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Fundbüro Hüterin der verlorenen Dinge

Eine Motorsäge, ein Luftgewehr - Solche und andere absurde Fundsachen warten im Haldensleber Fundbüro bei Simone Groß auf ihre Besitzer.

Von Malina Mies 11.08.2017, 23:01

Haldensleben l In einem versteckten und verschlossenen Keller lagern über 100 Fahrräder. Taschen, Handys, Uhren und Portemonnaies warten im Dunkeln darauf, gefunden zu werden. Den Schlüssel zu dieser Schatzkammer hat Simone Groß, obwohl ihr keines der Stücke selbst gehört. Sie ist die Sachgebietsleiterin des Bürgerbüros im Rathaus und damit auch zuständig für das Fundbüro der Stadt Haldensleben.

Die Sammlung der verlorenen Gegenstände verändert sich stetig. Vieles wird abgeholt, aber auch neue, teilweise absurde Funde, werden wöchentlich abgegeben. „Erst kürzlich kam eine Dame vorbei, die eine Drohne in ihrem Garten entdeckt hat. Wie es aussieht, sogar ein teures Modell“, erzählt Simone Groß. „Vermutlich hatte der Besitzer sie aus den Augen verloren und nach dem Absturz nicht wiedergefunden. Warum er dann aber nicht zu uns gekommen ist, weiß ich auch nicht.“

Doch die Drohne ist bei weitem nicht das Merkwürdigste, das in den vergangenen Jahren abgegeben wurde. Neben einem Luftgewehr, einer Motorsäge und einem Ehering brachten zwei Jungen einmal eine alte vermoderte Handtasche vorbei. Sie hatten sie beim Spielen in einem Gebüsch entdeckt. Simone Groß erinnert sich: „Es war leicht zu erkennen, dass es mal ein gutes Stück gewesen war, Parfüm und alles war noch drin. Sogar das Portemonnaie, ohne Geld versteht sich.“ Über den Personalausweis konnte die Besitzerin ausfindig gemacht werden. Sie hatte sich vor ein paar Monaten beim Einkaufen beobachtet gefühlt und die Handtasche daher, eigentlich gut gesichert, über der Schulter getragen. Wie sie ihr trotzdem auf dem Weg vom Laden zum Auto entwendet werden konnte, ist ihr bis heute ein Rätsel.

Geschichten wie diese machen das Bürgerbüro manchmal fast zu einem Krimi-Schauplatz. „Wir fragen uns auch bis heute nach der Geschichte der motorisierten Heckenschere. Die hat die Polizei sichergestellt und zu uns gebracht, ohne Erklärung...“, so Simone Groß.

Doch meistens geht das Leben einen geruhsamen Gang. Vergessene Sporttaschen, in denen Name und Klasse eines Kindes stehen, oder ein Handy, über dessen Vertrag der Halter ermittelt werden kann, sind häufige Funde. „Wir freuen uns immer sehr, wenn wir etwas zurückgeben können“, sagt Simone Groß.

Doch was passiert mit den Sachen, die niemand abholt? Die dürfen nach einem halben Jahr versteigert werden. Simone Groß erklärt: „Natürlich geht das nicht immer. Handys zum Beispiel verwahren wir, da könnten ja noch Daten drauf sein und auch Schlüssel lagern wir ein.“ Bis dahin liegen sie in Kisten verwahrt und warten im Keller des Bürgerbüros auf ihre Besitzer.