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Bilanz Feuerwehr jeden dritten Tag im Einsatz

Bilanz aus einem ereignisreichen Jahr 2016 hat die Feuerwehr Haldensleben auf ihrer Jahreshauptversammlung gezogen.

Von Ivar Lüthe 12.04.2017, 01:01

Haldensleben l Auf ein recht turbulentes Jahr 2016 blickt die Haldensleber Feuerwehr zurück. Es war nicht nur durch Einsätze, Ausbildungen und Übungen geprägt, sondern auch vom Streit mit Bürgermeisterin Regina Blenkle (FUWG). Das zeigte sich im Bericht von Wehrleiter Frank Juhl.

Zu insgesamt 136 Einsätzen wurden die Retter im Jahr 2016 gerufen. Das Spektrum reichte von der Befreiung einer Katze aus einem Schlageisen bis hin zum Wohnungsbrand mit Rettung von Personen. Die derzeit 33 aktiven Kameraden der Feuerwehr waren also durchschnittlich an jedem dritten Tag im Jahr im Einsatz. Dabei machte Frank Juhl deutlich, dass die ehrenamtlichen Retter jederzeit bereit waren, ihre Freizeit zu opfern, oder ihren Arbeitsplatz zu verlassen. Deshalb galt ihnen sein Dank für die engagierte Arbeit im vergangenen Jahr.

Um auf die vielen verschiedenen Einsätze auch vorbereitet zu sein, absolvierten die Kameraden zahlreiche Ausbildungsstunden: An 30 Tagen wurden insgesamt 93 Ausbildungsstunden abgearbeitet. „Bei geplanten Veranstaltungen würde ich mir wünschen, dass mehr Kameraden das Angebot auch nutzen“, sagte Frank Juhl auch kritisch.

Was den Mitgliederbestand anbetrifft, so habe die Haldensleber Wehr im Vergleich zu anderen noch Glück. „An das Kommen und Gehen von Kameraden haben wir uns gewöhnt und müssen uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Glücklicherweise hält sich der Bestand an Einsatzkräften in Waage. Es könnten aber ruhig noch ein paar mehr werden“, so der Wehrleiter.

In die technische Ausrüstung der Feuerwehr wurde im vergangenen Jahr durch die Stadt auch investiert. Zu einer geplanten Ersatzbeschaffung eines Löschfahrzeugs war es allerdings nicht gekommen. „Die Ausschreibung war zwar fertig, wurde aber anfangs nicht auf den Weg gebracht. Erst nach einer fachlichen Überarbeitung der Ausschreibung wurde dann doch noch im November der Auftrag für die Beschaffung des Fahrzeugs erteilt. Auch die Beschaffung von Bekleidung für die technische Hilfeleistung und die Waldbrandbekämpfung wurde in 2016 nicht durchgeführt. Es war nicht schön, mit den dicken Klamotten bei den Einsätzen im Hochsommer herumzulaufen. Kein Mensch zieht sich freiwillig bei 30 Grad eine dicke Jacke über“, so Frank Juhl.

Warum beide Investitionen im vergangenen Jahr nicht getätigt wurden, erschließe sich ihm nicht. Die finanziellen Mittel dafür standen im Haushalt bereit, so der Wehrleiter. Was die Haldensleber Feuerwehr im vergangenen Jahr noch beschäftigte, war der Streit mit Bürgermeisterin Regina Blenkle. Im Mittelpunkt des Streits stand dabei Jugendwart Michael Deutschmann. Zunächst hatte die Bürgermeisterin behauptet, dass Mitglieder der Jugendwehr am Rande des Ostermarsches in Haldensleben Buh gerufen hätten, als sie sprach. Dem war Deutschmann entschieden entgegengetreten. Weiterhin fühlte sich die Bürgermeisterin durch Facebook-Einträge Deutschmanns diffamiert. Sie strengte zunächst ein Ausschlussverfahren an. Dazu kam es aber nie.

„Das Ganze ging eigentlich über das ganze Jahr hinweg und es wurde zum Hobby, Lehrgänge für Kameraden abzusagen, weil die Nase nicht passt und hinterher zu sagen, der Kamerad ist nicht qualifiziert. Diese ganzen Machtspielchen waren für den Zusammenhalt in der Feuerwehr nicht gut“, so Frank Juhl. Der Jugendwart wurde nicht wieder eingesetzt, zum 6. Dezember wurde ein neuer in die Funktion berufen. Frank Juhl bedankte sich bei Michael Deutschmann, der das alles über sich habe ergehen lassen und bedankte sich auch bei den Jugendlichen, die die Feuerwehr nicht verlassen hatten.

Ein Dank galt auch der Bürgerinitiative „Feuerwehr Haldensleben“, die sich daraufhin im vergangenen Jahr gegründet hatte und heute als Bürgerinitiative „Brennpunkt Haldensleben“ noch besteht. „Hintergrund war der Gedanke: ,Geht es der Feuerwehr schlecht, geht es uns schlecht und das möchten wir nicht‘. Dafür ein Dankeschön an Birgit Kolbe als Sprecherin und an alle, die im Hintergrund mitgewirkt haben“, so der Wehrleiter.

Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit der Haldensleber Feuerwehrleute zollte Haldenslebens stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler. „Man kann den Wert der Arbeit, die sie alle hier für die Gemeinschaft leisten, einfach nicht hoch genug schätzen“, sagte sie in ihrem Grußwort. Sie sagte der Wehr die Unterstützung durch die Stadt zu. „Für die Stadt Haldensleben als Trägerin ist es deshalb vordringlichste Pflicht, ihnen nicht in ihre innere Organisation hinein zu reden, sondern dafür zu sorgen, dass ihnen für die ehrenamtliche Arbeit auch das beste Material zur Verfügung steht“, so die stellvertretende Bürgermeisterin.

In diesem Jahr habe die Stadt auch einiges vor: So soll in diesem Jahr eine weitere Fahrzeughalle mit fünf Stellplätzen gebaut werden. Außerdem wird derzeit eine Ausschreibung für ein Wechselladerfahrzeug mit drei Abrollcontainern für Wasser, Rüstzeug und ABC vorbereitet. Im November soll die Wehr dann das Löschfahrzeug bekommen. Außerdem versprach Sabine Wendler, dass wenn das von Innenminister Holger Stahlknecht angekündigte 100-Millionen-Euro-Programm kommen werde, die Stadt auch Mittel und Wege finden werde, „damit wir von dem Förderprogramm für die Technik unserer Wehren ordentlich etwas abbekommen“.