innenstadt konnte Horst Müller eine sehr positive Bilanz ziehen. Im historischen Stadtkern gibt es insgesamt 511 Grundstücke beziehungsweise Bauparzellen, 2006 waren davon 56 unbebaut. Seitdem wurden 20 Baulücken geschlossen, auf 2 Grundstücken davon wurde ein Ersatzneubau errichtet.

2006 gab es 68 Problemgrundstücke. In diesem Jahr sind es nur noch 29, bei 8 davon bestehen Kauf- und Sanierungsabsichten.

An Hand mehrerer Grundstücke machte Horst Müller deutlich, welche Baulücken in den vergangenen Jahren geschlossen wurden. Dabei verwies er unter anderem auf das Mehrgenerationenhaus an der Gröperstraße und die Lückenbebauung an der Stendaler Straße. Ganz wichtig sei immer eine geschlossene Häuserfront, für den Gesamteindruck, versicherte er.

Für Handel und Gewerbe in der Innenstadt sind 232 Einheiten insgesamt registriert. 31 davon stehen leer, und zwar jeweils 9 in der Hagenstraße beziehungsweise Magdeburger Straße und 5 in der Bülstringer Straße. Für die Hagenstraße sei das moderat, meinte Horst Müller. Hierauf sollte aber auch das Hauptaugenmerk gelegt werden. Festzustellen sei, dass häufiger neue Gebäude leer stehen, wo der Eigentümer irgendwo wohnt. Sie haben ganz offensichtlich nicht so großes Interesse wie inhabergeführte Läden, meinte der Saleg-Mitarbeiter.

Horst Müller hatte Schlussfolgerungen von Experteninterviews zusammengefasst, die ein Planungsbüro in Haldensleben gemacht hatte. Er schlussfolgerte, dass die Stadt sich profilieren muss, dass sie Alleinstellungsmerkmale ausprägen muss, denn der Wettbewerb zwischen Haldensleben und dem Umland werde sich verschärfen. Innerhalb der Stadt müssen daher Prioritäten gesetzt werden, merkte er an. Insofern habe der Stadtkern herausragende Bedeutung, auch als Wohnstandort.

„Wir müssen nicht nur erhalten, sondern etwas Besonderes daraus machen“, war sein Resümee. „Haldensleben ist nicht Wernigerode oder Quedlinburg“, Haldensleben habe zwar eine sehr interessante Innenstadt, aber „es fehlt die Dichte an Highlights“. In der Fläche habe die Innenstadt mit Stadtmauer und Rundwanderweg aber viel zu bieten.

Mehr zum Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept in der nächsten Woche.