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Kirchengespräch Ausländergruppe bringt Impulse

Wie erleben Christen aus aller Welt die Kirche, wie nehmen sie Luthers Reformation wahr? Ein Gespräch mit internationalen Gästen.

Von Carina Bosse 10.09.2015, 01:01

Beendorf l Auf dem Altar in der Beendorfer Kirche stehen Töpfe, einfache Kochtöpfe neben Kerzen und Blumen. Pfarrer Thomas Vesterling hat sie mitgebracht und dort hingestellt. Die Töpfe sind sein Symbol in einem ganz besonderen Gottesdienst, den die Beendorfer Kirchengemeinde mit Gästen aus vielen Ländern feiern kann. Die „Global Young Reformers“, so nennt sich die Gruppe, ist ein Projekt von vielen in der Reformationsdekade „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“.

Thomas Vesterling füllt die Töpfe mit allerlei Gewürzen, aber „dabei kommt es auf die richtige Mischung an“, sagt der Pfarrer. So wie bei den Menschen: Herzlichkeit, Meckern, Liebe, Schimpfen und viele andere Zutaten machen das Leben, das Zusammenleben aus.

Und auch wenn die ausländischen Gäste die Worte sicher nicht so schnell verstehen können, ist die Gemeinschaft an diesem Vormittag etwas ganz Besonders. So wie beim Kochen, wenn ein Gericht ganz besonders gut gelingen soll, weil Familie oder Freunde daran teilhaben werden.

Es sei die Liebe, „die Gott uns ins Herz gegossen hat“, die das möglich macht und zurückgegeben, verteilt werden will, sagte der Pfarrer auch mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik in Deutschland.

Nachdenkliche Worte und eine herzliche Einladung, noch zu verweilen, lässt keinen Beendorfer an diesem Vormittag so schnell wieder nach Hause gehen.

Die Stühle in der Kirche werden zu einem großen Kreis gestellt, um sich im Anschluss noch austauschen zu können. Artur aus Nigeria ist der erste, der sagt, über das Gebet stünden alle gemeinsam in Kontakt, egal, in welcher Sprache es gebetet wird. Dass er die Sprache nicht verstehen konnte, gab ihm Zeit zum Nachdenken, sagt der junge Mann.

Auch Danielle aus Surinam lässt den Gottesdienst noch einmal Revue passieren. Sie versteht die niederländische Sprache und konnte dem Gottesdienst so ganz gut folgen. „Vieles ist hier ähnlich wie in meinem Land“, erzählt sie.

Wie auch schon zuvor bei einem Gottesdienst in Wittenberg vermisst Elisabeth aus Estland hier die Sündenvergebung. Sie sei bei ihr daheim Bestandteil jedes Gottesdienstes. Dafür mag sie die niedlichen, kleinen Kirchen hier besonders.

Von einem ganz anderen Beginn des Gottesdienstes in seinem Land berichtet Macarius aus Tansania. Mit singen, lobpreisen und tanzen geht es sehr viel bewegter und fröhlicher zu. Im Gottesdienst werde in seinem Land genau darauf geachtet, wo sich der Pfarrer hinwendet. Gewundert habe er sich, dass in Beendorf so leise und ruhig mitgesungen wurde. Der gemeinsame Gesang sei bei ihnen sehr viel lauter und aktiver.

„In meiner Kirche dürfen auch andere mitmachen.“ Diese Aussage von Cedric aus Südafrika stimmt Pfarrer Thomas Vesterling nachdenklich. Er nimmt sie zum Anlass, um die Gemeinde aufzufordern, sich aktiver in den Gottesdienst einzubringen, vielleicht selbst Texte zu lesen.

Sehr verwundert zeigte sich Cedric auch, dass alle Frauen in Hosen in die Beendorfer Kirche gekommen waren. Das sei in seiner Heimat undenkbar, wo alle Frauen Röcke oder Kleider tragen, wenn sie in die Kirche gehen.