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Im Schloss Fledermausnacht in Flechtingen

Etliche Gäste haben im Hof des Wasserschlosses mehr über Fledermäuse erfahren. Zwei Expertinnen berichteten.

Von Carina Bosse 01.09.2015, 01:01

Flechtingen l Sie sind die Jäger der Nacht, lautlos und schnell und hungrig auf 1000 bis 2000 Insekten pro Futtersuche. Dabei gibt es Fledermäuse, die nur wenige Zentimeter groß und superleicht sind. Die Hummel-Fledermaus zum Beispiel wiegt nur zwei Gramm bei gerade mal drei Zentimetern Länge. Ihre Flügelspannweite beträgt zwölf Zentimeter. Die größte Art, die hier heimisch ist, ist das Große Mausohr mit 18 bis 45 Gramm Gewicht bei 13 Zentimetern Länge und 40 Zentimetern Flügelspannweite.

24 verschiedene Arten sind in Deutschland bekannt, 21 davon in Sachsen-Anhalt. Tagsüber hängen Fledermäuse am liebsten irgendwo unterm Dach kopfüber ab. Aber warum eigentlich kopfüber? Ganz einfach, weil sie so ihre Feinde schneller sehen und losfliegen können. Doch wie überall ist der Mensch ihr größer Feind, denn er nimmt den Fledermäusen zunehmend Platz zum Leben.

Diese und viele andere Informationen hatten Kathleen Feige und Cindy Jeschke vom Arbeitskreis Fledermäuse in Sachsen-Anhalt am Freitagabend mit gebracht, als sie zur Bat-Night in den Innenhof der Flechtinger Wasserburg einluden. Viele kleine und große Besucher hatten sich eingefunden, meist Familien, aber auch Paare, die neugierig waren auf die Spurensuche nach den kleinen als Blutsauger manchmal verschrieenen Flughunde. Für manche überraschen war zuhören, dass Fledermäuse nicht etwa verwandt mit den Mäusen sind, sondern vielmehr zum Artenspektrum der Maulwürfe und Igel gehören.

„Viele Geschichten ranken sich um die Fledermaus, die vor rund 50 Millionen Jahren entdeckt worden sind“, berichtete Kathleen Feige, nachdem Cindy Jeschke die Geschichte von Peter-Klaus, der kleinen Fledermaus, vorgetragen hatte.

Natürlich gebe es auch Vampirfledermäuse, drei bekannte Arten würden in Mittel- und Südamerika leben. Doch sie beißen nicht am Hals und saugen, sondern sie ritzen ihre Opfer und nehmen einige Tropfen Blut auf.

Wie sozial Fledermäuse sind wird deutlich, wenn man weiß, dass die Weibchen mit ihrem Jungen (in der Regel eines pro Jahr) in Wochenstuben leben. Männchen haben dort keinen Zutritt.

Nach der Befruchtung, die jetzt etwa um diese Zeit erfolgt, können die Weibchen die Schwangerschaft verzögern. Sie frieren das Sperma bis nach dem Winter ein und werden dann im Frühling alle gemeinsam auf einen Schlag schwanger.

Warum Fledermäuse nachts jagen, erklärte Kathleen Feige damit, dass sie ja die gleiche Nahrung wie Vögel bevorzugen. Vögel sind am Tage auf Futtersuche, so kann sich die Fledermaus, speziell ausgestattet mit Echolot, nachts auf Mücken, Motten, Spinnen und Laufkäfer stürzen.

Erst am Wochenende hatte eine Telemetrie von Rauhautfledermäusen im Nationalpark Unteres Odertal stattgefunden. Mit Hilfe von Funkamateuren sollte in einem Pilotprojekt mit dem Arbeitskreis Fledermäuse erkundet werden, welche Wege die Fledermäuse zurücklegen.

Jährlich werden auch Artenschutz und -bestimmungen vorgenommen. Dabei versuchen die Fledermausfreunde die Tiere in Haarnetzen zu fangen, wiegen, messen und beringen sie. Auf diese Weise, so erzählte Cindy Jeschke, konnte schon mehrfach nachgewiesen werden, dass ein Großer Abendsegler, der im Winter den Drömling bewohnt, jahreszeitlich bedingt in den Spreewald wechselt, wahrscheinlich, weil es dort im Sommer viel mehr Mücken gibt. Entfernungen bis 1500 Kilometern zwischen dem Sommer- und dem Winterquartier konnten durch Registrierung gemessen werden.

Auch die ältestes gefundene Fledermaus mit 34 Jahren wurde auf diese Weise bestimmt.

Nach einem Kreisspiel für die Kinder, bei dem die Fledermaus eine Mücke zu fangen hatte, ging es auf Exkursion in den Schlosspark, wo sich die Teilnehmer auf weitere Spurensuche zu den lautlosen Jäger der Nacht begaben.