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Bikertreffen Rekord geknackt: 432 Motorräder auf Tour

Es ist mittlerweile Kult, das alljährliche Bikertreffen in Velsdorf. Motorradliebhaber kommen dabei voll auf ihre Kosten.

Von Anett Roisch 30.05.2017, 01:01

Velsdorf l Die Männer am Einlass verteilen vitaminreiche kühle Drinks zur Begrüßung, führen eine Strichliste und erklären voller Stolz: „Die Teilnehmerzahl von 400 aus dem vergangenen Jahr haben wir schon geknackt.“

Und richtig – als Mario Staats, der Chef der zwölfköpfigen Gruppe der Freebiker die Frauen und Männer auf ihren heißen Öfen willkommen heißt, verkündet er: „Wir haben richtig geiles Motorradwetter. Wir freuen uns, dass der Zuspruch immer größer wird. Wir haben 432 Motorräder gezählt.“

Staats erklärt, warum sie in diesem Jahr eine viertel Stunde später losfahren. „In Rätzlingen am Bahnübergang wurde die Kolonne immer wieder zerrissen, weil gerade an diesem Tag die Deutsche Bahn pünktlich ist und die Schranken runter gehen. Wir wollen gemeinsam fahren und natürlich gemeinsam wieder ankommen“, betont der Chef der Freebiker und wünscht allen viel Spaß. „Es wird alles abgesperrt, aber rechnet immer mit der Dummheit der anderen Verkehrsteilnehmer“, appelliert Staats.

„Unser Job ist es, die Straßen immer rechtzeitig abzuriegeln und immer darauf zu achten, dass die Kolonne zusammen bleibt. Und wenn einer liegen bleibt, ist es unsere Aufgabe, solange dabei zu bleiben, bis derjenige abgeholt wird“, erklärt Stephan Wellmann.

Er fährt seit zehn Jahren beim Ordner-Team mit und hat nun das Kommando der zehn motorisierten „Schutzengel“. Auch zum zehnten Mal dabei ist Torsten Leiding. Der Etinger fährt eine Kawasaki, die er schon 20 Jahre sein Eigen nennt und mit der er schon 58.000 Kilometer zurückgelegt hat.

„Es ist das Feeling, warum ich immer wieder gern beim Bikertreffen dabei bin. Man trifft einen Haufen Leute und hat gemeinsam Spaß. Es ist ein großes Hallo. Es gibt auch keine Schlägereien, weil wir alle gleich gesinnt sind. Das ist das Schöne. Es gibt viele Vorurteile, aber ein schwarzes Schaf ergibt noch keine schwarze Herde“, weiß Leiding.

Staunende Blicke heften an einer BMW vom Baujahr 1943 samt Beiwagen. „Hey, da ist ja der Schmutz von Stalingrad noch dran“, feixt ein Biker. „Nein, es ist Bördedreck. Die Maschine wird nicht geputzt, die regnet sich wieder sauber“, erklärt Jan Wölfel aus Klein Ammensleben.

Das Motorrad ist ein Scheunenfund. „Zusammen mit Freunden habe ich die BMW wieder in Schuss gebracht. Sie läuft“, betont Wölfel und zeigt auf die Plakette. Dann schallt ein unbeschreibliches Dröhnen durch die Luft, ein tiefes Brummen, das den Boden vibrieren lässt.

Auf ihren – meist vor Chrom blitzenden – Maschinen verlassen sie in Schrittgeschwindigkeit das Sportplatzgelände, um dann gemeinsam rasant zur großen Tour zu starten. Wo die Kolonne auftaucht, sorgen sie für Aufsehen und staunende Gesichter. Die Biker sind nicht zu übersehen. Und erst recht nicht zu überhören. In vielen Orten haben sich die Schaulustigen auf ihren Klappstühlen postiert, um das Spektakel mitzuerleben.

Und auch nach der Tour begutachten die Gäste unter den alten Eichen in Velsdorf die Maschinen. Tipps für gute Ausflugsstrecken werden ausgetauscht. Es ist ein Mix aus modernen und alten, gepflegten Maschinen. Zu sehen gibt es Motorräder angefangen vom Chopper über Gespanne, Speedway und Trikes bis zum Cruiser.

Staats lobt alle Teilnehmer für ihre rücksichtsvolle Fahrweise, bedankt sich bei allen Helfern und vor allem bei den Frauen der Freebiker. „Es hat wieder großen Spaß gemacht“, sind sich die Gleichgesinnten einig. Dann geht es zum Büfett.

Es hat sich herumgesprochen, dass es in Velsdorf den besten selbstgebackenen Kuchen gibt. Auch Denni Nitzschke hat ganze Bleche Kuchen angeschleppt. Olly Krause hatte, um die Gang satt zu kriegen, 80 Liter Soljanka gekocht. Ein Lob ging an Lorenz Krieg, der den Strom legte. Extra fürs Treffen hatten Rocky und Bodo aus Schweinefleisch Schmorwürste gedreht.

Auch viele Nichtbiker sind gekommen, um mit den Königen der Landstraße ins Gespräch zu kommen. Spiele wie das berühmt berüchtigte Huckeduckrennen gehören zum Programm.

Mit einem umgebauten Roller geht es um die Kegel, dann in Schlangenlinien und verbundenen Augen mit dem Traktor über die Strecke und mit dem Huckeduck über die Wiese durchs Ziel. Die Streetfighter aus Weferlingen gewinnen das Rennen und lassen sich gebührend feiern.

„Hören wir mal, was aus euren Nähmaschinen rauszuholen ist“, sagt Staats, während die Lautstärken, die aus dem Auspuff der heißen Öfen kommen, gemessen werden. Sieger des ohrenbetäubenden Wettbewerbes ist Bernd Sulfrian. Weil er aber schon seit Jahren den Titel trägt, gibt er den Sieg an den Zweitplatzierten Christoph Lüer aus Calvörde ab.

Nico Nahrstedt aus Tangermünde spuckt im Wettkampf ein echtes Schweineauge ins Ziel. Beim Bullenreiten zeigt Beate Kleine aus Tangermünde, dass sie nicht nur sicher auf dem Sattel ihres Bikes sitzt. Sie schafft es, sich eine Minute und 49 Sekunden auf dem wilden Bullen zu halten. Bis weit nach Mitternacht rocken die Biker und ihre Freunde zur Musik der Band Generation 2 aus Berlin sowie zur Mucke von Kenny & Frank aus Barleben.