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Himmelfahrt Schenck überfällt das Missionsfest

In Emden ist das 14. Missionsfest unter den stolzen, mehr als 500 Jahre alten Eichen bei der Waldschäferei begangen worden.

Von Carina Bosse 27.05.2017, 01:01

Emden l Bei guten Wetterverhältnissen hatten am Himmelfahrtstag zahlreiche Christen aus der gesamten Region rings um Emden – und aus Wolmirstedt, wie Superintendent Uwe Jauch zur Begrüßung betonte – den Weg zum Missionsfest unter den mehr als 500 Jahre alten Eichen des Missionsplatzes angetreten.

„Es hat Tradition Himmelfahrt in freier Natur, die Gott uns gegeben hat, den Gottesdienst zu feiern“, freute sich Pfarrer Hans Heidenreich über die große Schar derer, die mit dem Fahrrad oder dem Auto gekommen waren.

Mit einem Anspiel von Erwachsenen wurde die Tetzelsage vorgeführt. Dazu „reisten“ die Zuhörer und Akteure von Emden nach Flechtingen und in das Jahr 1510 zurück. Viele Geräusche wie Froschgequake, Vogelgezwitscher oder Pferdegetrappel, die von der Erzählerin zur Geschichte vorgelesen wurden, hatten die Mimen mit Hilfe von einfachen Gegenständen oder der eigenen Stimme imitiert.

Mönch Tetzel kommt mit seinem Kasten in das Dorf, um Vergebung der Sünden durch Ablass zu verkünden. Das hungernde, gläubige Volk gibt seinen letzten Groschen, um Vergebung zu finden.

Das stinkt dem Ritter Barward von Schenck auf seiner Burg mächtig. Er bittet Tetzel um Vergebung für eine künftige Sünde und blättert dafür einen ganzen Beutel voller (schokoladiger) Goldtaler hin. Da kann der Mönch nicht widerstehen.

Doch am nächsten Tag bei seinem Abzug wird er überfallen – vom Ritter Schenck, der die Kiste voller Geld stiehlt, sicher, dafür bereits Vergebung erhalten zu haben.

Es heißt, davon ließ der Ritter später die Flechtinger Kirche erbauen. Bis heute beherbergt sie einen Tetzelkasten, der der Sage eine authentische Note verleiht.

Authentisch war auch der Bericht von Jens Schulz, der achteinhalb Jahre seines Leben in Mikronesien diakonisch tätig war. Eine kleine Insel im Südpazifik mit Jahrestemperaturen um die 30 Grad Celsius würden wir Europäer als Paradies bezeichnen, doch das ist sie für die Einheimischen ganz und gar nicht, wie Jens Schulz berichtete.

Immer wieder würden Taifune über die kleine Insel Guam toben, mit Ausmaßen, die die Menschen dort an ihre Grenzen brächten. „Man merkt angesichts solcher Naturgewalten, die mit einem Orkan hier nicht zu vergleichen sind, wie klein man selbst ist“, sagte Jens Schulz.

Auch er unternahm eine Zeitreise. Als Jonathan zog es ihn in das Jahr 1514, wo er als Diener von Dr. Martin und Katharina Luther landete.

Vor dem Lesen und Schreiben stand das Hören der Wörter. Dass Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt hatte, um Gottes Wort verständlich zu machen, sei die „Grundlage allen Wissens“. So jedenfalls hatte es einstmals Katharina gesehen. Martin Luther versuchte zu helfen, stellte den Ablasshandel der Kirche mit seinem Thesenanschlag an den Pranger.

Helfen ganz ohne Worte, sondern mit Taten, das ist es, was das ausschließlich spendenfinanzierte Missionswerk bis heute ausmacht, sprang Jens Schulz wieder in die Gegenwart.

Er habe erfahren können, wie hungrig man nach Wissen sein kann, berichtete er beispielsweise aus einem Diakonie-Krankenhaus aus Assuan in Ägypten. Viele Leute, auch solche, die bettelarm seien, kämen dorthin, um Heilung zu finden. „Wir nehmen die Leute wie sie sind, geben Zuwendung und Liebe“, so Jens Schulz.

Die Kollekte des Missionsfestes wurde für das Missionszentrum gesammelt. Hans Heidenreich lud alle Anwesenden noch zum Verweilen ein.

Sein Dank galt allen, insbesondere den Emdenern, die sich bei der Vorbereitung des Festes und des Platzes eingebracht hatten sowie den Bläsern aus Barleben und Nordgermersleben unter der Leitung von Stefan Heinzel sowie der CVJM-Band aus Haldensleben für die musikalische Ausgestaltung.