1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Historische Zeitungsschätze aus dem Koffer

Dachbodenfund Historische Zeitungsschätze aus dem Koffer

Einen Koffer mit alten Zeitungen, Zeitschriften und Flugblättern hat Wilfried Lübeck aus Groß Ammensleben bekommen. Ein wahrer Schatz.

Von Vivian Hömke 31.05.2016, 01:01

Groß Ammensleben l Als ihm einer seiner früheren Schüler vor einigen Wochen erzählte, dass auf dem Dachboden ein Koffer voller alter Zeitungen und Zeitschriften steht und ihn fragte, ob er Interesse daran hätte, überlegte Dr. phil. Wilfried Lübeck nicht lange. Nachdem sich der Historiker aus Groß Ammensleben einige Zeit später einen ersten Überblick über die jahrzehntealten Veröffentlichungen verschafft hatte, lud er das Landesarchiv ein, ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. „Ich habe festgestellt, dass da Dokumente drin sind, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten“, erklärte Wilfried Lübeck.

Am Montag nahm der Groß Ammensleber dann den Inhalt des Koffers zusammen mit Archivrat Markus Milewski unter die Lupe. „Es sind Sachen dabei, die nicht gängig sind, die ich noch nicht gesehen habe, aber auch solche, die bereits gut dokumentiert sind“, sagte Markus Milewski, nachdem er die zahlreichen Schriftstücke grob gesichtet hatte.

Zu den gut dokumentierten Zeitungen gehöre beispielsweise die Volksstimme. Exemplare der AIZ – „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ – dagegen seien dem Archivrat vorher noch nicht in die Hände gefallen. „Eine Rarität“, urteilte Wilfried Lübeck, „mit Sicherheit hochinteressant“, stimmte Markus Milewski ihm zu. Die AIZ, recherchierte der Archivrat zwischendurch, war eine kommunistische Zeitung, die zwischen 1921 und 1933 wöchentlich in Berlin und von 1933 bis 1938 im Prager Exil herausgegeben wurde.

Unter den Zeitungen und Zeitschriften aus dem Koffer sind beispielsweise auch Ausgaben des Generalanzeigers, der Magdeburgischen Zeitung und des Telegraf der Woche. Zudem stießen die beiden Herren auf politische Flugblätter sowie Wahllisten. Die ältesten Schriftstücke sind über hundert Jahre alt, die jüngsten stammen aus den 1970er Jahren. „Für Historiker ist das ein kostbarer Schatz“, sagte Wilfried Lübeck.

Nachdem sich Archivrat Markus Milewski am Montag eine erste Übersicht verschafft hat, möchte er das Material im Landesarchiv nun inhaltlich genauer erfassen und „konservatorisch behandeln“, erklärte er. Eselsohren sollen herausgezogen und die Zeitung, Zeitschrift beziehungsweise das Flugblatt anschließend „plan gelegt“ werden. Das bedeutet, dass die zum Teil in der Mitte gefalteten Zeitungen oder Zeitschriften ohne diesen Knick ausgebreitet werden. Anschließend sollen die Fundstücke staub-, luft- und lichtgeschützt archiviert werden.

Dadurch soll verhindert werden, dass das Material beschädigt wird. „Das Papier von damals ist holzschliffhaltig – es wird sich früher oder später selbst zerstören“, erklärt Markus Milewski. „Gemessen an den Verhältnissen, denen es ausgesetzt war, ist das Material aber noch gut erhalten“, fügte der Archivrat hinzu. Insgesamt handle es sich um eine „sinnvolle Ergänzung für unsere zeitgeschichtliche Sammlung“, sagte er.

Ist alles erfasst, sollen die historischen Veröffentlichungen vom Dachboden in Groß Ammensleben in einiger Zeit auch als Datensatz auf der Internetseite des Landesarchivs abrufbar sein. www.landesarchiv.sachsen-anhalt.de