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Karneval Narren feiern zum 40. Mal Kussfreiheit

40 Jahre Karnevalclub haben die Calvörder Narren gefeiert. Zum Gratulieren kamen auch viele Gäste.

Von Anett Roisch 27.02.2017, 00:01

Mannhausen l „Seid willkommen in der Stadthalle in Mannhausen! 40 Jahre lang vielen Menschen auch über unsere Region hinaus Freude zu bringen, sie für ein paar Stunden den Alltag vergessen zu lassen und sie mitzunehmen in die bunte Welt des Karnevals, ist keine ganz leichte Aufgabe“, gestand Frauke Ueckert, Vorsitzende und Präsidentin des Calvörder Karnevalclubs (CKC) bei der Begrüßung am Freitagabend. Und doch haben die Calvörder Narren ihre Mission jedes Jahr gemeistert.

In eigener Sache erklärte die Präsidentin ihr Outfit. “25 Jahre stand ich mit dem Elferrat auf der Bühne. 25 Jahre lang versaut mir die Elferratskappe die Frisur. Zum 40-jährigen Jubiläum meines CKC habe ich mir mal richtigen Fummel gekauft und die Haare schön“, sagte sie und zeigte auf ihr sexy rotes langes Abendkleid.

Mit einer Bildershow blickte die Vorsitzende auf 1977 zurück. Auf Einladung des Calvörder Dorfclubs trat damals der Hörsinger Karnevalsverein in der Waldgaststätte Grieps auf. Nach diesem gelungenen Abend war die einhellige Meinung der Mitglieder des Dorfclubs: „Was die Hörsinger können, das können wir auch.“ Diese Idee nahm Gestalt an, als am 10. Juli 1977 in geselliger Runde der 50. Geburtstag von Chorleiter Bodo Kretschel gefeiert wurde. Das war die Geburtsstunde des CKC. Einige der Vereinsgründer, wie Günter Scheer, Otto Lüders, Werner Püls, Willi Kühnel, Werner Wollenheit, Helga Staats und Karin Zinn waren auch am Freitagabend anwesend.

„Es gab Hürden zu bewältigen, denn der CKC sollte schon am 11.11.1977 auftreten. Es galt, in vier Wochen Mitwirkende für einen Stimmungschor, für ein Damenballett und auch Büttenredner zu finden. Dekoration und Kulisse zu bauen und dann auch noch ein ansprechendes Programm aus dem Boden zu stampfen. Nicht machbar? „Doch wenn Calvörder sich etwas vornehmen und so richtig in Fahrt kommen, scheint nichts unmöglich. Der CKC hatte seine Weltpremiere“, schilderte die Präsidentin und wusste: „Das war der Kracher. Die Eintrittskarten für die Veranstaltungen im Grieps wurden wie Goldstaub gehandelt. Ein Mal ist sogar die Bühne mit den Tänzern zusammengebrochen.“ Klaus Zimmermann ergänzte als Co-Moderator: „Das Schöne war, dass es Anfragen aus Potzehne, Köckte, aus Neuferchau… gab.“

Auf der Leinwand waren Fotos der Prinzenpaare zu sehen. Beim ersten Paar, Siegrid Reibiger und Ulrich Stottmeister, wurde die erste Kussfreiheit ausgerufen. „Da wurde wochenlang drüber getratscht. Kussfreiheit 1977 – stellt euch das vor!“

Von den 32 Prinzenpaaren sind noch acht verheiratet und zwar miteinander. Dazu gehören Reinhild und Peter Eikel, die tosenden Beifall bekamen. Als schönstes goldenes Prinzenpaar gingen Gretchen und Alois Ackermann in die Geschichte des Vereins ein. Während es in den Anfangsjahren, in denen Maxe Wolf als Präsident regierte, 52 Mitglieder waren, sind es heute 122 – allein 38 Mädchen und Jungen in der Kindertanzgruppe.

Zu den Karnevalisten der ersten Jahre zählen auch Gerda und Erhard Gadau. Während Gerda Gadau in der Bütt stand und für den Elferrat Prilleken gebacken hatte, saß ihr Erhard im Elferrat und stützte so manches Mal den einen oder anderen Nachbarn neben ihm ab. Das Paar feierte im November des vergangenen Jahres ihre diamantene Hochzeit. Gadaus bekamen nun Blumen und ein Foto zur Erinnerung. Im Gegenzug freute sich Frauke Ueckert über einen Orden aus frisch gebackenen Prilleken.

Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) gestand: „Frauke hat mir zuvor gesagt, dass ich eine humorvolle Rede nicht hinbekomme. Und eine seriöse Rede will an diesem Abend keiner hören.“ So überbrachte er nur Glückwünsche und einen Briefumschlag mit einem Geldschein. Er beschrieb die Vereinsarbeit als Erfolgsgeschichte und bemängelte, dass die Präsidentin nicht die Ehrennadel der Gemeinde Calvörde trug, die sie vor drei Wochen bekam. Obwohl sie Bedenken beim Nadelstich um ihr Prachtkleid und Angst hatte, das Gold zu verlieren, heftete sie sich die Auszeichnung doch noch an die Seide. Stilecht mit Zylinder trat Flechtingens Verbandsgemeindebürgermeister Mathias Weiß (parteilos)ans Mikrofon. In Reimen gab er zu verstehen, dass die Gemeinde sparen muss. Aber nicht nur die Kommune sei im Sparzwang, sondern auch Weiß beteuerte, dass er sich selbst einiges vom Munde abspart. Nur halbseitig rasiert und mit abgeschnittenem Frack verkündete er, dass er sein letztes Geld für den Nachwuchs mitgebracht hat.

Auch die Delegationen vom Süplinger Narrenbund, Hörsinger Karnevalsverein, Neuenhofer Karnevalsverein sowie Traditions- und Heimatverein Uthmöden hatten Präsente und ihre Schlachtrufe dabei. Die Präsidentin wies darauf hin, dass Damen, die irgendein Problem haben, nach 23 Uhr beim Uthmöder Georg Kusian, der im Bischofskittel angereist war, beichten können. „In Uthmöden hat der CKC jahrelang seine Auftaktveranstaltung durchgeführt. Der Club war uns ein großes Vorbild“, schwärmte Kusian.

Zu den Gratulanten gehörten die Heimatfreunde aus Altenhausen und Calvörde. Während alle Freunde und Sponsoren mit Jahresorden belohnt wurden, bekamen die Gäste Fläschchen mit Feuerwasser spendiert. Die Festtagsgesellschaft stieß auf die nächsten 40 närrischen Jahre an.