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AG Streuobst Überlebenschance für Obstsorten

Die AG Streuobst engagiert sich für den Erhalt von Streuobstwiesen im Landkreis Börde. In Flechtingen stellte sie sich vor.

Von Marita Bullmann 20.04.2017, 12:00

Flechtingen/Königslutter l „Die Quitten stammen alle aus dem Landkreis Börde“, versichert Birgit Wöbbeking. Gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried hat sie beim Naturheilkundetag in Flechtingen einen Stand der Arbeitsgemeinschaft Streuobst Königslutter aufgebaut. Seit vielen Jahren sind sie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unterwegs, um Streuobstwiesen zu erhalten. Und das geht nur, wenn das Obst geerntet und verwertet wird. Äpfel, Birnen und Quitten werden zu Saft verarbeitet und in Biomärkten sowie bei Veranstaltungen angeboten.

Wann genau sie ihre Liebe zum Streuobst entdeckt haben, wissen sie nicht mehr ganz genau. Oder doch? „Wir hatten doch immer den Kinderwagen mit“, erinnert sich Siegfried Wöbbeking, also muss es länger als ein Vierteljahrhundert her sein. Den Verein gibt es seit inzwischen 22 Jahren.

Angefangen hat alles mit einer großen Streuobstwiese in Königslutter. Die Besitzer schwankten zwischen Verkauf als Bauland und Erhaltung. Das jedoch schaffte die Familie nicht allein. „Wir haben dann Hilfe angeboten“, erzählt Siegfried Wöbbeking weiter. So rettete eine kleine Gruppe Gleichgesinnter die rund 180 Obstbäume.

Heute werden 12 bis 15 Wiesen regelmäßig abgeerntet. Mit den Eigentümern werden unterschiedliche Varianten der Zusammenarbeit ausgehandelt. Hilfe bei der Pflege der Wiese, beim Baumschnitt, Saft vom eigenen Obst zum Selbstkostenpreis – irgendwie werden sich die Ehrenamtlichen vom Streuobst-Verein schon mit den Eigentümern einig.

Nicht nur in Niedersachsen sind die Frauen und Männer im Herbst auf den Wiesen unterwegs. „Wir sind auch viel im Landkreis Börde“, sagt Birgit Wöbbeking. „Quitten gibt es bei uns zum Beispiel gar nicht. In Sachsen-Anhalt sind aber noch ganz viele Bäume davon erhalten. Darüber freuen wir uns sehr, denn es geht uns auch um die Erhaltung alter Sorten.“ Die Streuobstwiesen sind nicht nur Lebensraum vieler Kleinlebewesen, sie bewahren vielfach auch alte Obstsorten. Das Obst wird in einer Mosterei im Landkreis Börde und in einer im Landkreis Helmstedt verarbeitet.

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Streuobst bieten übrigens auch Apfeltage mit Sortenbestimmung und Ausstellung von vielen Apfelsorten an, kommen mit einer kleinen Presse und bringen natürlich auch Saft zum Verkauf mit. In Flechtingen haben sie sich mit einem solchen Tag vor drei Jahren vorgestellt. Zur Erinnerung haben sie hier auch einen Baum gepflanzt – einen Wettringer Taubenapfel.

Bis zu 50 Tonnen Obst im Jahr haben die Frauen und Männer bei guten Ernten schon gesammelt und in Mostereien verarbeiten lassen. Und 2016 war ein Supererntejahr, versichert Siegfried Wöbbeking. Reiner Apfelsaft, Apfel-Birne, Apfel-Quitte, reiner Quittensaft, das Obst wird unterschiedlich kombiniert. Zur Lagerung der Säfte hat die Arbeitsgemeinschaft Streuobst ein Lager gemietet. Zwei Bioläden und eine Supermarktkette in Braunschweig bieten den Saft an. Außerdem gehen die Vereinsmitglieder auch zu Veranstaltungen, um ihr Anliegen bekannter zu machen und haben dann natürlich auch Saft dabei. Wöbbekings sind im Verein zuständig für den Saftverkauf.

Finanziell geht das gerade so auf. Denn es gibt zwar eine ganze Reihe Unkosten, doch arbeiten alle ehrenamtlich. Helfer bei Sammelaktionen sind im Herbst immer willkommen. Wenn ein Jahr gut läuft, wird in neue Bäume investiert und nachgepflanzt. Denn die Erhaltung, wenn nicht gar Erweiterung der Streuobstwiesen ist schließlich das Ziel der Streuobst-AG.

Mehr Informationen über den Verein gibt es unter www.ag-streuobst.de