1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Husky-Abenteuer ganz ohne Schnee

Hunderennen Husky-Abenteuer ganz ohne Schnee

Beim 4. Schlittenhunde-Wagenrennen im Calvörder Grieps sind 95 Starter mit 350 Huskys angetreten.

Von Anett Roisch 26.10.2015, 00:01

Calvörde l Lautes Gebell und Geheul aus hunderten Hundekehlen mischt sich mit den Anfeuerungsrufen der Zuschauer. An der Startlinie für das vierte Schlittenhunde-Rennen in Calvörde liegt Anspannung in der Luft. Für dieses Rennen ist nicht einmal Schnee nötig, denn die Hunde werden vor Wagen gespannt. Die Schlittenhunde scharren mit den Pfoten. Die Musher - die Führer der Wagen - bremsen ihre Schlitten bis zur Freigabe, während die Vierbeiner schon kräftig anziehen und am liebsten lospreschen würden.

Auf Kommando sausen auch die vier Hunde von Götz Bramowski los. Der Wefensleber stößt sich mit Schwung ab und muss den Wagen auf Kurs halten.

Helmut Gottschlich, Vorsitzender des Sachsen-Anhalter Schlittenhunde-Sportclubs (SASC), kommentiert das Geschehen. „Heute ist ein ganz verrücktes Rennen. Einer der Fahrer ist mit vier Rädern losgerast und auf drei Rädern wieder ins Ziel gefahren. Außerdem sind einem Musher die Hunde durchgegangen“, so Gottschlich. Der Haldensleber zählt die Sekunden bis zum nächsten Start.

Doch nicht die Geschwindigkeit, sondern die Gesundheit, die Sicherheit und das Kontrollieren und Beherrschen der speziell ausgebildeten Hunde steht im Vordergrund. Die Hunde sind gut erzogen und haben gelernt, auf die Stimme des Mushers zu reagieren. So finden immer mehr Hundefreunde an dieser Sportart Interesse, denn die Tiere sind durch den Sport ausgeglichener, sicherer und haben damit auch außerhalb des Sports eine festere Bindung zu Herrchen und Frauchen. Dass die Hunde Spaß am Laufen haben, zeigen sie durch ohrenbetäubendes Geheul im Startbereich. Dabei testen auch die Hunde von Andreas Hollstein immer wieder durch ruckartiges Ziehen, ob der Wagen sich eventuell früher bewegen lässt. Doch erst wenn die Startzeit erreicht ist, gibt der Musher aus Celle in Niedersachsen sein „Okay!“. Dann wird es schlagartig still und die Hunde ziehen vereint los.

Nach der fünfeinhalb Kilometer langen Strecke scheinen die Hunde von Hollstein nicht wirklich erschöpft zu sein. „Im nächsten Jahr im Januar wollen wir nach Tschechien reisen und bei einem Langstreckenrennen mitfahren. Dann kommen die Hunde völlig zufrieden ins Ziel“, weiß Hollstein. Er ist mit seiner Frau Larissa, drei Kindern, zehn Hunden und einigen Freunden angereist. Ganz in Familie haben es sich die Hollsteins zwischen ihren Wohnwagen, Campingstühlen und Hundenäpfen gemütlich gemacht. Tochter Finja jauchzt vor Begeisterung, als sie zusammen mit ihrem Freund Leon in den Schlittenwagen steigen darf. Finjas Bruder Elias passt auf den jüngsten Sprössling Lian, der zwischen den Hunden noch im Kinderwagen schläft, auf.

Inzwischen löst auch Bramowski seine Hunde wieder vom Wagen. Bramowski ist seit 1997 mit Leidenschaft dabei. „Das ist heute für uns zum Anfang der Saison ein optimales Training. Wir nehmen sonst an Europa- und Weltmeisterschaften teil“, erzählt der mehrfache Europameister und bringt seinen Hunden frisches Wasser. Den vierten Platz belegte er bei der Weltmeisterschaft in Österreich. Und auch bei den olympischen Winterspielen in Turin waren Bramowski und sein Team dabei, um den Schlittenhundesport zu demonstrieren.

„Die Huskys sind fit. Die kleinen Hunde liefen mit der gleichen Geschwindigkeit wie die großen, obwohl ich nur vier Hunde vor den Wagen gespannt hatte. Am 22. November sind wir wieder bei der Europameisterschaft in Dänemark dabei“, blickt Bramowski voraus. Beim Kinderhunderennen ist heute auch sein siebenjähriger Sohn Nick mit einem Husky dabei.