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Gemeindehaus Sanierung steht vor dem Abschluss

Für 1,18 Millionen Euro wird das Gemeindehaus Althaldenslebensaniert. Das Ergebnis konnten Besucher bei einem Tag der offenen Tür bestaunen.

Von André Ziegenmeyer 13.02.2017, 00:01

Althaldensleben l Steckdosen und Deckenlampen fehlen noch. Aber sonst sind die Arbeiten am Gemeindehaus fast abgeschlossen. Bei zwei Führungen informierten Pfarrer Jens Schmiedchen von der evangelischen Kirchengemeinde Luther und Architektin Sina Stiebler am Sonnabend, was sich während der umfangreichen Sanierung alles getan hat.

„Im Jahr 2012 haben wir uns als Kirchengemeinde überlegt, was wir mit diesem Gebäude machen wollen“, blickte Jens Schmiedchen zurück. Dabei spielten zwei Gedanken eine wichtige Rolle. Zum einen sollte das Haus im Besitz der Kirchengemeinde bleiben. Zum anderen sollte es als Ort der Begegnung für Althaldensleben dienen. Auf dieser Grundlage entstand die Überlegung, in Zusammenarbeit mit einem sozialen Träger eine Tagesbetreuung für an Demenz erkrankte Menschen anzubieten. Zwei Jahre lang suchte die Kirchengemeinde nach einem Kooperationspartner. Parallel lief bereits die Entwurfs- und Bauplanung.

Doch die Suche blieb vergeblich. Laut Jens Schmiedchen hätten verschiedene Träger zunächst Interesse gezeigt. Doch bei der vertieften Prüfung habe sich ergeben, dass das Gemeindehaus für die Betreuung älterer Menschen eine zu kleine Kapazität habe und damit für die Träger unrentabel sei.

Daher wurde der Plan geändert. Nun soll das Gebäude der Kinder- und Jugendhilfe dienen. Mit dem Cornelius-Werk fand sich ein Träger. Ein Vorvertrag wurde geschlossen. Auf Basis eines Mietvertrages wird das Gemeindehaus am 1. März übergeben. „Ab dem 1. April sollen die ersten Jugendlichen einziehen“, informierte Jens Schmiedchen. Insgesamt sollen in der Einrichtung acht männliche, minderjährige Jugendliche ab zehn Jahren unterkommen. „Es handelt sich um Kinder, die auf Anordnung von Jugendämtern aus ihren Familien herausgenommen wurden“, so Schmiedchen. Unter anderem seien sie Opfer von Gewalt geworden.

Die Jugendlichen sollen nicht nur kurzfristig untergebracht werden, sondern dauerhaft im Gemeindehaus wohnen. Mithilfe einer 24-Stunden-Betreuung sollen sie das Erlebte verarbeiten und einen neuen Grundstein für ihr weiteres Leben legen.

Sina Stiebler betonte, dass der Bedarf in Sachen Kinder- und Jugendhilfe enorm sei. „Allein im letzten Jahr hat das Cornelius-Werk in Sachsen-Anhalt 15 neue Wohngruppen eingerichtet“, informierte die Architektin. Nicht zuletzt handele es sich beim Cornelius-Werk um einen erfahrenen Träger, der sich seit Jahren in diesem Bereich engagiere. Wenn es allein nach dem Bedarf ginge, so Stiebler, hätte die Sanierung des Althaldensleber Gemeindehauses gern schon im Dezember abgeschlossen sein dürfen.

Auf der anderen Seite hatten die Arbeiter aber auch reichlich zu tun. Ursprünglich wurde das Gebäude 1722 als Althaldensleber Dorfschule errichtet. 1856 wurde es zu seinem heutigen Erscheinungsbild umgebaut. Doch seither sei nicht mehr viel geschehen. „Deshalb war eine grundlegende Sanierung nötig“, sagte Jens Schmiedchen.

2015 begann die Entkernung. Seither haben die Arbeiter unter anderem das Dach neu eingedeckt und die Unterkonstruktion denkmalgerecht saniert. Auf der Seite zur Dieskaustraße wurden alte Dachpfannen nach gründlicher Reinigung wieder verwendet. Auf der anderen Seite wurden neue verlegt. Dort zeigt sich nicht zuletzt auch eine neue Gaube. Die Fassade wurde auf der Vorderseite gereinigt und neu verfugt. Auf der Rückseite hatten die Arbeiter deutlich mehr zu tun. Die Gefache wurden komplett neu gemauert. Die Struktur des historischen Fachwerks blieb laut Jens Schmiedchen dabei erhalten. Die Raumstruktur im Inneren wurde im Hinblick auf die neue Nutzung behutsam angepasst.

Wie Sina Stiebler informiert, sei so ein „familienanaloges Wohnhaus“ entstanden. Will heißen: Die Räume sind nicht übermäßig groß. Die Jugendlichen leben in Einzel- oder Doppelzimmern - so wie in einem gewöhnlichen Einfamilienhaus. Das Ziel sei es gewesen, eine gesellschaftlich sinnvolle Nutzung mit dem Erhalt eines Baudenkmals zu kombinieren. Daher sei die Sanierung so natürlich und ökologisch wie möglich erfolgt, ohne den wirtschaftlichen Aspekt zu vernachlässigen. Unnötige Eingriffe in die ursprüngliche Struktur des Hauses wurden vermieden. Wie die Architektin weiter ausführte, belaufen sich die Gesamtkosten auf 1,18 Millionen Euro. „Ich hätte aber auch drei Millionen Euro umsetzen können“, erklärte Sina Stiebler lächelnd. Denn durch die Sanierung sollte das Gemeindehaus mit seinen Nebengelassen nicht nur optisch verschönert, sondern dauerhaft für die Zukunft gesichert werden. Gefördert wurden die Arbeiten unter anderem durch die Programme „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ (303 000 Euro), sowie „Leader“ (280 000 Euro), die Aktion Mensch und diverse Kleinstiftungen. Die Eigenmittel der Kirche beliefen sich auf 258 000 Euro.

In den 1,18 Millionen Euro ist aber auch die Neugestaltung des Außengeländes sowie die Sanierung von drei Nebengebäuden inbegriffen. Eine kleinere Scheune soll den Jugendlichen künftig als Hauswirtschaftsraum dienen. Die ehemalige Waschküche wurde zur „Medienzentrale“, in der unter anderem die verschiedenen Anschlüsse wie Wasser und Strom gebündelt sind. Beide Gebäude befanden sich ursprünglich ebenfalls in einem sehr schlechten Zustand. Jetzt fehlt nur noch der Außenanstrich.

Bei dem vierten Gebäude handelt es sich um eine größere Scheune. Sie soll künftig Platz für Veranstaltungen bieten. Im Inneren sind ein Gemeinschaftsraum, ein Sanitärbereich und eine Küchenzeile geplant. In Richtung Garten soll sich eine Terrasse an das Haus anschließen. „Die Arbeiten an der Pfarrscheune sollen in zwei Wochen beginnen“, informierte Sina Stiebler. Für die Arbeiten werden sechs bis sieben Monate veranschlagt.