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Heimat Döhrener erschließen Geschichte

Ein Rechnungsbuch aus Döhren von 1831 bis 1852 gibt Aufschluss über die kommunalen Finanzen der Vorfahren. Es stammt aus einem Nachlass.

Von Anett Roisch 13.03.2017, 00:01

Döhren l Mit großem Gepäck hat Dr. Werner Grupe aus Etingen Marita Bullmann in Döhren besucht. Sie kümmert sich um die Ortsgeschichte und hat gerade im Jahr 2017, das für den Ort reich an Jubiläen ist, viel vor, um die Historie ihres Heimatortes für Interessenten aufzuarbeiten. Werner Grupe hat ein altes handgeschriebenes Buch mitgebracht, in dem Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde Döhren von 1831 bis 1852 verzeichnet sind. Außerdem liegt in dem Buch ein Protokoll über eine Revision der Jahre 1885 und 1886.

Das Buch stammt aus dem Nachlass von Werner Grupes Schwiegervater. Der Weferlinger Tierarzt Dr. Gustav Reichwald wurde 1906 in Döhren geboren, er starb 1985. Sein Vorfahr Friedrich Christian Reichwald (1795 – 1867) war Ackermann, Ortsschulze und Kirchenvorsteher, so weist es die Ahnentafel der Familie Reichwald aus. Und jener Friedrich Christian Reichwald hat also auf jeweils vier bis acht Seiten alle Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde für jeweils ein Jahr notiert – auf Taler, Silbergroschen und Pfennig genau.

Einnahmen, das war in der Regel die Pacht, zum Beispiel für eine Gemeindewiese, für die Gemeindeschmiede, die jeweils für drei Jahre verpachtet wurde, für einen kleinen Garten, den Steinbruch, eine Tränke und einiges mehr. Bei den Ausgaben war die größte das Gehalt für den Ortsschulzen, es betrug 24 Taler und 19 Silbergroschen. Ansonsten stehen zum Beispiel Transportkosten, Grundsteuern für Gemeindegrundstücke, Arbeitslöhne für kleine Leistungen, verschiedene Beiträge, Kosten für Gesetzblätter und für den Einband an den Buchbinder in Weferlingen und auch Groschenbeträge wie Portokosten zu Buche.

Aus heutiger Sicht ist bei den knappen Einträgen nicht immer ersichtlich, wobei es bei manchen Einträgen tatsächlich ging. Zu finden sind im Laufe der Jahre aber auch Ausgaben für einen Eimer am Gemeindebrunnen oder für die Reinigung des Gemeindebrunnens, für einen Entbindungsstuhl, für den Sarg der Witwe Dammann, für eine Prämie für den jeweiligen Schützenkönig oder für ein Geschenk für den Lehrer. Es wird eine Weile dauern, bis alle Eintragungen entschlüsselt sind.

Das Buch ist in Sütterlin geschrieben ebenso wie das Buch, das der Heimatverein Döhren im vergangenen Jahr von einem ehemaligen Döhrener erhalten hat, vermittelt durch Familie Hanus aus Weferlingen. In diesem Buch sind alle Verfügungen und Regelungen enthalten, die mit der Teilung des Gutes der Familie von Mahrenholz zusammenhängen, das 19 Döhrener gemeinsam gekauft hatten.

 Obwohl sich die Beteiligten bereits 1810 über den Verkauf geeinigt hatten, stimmte die königlich-preußische Regierung erst 1817 diesem Kontrakt zu. Und das ist eins der Jubiläen, auf das die Döhrener in diesem Jahr verweisen können. Die Akten in diesem Buch wurden übrigens erst 1819 beziehungsweise sogar 1826 verfasst.

Werner Grupe brachte noch zwei dicke Bücher mit, die aus seiner Familie stammen. Werner Grupe ist an Heimatgeschichte genauso interessiert wie einst sein Vater Walter Grupe, der in Weferlingen sehr engagiert war. Bei den Büchern handelt es sich zum einen um eine Illustrierte Familien-Bibel nach der deutschen Übersetzung von Dr. Martin Luther mit erklärenden Anmerkungen von Professor Dr. Otto Delitsch aus dem Payne-Verlag.

Zum anderen geht es um eine Kirchen-Postille mit Predigten von Dr. Martin Luther zu den „Episteln für alle Sonn- und vornehmsten Festtage des ganzen Jahres, zur religiösen Erbauung in den Familien aller Stände“ aus dem Verlag Schoen & Krieger. Beide enthalten zwar keine Angabe über das Jahr der Herausgabe, sie dürften aber Ende des 19. Jahrhunderts erschienen sein. Die Bücher könnten vielleicht das Aktionsjahr Kirche, das in Döhren in diesem Jahr begangen wird, bereichern, meinte Werner Grupe. Das sieht Marita Bullmann vom Heimatverein genauso.

Das Aktionsjahr, in dem Spenden für die sanierungsbedürftige Kirche gesammelt werden sollen, wird am 7. Mai mit einem Festtag beginnen. Ein buntes Programm für diesen Tag wird vorbereitet. Der Tag soll um 11 Uhr mit einem Fest- und Taufgottesdienst beginnen, vielfache Unterhaltung an der Kirche mit Live-Musik und Moritaten aus alter Zeit wird sich anschließen. Dazu werden die Einwohner der Dörfer aus dem Pfarrbereich Beendorf-Weferlingen und weiterer Nachbarorte eingeladen, mit dem Fahrrad nach Döhren zu kommen. Natürlich kann auch das Auto gewählt werden.

Der Heimatverein Döhren berät heute Abend schon konkreter, der Gemeindekirchenrat trifft sich ebenfalls in dieser Woche.