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Schloss Erxleben Erstes interkulturelles Seminar

Mit einem interkulturellen Seminar ist das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg jetzt im Schloss Erxleben II gestartet.

Von Carina Bosse 14.12.2015, 00:01

Erxleben l Eine Woche lang haben acht junge Syrer gemeinsam mit Mitarbeitern des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg ein internationales Seminar im Schloss II des Erxleber Schlosskomplexes besucht. In dem seit Jahren leerstehenden Bau gibt es so viel zu tun, dass die Arbeiten, die eine Woche lang ausgeführt worden sind, natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein können, doch es ist ein Anfang.

„Wir zeigen den Teilnehmern mit unseren Fachleuten bauliche Grundlagen“, sagt Claudia Hennrich, die Chefin des Fachwerkzentrums. In kleinen Gruppen werden spezielle Kenntnisse vermittelt. Dazu gehört zum Beispiel ein maßstabgetreues Aufmaß mithilfe moderner Technik. Conny Luthardt zeigt den jungen Leute in einem Raum des Südflügels, wie das funktioniert.

Claudia Hennrich und Momba Chippaleya sind in einem größeren Raum mit der vorsichtigen Abnahme einer Decke beschäftigt. Vorsichtig wird der Putz freigelegt. Die jungen Leute, die helfen, greifen auf dem Gerüst in die Höhe, damit das Holz ganz vorsichtig vom Putz getrennt wird. Momba Chippaleya stammt aus Sambia. Er gehört zu den Mitarbeitern im Fachwerkzentrum. Vier Jahre lang hat er dort als Lehrling alles Wichtige rund ums Bauen, Sanieren und Rekonstruieren kennengelernt. Nun kann er sein Wissen schon selbst weitergeben.

Das schwierige Aufmauern eines halbrunden Bogens zeigt Dirk Heuser einer anderen Gruppe junger Leute im Keller. Hier sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt, denn so ein Element neu herzustellen, das hat es in sich, sagt Claudia Hennrich. Dirk Heuser gehört nicht zum Mitarbeiterteam des Fachwerkzentrums. Doch der Steinmetz hilft immer dann, wenn er gebraucht wird, gern. „Wir sind hier eine ganz tolle Gruppe“, sagt die Geschäftsführerin. Sie selbst sei angenehm überrascht, wie gut der interkulturelle Austausch funktioniert. Die jungen Leute seien sehr wissbegierig, einer habe ihr erzählt, er würde gern viel darüber lernen, um später einmal in seiner syrischen Heimatstadt Aleppo beim Wiederaufbau mithelfen zu können. Einen Tag wird der Umgang und Einsatz einer Bierlasur gezeigt und erläutert.

Zum Seminar gehören aber nicht nur die täglichen Arbeitsstunden. Vorlesungen, eine Exkursion zum Schloss Hundisburg, ein Besuch der Erxleber Schlosskirche und eine Führung durch die Schlossanlage sind ebenfalls geplant. Das Seminar besuchen junge Leute, die derzeit in Uhrsleben Unterkunft gefunden haben. „Wir holen sie morgens ab und bringen sie auch wieder zurück“, sagt Claudia Hennrich. Sprachliche Barrieren gibt es keine, denn neben der englischen Sprache als Hauptsprache gibt es auch die Möglichkeit, ins Arabische zu übersetzen. Die Woche über werden die jungen Männer und das Team vom Fachwerkzentrum von der Gemeinde Erxleben bekocht. Christel Scholz ist im Bürgerhaus nur wenige Meter entfernt mit der Versorgung beschäftigt. Daneben managt sie auch noch die Vorbereitungen auf die Gemeinde-Weihnachtsfeier für die Senioren. Bürgermeister Gerhard Jacobs kümmert sich ebenfalls. „Morgen gibt es Mohrenköpfe, die macht unsere Nachbarin selbst“, sagt er. Eine weitere Frauengruppe bringt jeden Nachmittag leckeren Kuchen vorbei. „Das ist einfach toll, wie wir hier umsorgt werden“, sagt Claudia Hennrich. Zum Abschluss hat die Gemeinde eine kleine interkulturelle Feier organisiert.

Verbandsgemeindebürgermeister Mathias Weiß hat den Kontakt zu den Teilnehmern aus Uhrsleben hergestellt. Er konnte sich im Rahmen eines Besuches beim Seminar selbst davon überzeugen, wie gut die Zusammenarbeit klappt.

Dieses Seminar bildet den Auftakt einer ganzen Reihe von Seminaren, die für und im Schloss die Vorbereitungen auf ein größeres Projekt bilden sollen, die Durchführung einer Heißluftbehandlung, um das Mauerwerk trocken zu bekommen und den Schwammbefall einzudämmen.

In den kommenden 18 Monaten sind insgesamt 14 interkulturelle Seminare geplant, immer auch mit internationaler Besetzung. Das Deutsche Fachwerkzentrum konnte die Commerzbank-Stiftung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt als Förderer des Projektes gewinnen.