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Integration Wenn Fußball Kulturen verbindet

Sechs Mannschaften waren beim interkulturellen Fußballturnier dabei. Darunter war auch eine Mannschaft aus jugendlichen Flüchtlingen.

Von Franziska Stelter 10.11.2016, 23:01

Haldensleben l Toleranz und Fairness – so lautete das Motto des mittlerweile vierten Jugend-Turniers zur Integration. Und diese Fairness konnte jeder Zuschauer die ganze Zeit in der Sporthalle an der Zollstraße spüren. Angetreten sind sechs Schul-Teams, darunter Nachwuchsfußballer von der Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule und des Professor-Friedrich-Förster-Gymnasiums. Eines war klar: Die Jungs hatten großen Spaß, schließlich verbindet alle die Leidenschaft für den Ballsport. Besonders in der Mannschaft der minderjährigen und unbegleiteten Flüchtlinge war die Laune super. Kein Wunder, denn Spieler Amar* berichtete: „Ich bin ein großer Fußballfan. Die deutsche Nationalmannschaft ist toll, Mesut Özil ist mein Vorbild.“ „Und Toni Kroos, den mag ich gern“, ergänzte sein Kumpel Ramin*.

Die beiden 17-Jährigen kommen aus Afghanistan, leben nun bereits seit elf Monaten in der stationären Jugendeinrichtung für betreutes Wohnen. „In unserer Heimat gab es keine Sicherheit, keine Schule. Hier ist alles viel besser. Wir fühlen uns sehr wohl“, erklärte Amar. Und das merkt man. Beide sprechen bereits gut Deutsch, erst seit fünf Monaten lernen sie die Sprache. Marei Schulz, Leiterin der Jugendeinrichtung und Ansprechpartnerin der Flüchtlinge, sagte stolz: „Die beiden gehen aktuell in die Berufsschule Haldensleben. Amar ist aber schon so gut, dass er bald das Berufsvorbereitungsjahr starten kann.“ Sein Ziel: Er möchte Kfz-Mechaniker werden. Das ist seine zweite Leidenschaft. Neben Fußball natürlich. Auf dem Fußballfeld war er super motiviert, sprintete von einer Seite auf die andere. Mit Erfolg – die Mannschaft der Neuankömmlinge machte am Ende einen großartigen zweiten Platz. „Ein tolles Turnier. Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich hier mitmache. Man lernt neue Leute kennen, es macht Spaß“, fasste Amar mit einem Grinsen zusammen, Ramin stimmte ihm zu.

Dass das integrative Projekt so gut fruchtet, freut auch Stadtjugenpfleger Rolf Koppenhöfer. „Die Integration läuft sehr gut. Besonders dieses Turnier, das wir im nächsten Jahr weiterführen wollen. Außerdem bieten wir auch einmal in der Woche Freizeitsport in der Turnhalle der Erich-Kästner-Grundschule an.“ Jeden Montag kommen hier Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren zusammen, spielen Fußball. Und das klappt trotz der großen Altersspanne und den verschiedenen Kulturen – darunter Kurden, Iraner, und Eritreer – sehr gut. „Natürlich gibt es einige Hitzköpfe, aber wenn ich eine Ansage mache, dann ist es auch wieder gut. Jeder akzeptiert es, wenn ein Erwachsener ernst wird. Besonders die Afrikaner haben viel Respekt vor mir, geben mir jedes Mal die Hand zur Begrüßung. Die Deutschen kommen rein, sagen kaum Hallo und wollen nur den Ball“, sagte Koppenhöfer. Am vergangenen Montag spielten 28 Fußball-Begeisterte mit, der Großteil von ihnen kam nicht aus Deutschland.

Um die Integration über den Sport hinauszubringen, plant Koppenhöfer schon ein neues Projekt. Er möchte gemeinsam mit den Schulen und den integrierten jugendlichen Flüchtlingen einen Stadtplan von Haldensleben gestalten. Der soll, anders als gewöhnliche Karten, modern und kreativ werden. So lernen Neuankömmlinge die Stadt gleich viel besser und lieber kennen. „Da sind wir aktuell in der Planung und suchen gerade noch nach Jugendlichen mit einem kreativen Händchen und einem Kopf voller Ideen“, erklärte Koppenhöfer.

 

*Namen von der Redaktion geändert