1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Goldener Stachel für Ralf Bertram

Imker-Auszeichnung Goldener Stachel für Ralf Bertram

Imkermeister Ralf Bertram hat den „Goldenen Stachel“ verliehen bekommen. Er unterrichtet im Frühjahr und Herbst angehende Imker.

Von Marita Bullmann 14.04.2016, 01:01

Hundisburg l Es summt und brummt auf dem Gelände der Schlossimkerei. Die Bienen schwärmen aus. Dass an diesem Tag an die 40 Gäste das Gartengelände bevölkern, scheinen die nützlichen Tierchen zu ignorieren. Dabei sind die Frauen und Männer extra ihretwegen gekommen, teilweise mit sehr langem Anfahrtsweg. Imkermeister Ralf Bertram bietet seit Monaten jeweils sonnabends Imkerkurse an. An diesem Sonnabend ist Praxis dran.

„Ich hatte nicht mit so vielen Leuten gerechnet“, sagt Ralf Bertram. Es herrscht bestes Frühlingswetter, und der Imkermeister hat einen guten Ruf. Jan Barthel aus Schmerz bei Bitterfeld ist zum zweiten Mal zu einem Praxistag nach Hundisburg gekommen. Der 16-Jährige hat seit einem Jahr Bienen. 100 Kilogramm Honig habe das eine Volk eingebracht, erzählt er Susanne Gegenfurtner aus Magdeburg, während er mit einem Smoker Rauch erzeugt. Der Rauch soll die Bienen beruhigen.

Die junge Frau hat noch keine Bienen. Sie will erst genau wissen, worauf sie sich einlässt. Doch das Interesse ist groß. Auch sie kommt nur zum praktischen Teil des Lehrgangs nach Hundisburg.

Ralf Bertram ist Imker in vierter Generation und Vorsitzender des Haldensleber Imkervereins, der nach seinem Urgroßvater Paul Koch benannt ist. Das Interesse an der Imkerei steigt stetig, stellt Bertram fest. Nach einem großen Einbruch nach der Wende hat sich die Mitgliederzahl im Verein in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. 90 Imker aus der ganzen Region gehören jetzt dazu.

Der Vereinsvorsitzende selbst ist ein gutes Zugpferd. Viele schätzen seine ruhige Art, sein Wissen weiterzugeben. Auch beim Lehrgang am Sonnabend. Sieben Sonnabende dauert ein Lehrgang. „Gut investierte Zeit“, sagt Doreen Fahrenfeld aus Bülstringen. Für die Imkerei hat sie sich schon immer interessiert. Ihr Mann hat sie darin bestärkt, nun damit zu beginnen. Gerald Langer ist ihr schon einen Schritt voraus. Der Bülstringer hat im vergangenen Jahr mit zwei Völkern angefangen.

Mit dem Lehrgang will er sich noch mehr Rüstzeug holen. Als Imker habe er zur Natur viel mehr Kontakt, stellt Gerald Langer fest. Es geht um Fragen wie: Was blüht wann? Was macht der Imker wann? „Man muss die Zeichen aus der Natur erkennen“, sagt er, „das erweitert den Horizont.“ Und eigenerzeugten Honig zu essen, sei ein gutes Gefühl. Außerdem: „Die Imkerei beruhigt einen auch!“

„Die Imkerei ist ein komplexes Thema“, sagt Doreen Fahrenfeld. Deshalb setzt sie zunächst auf die theoretischen und praktischen Grundlagen, aber auch auf den Erfahrungsaustausch mit anderen Imkern. Einige haben schon erste Erfahrungen gesammelt. Und in Bülstringen gibt es drei erfahrene Imker, erzählt sie, da könne sie auch jederzeit fragen.

In diesem Jahr hätten bereits mehr als 250 Imker beziehungsweise Imkerinnen an den Kursen teilgenommen, sagt Ralf Bertram. Nach den weiteren Anmeldungen rechnet er damit, dass in diesem Jahr die „Schallgrenze“ von 1000 Teilnehmern überschritten wird.

Der Imkermeister gibt seit dem vergangenen Jahr sein Wissen auch an Interessenten weiter, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Sein Projekt mit Flüchtlingen aus der Gemeinschaftsunterkunft in Haldensleben läuft immer noch. Inzwischen sind die meisten dieser Flüchtlinge anerkannt und auf Wohnungssuche oder haben eine Wohnung gefunden. Viele ziehen aus Haldensleben weg, weil sie hier nichts finden. Der Imkermeister bemüht sich, wieder andere Zugezogene für die Bienen zu begeistern. Das Imkerprojekt führt Ralf Bertram gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Frank Zschäbitz, der übrigens Vorsitzender des Imkervereins Wolmirstedt ist. Und auch Gerd Fuchs, der Leiter der Gemeinschaftsunterkunft, ist mit im Boot.

Für die drei Männer gab es beim Großimkertag in Soltau den „Goldenen Stachel“, eine Ehrung des Berufsimkerbundes Deutschland und des Europäischen Berufsimkerverbandes. Diese Ehrung wird einmal im Jahr an Imker verliehen, die sich besonders für die Imkerschaft in Europa einsetzen. Ralf Bertram wurde gleich danach gebeten, in Graz in Österreich einen Workshop abzuhalten und seine Erfahrungen weiterzugeben. Einen zweiten Workshop in Malmö musste er aus Zeitgründen leider absagen.