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Auszeichnung Jury honoriert die innovativen Bauideen

Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg hat einen Preis gewonnen. Die Rettung von Schloss II in Erxleben überzeugte die Jury.

Von Carina Bosse 28.06.2017, 01:01

Erxleben/Quedlinburg/Berlin l Die Denkmalschutz-Experten vom Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg sind am Montag als einzige aus Sachsen-Anhalt für ihren vorbildlichen Integrationsansatz in Berlin ausgezeichnet worden. Das diesjährige Thema „Offen denken, damit sich Neues entfalten kann“ spiegelt sich unter anderen im ehrgeizigen Projekt für die Rettung von Schloss II in Erxleben wider.

Dort nämlich haben Flüchtlinge, Alteingesessene und Fachleute den Verfall des historischen Baudenkmals stoppen können, ganz nach dem Leitmotiv des Wettbewerbes, das sich 1:1 im Restaurationsprojekt „Integrativer Ort Bau Denkmal!“ des Fachwerkzentrums deutlich zeigt.

„Seit mehr als zwei Jahren helfen Flüchtlinge und Migranten dabei, historische Baudenkmäler in Sachsen-Anhalt vor ihrem unwiederbringlichen Verfall zu retten“, sagt Geschäftsführerin Claudia Hennrich vom Deutschen Fachwerkzentrum. In Zusammenarbeit mit den Einwohnern entstünden aus den ehemals verlassenen Ruinen neue Stätten des örtlichen Gemeindelebens.

Beispielhaft dafür stehen der Bunte Hof aus dem 16. Jahrhundert in Osterwieck und das Fachwerkensemble Hühnerbrücke 4 und Grudenberg 8 in Halberstadt. Im ehemaligen Adelshof, dem Bunten Hof in Osterwieck sind heute Teile der Stadtbibliothek und behindertengerechte Wohnungen untergebracht. In Halberstadt wurde Wohnraum geschaffen. Auch die Sanierung der mittelalterliche Wasserburg Schloss Erxleben wurde im Zuge des Projekts in ersten Schritten begonnen.

Die Idee dazu hatte Claudia Hennrich. Die ausgebildete Bauhistorikerin sagt über den gedanklichen Ursprung ihres Vorhabens: „Den größten Beitrag für eine gelungene Integration können wir in unserem eigenen, unmittelbaren Wirkungsfeld schaffen. Meines ist die Restaurierung von alten Gebäuden, und daran wollte ich anknüpfen.“

Prägendes Projektelement ist die kontinuierliche und gleichberechtigte Zusammenarbeit in „gemischten“ Teams: Ein Experte oder Lehrling des Fachwerkzentrums kümmert sich um höchstens zwei Flüchtlinge. Er führt sie in die modernsten Techniken der ressourcenschonenden Restaurierung ein. Gleichzeitig seien die Flüchtlinge aufgefordert, ihre praktischen Erfahrungen und eigene Ideen aktiv einzubringen. „Wir arbeiten auf professionellem Niveau und legen Wert auf handwerkliche Qualität. In Seminaren werden die neuesten Erkenntnisse aus der Bauforschung vermittelt“, so Claudia Hennrich.

Ebenso hoch wie der Anspruch an das fachliche Niveau sei der Anspruch an die soziale Wirksamkeit des Projekts. Lokale Unternehmer und Handwerker sind von Anfang an in die Restaurierungsvorhaben eingebunden.

„Ziel ist es, Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen und gegenseitige Akzeptanz aufzubauen“, erläutert Astrid Kießling-Taskin, Vorstand der Commerzbank-Stiftung, die das Fachwerkzentrum seit Projektbeginn gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt unterstützt und begleitet.

„Flüchtlingen sollen perspektivisch erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern vor Ort ermöglicht werden. Bei der ortsansässigen Bevölkerung wollen wir Aufmerksamkeit schaffen, für die nachhaltige Nutzung eines Kulturgutes wie auch für die Chancen einer aktiven Integration“, berichtet Claudia Hennrich.

Die Commerzbank-Stiftung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sind Teil einer Gruppe von Institutionen und Organisationen, die das Projekt „Integrativer Ort Bau Denkmal!“ fördern und befürworten.

Die Restaurierung der Denkmalbauten wurden zudem gefördert vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und den jeweiligen Kommunen.

„Mit diesem Projekt zeigt das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg unsere Verantwortung gegenüber den ausländischen Mitbürgern und den Denkmälern“, betont Dr. Karl-Heinz Daehre, erster Vorstandsvorsitzender des Deutschen Fachwerkzentrums und Minister a.D. des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.