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Knöllchen Ein Meter Kofferraum kostet 20 Euro

Knöllchenärger in der Alvensleber Straße: Der Haldensleber Günter Schardy bekommt Strafen für sein auf den Gehweg ragendes Auto.

Von Alexander Rekow 23.12.2016, 00:01

Haldensleben l Verärgert sitzt Günter Schardy vor den Anhörungsschreiben der Stadt. In diesen wird ihm vorgeworfen, zwei Verkehrsordnungswidrigkeiten begangen zu haben. „Sie parkten verbotswidrig auf dem Gehweg“, geht aus den schriftlichen Verwarnungen, die er im September erhalten hat, hervor. Jeder der Verstöße kostet ihn 20 Euro. Der Vorwurf: Schardy parkte seinen Skoda Kombi auf seiner Hofeinfahrt – und das Heck ragte knapp einen Meter auf den Gehweg.

„Vor der Sanierung war die Straße breit genug, um auf beiden Seiten zu parken“, sagt Schardy. Er erinnert sich nur zu gut daran, dass den vorher unbefestigten und oftmals aufgeweichten Schotter-Gehweg kaum jemand nutzte. „Es gab auch keine städtische Straßenreinigung oder gar Kontrollen der parkenden Autos.“ Heute befinden sich in der Alvensler Straße neue, gut 2,5 Meter breite Grünstreifen mit Bäumen, wozu auch Schardy seinen Anteil beisteuerte. Dass er nun aber nicht mehr auf der von ihm mitfinanzierten Straße parken kann wie gewohnt, ärgert ihn. Er vermutet „Abzocke“.

Stadtpressesprecher Andreas Radeck erklärt dazu, dass in der Alvensleber Straße auf beiden Seiten geparkt werden könne. Außer am Mittwoch, da dann die Straßenreinigung von 6 bis 8 Uhr ihre Arbeit verrichtet. In diesem Zusammenhang kontrolliere die Stadtwache zwei bis drei Mal monatlich, ob das Parkverbot auch eingehalten wird, erklärt Radeck.

„Jeden Mittwoch zwischen 5.30 und 7 Uhr kommt die Straßenreinigung, dafür müssen alle Autos weg, sonst gibt es ein Ticket“, sagt Schardy. Gleich vier Autos muss der 56-Jährige unterbringen, und das stellt ihn vor ein Problem. Das Auto seiner Tochter parkt auf seinem Hof, der Kleinwagen seiner Frau steht bei der Nachbarin in der Hofeinfahrt und vor seinem Haus hat er für sein großes Taxi extra den Vorgarten durch einen Parkplatz ersetzt. Hinzu kommt sein privater Skoda in der eigenen Einfahrt – der jedoch um den besagten Meter zu lang ist.

„Ein Parkverbot in der Alvensleber Straße besteht lediglich mittwochs von 6 bis 8 Uhr während der Straßenreinigung. Anwohner, die ihr Fahrzeug während dieser Zeit nicht auf ihrem Grundstück unterstellen können, haben die Möglichkeit, auf den rund 300 Meter entfernten öffentlichen Parkplatz Alvensleber Straße/Ecke Hafenstraße auszuweichen“, erklärt dazu Andreas Radeck. Von den Fahrzeugen, die zu den Reinigungszeiten trotzdem dort parken, notiert der Fahrer der Kehrmaschine die Kennzeichen.

Dass er nicht auf dem neuen breiten Gehweg parken darf, ist Günter Schardy bewusst. „Der Gehweg muss mit einem Kinderwagen passierbar sein“, weiß er genau. Laut Schardy ist das aber der Fall, denn die gepflasterte Auffahrt bietet genügend Platz – selbst wenn dort sein Auto steht. „Würde ich den Skoda auf die Straße oder die Grünfläche stellen, kostet mich das 15 Euro. Mache ich Platz für die Straßenreinigung und stelle ihn in meine Einfahrt, kostet mich das 20 Euro“, ärgert sich der Anwohner.

Auch einen Grund für das „plötzliche Abkassieren“ hat Günter Schardy für sich ausgemacht: die leere Stadtkasse. „Für die Gerichtskosten kann ich nichts“, empört er sich und nimmt damit Bezug auf die verschiedenen Rechtsstreitigkeiten, in denen sich die Stadt Haldensleben derzeit befindet.

„Einen Anstieg der Kontrollen gab es seit dem Ausbau der Straße nicht“, versichert Andreas Radeck jedoch und meint, dass seit dem Ausbau vermutlich mehr Verstöße als zuvor festgestellt würden.

Günter Schardy unterstreicht, dass er sich immer an geltende Gesetzte halte und auch zahle, wenn er etwas falsch mache. Doch aus seiner Sicht stellt das auf den Gehweg ragende Heck seines Autos überhaupt kein Problem dar.